Hallo Friend,
in den letzten Wochen gab es so viele, meistens negative Nachrichten, dass eine Meldung etwas untergegangen ist. Ab dem 1. Januar 2025 wird die Wegzugsteuer für Expats und Auswanderer in Deutschland ausgeweitet.
Bisher galt diese Steuer nur für Anteile an Kapitalgesellschaften, nun wird sie auch auf Investmentfonds wie ETFs und Spezialfonds ausgeweitet, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden. Wer beispielsweise 500.000 Euro in einen einzigen ETF investiert hat, muss bei der Ausreise aus Deutschland die sogenannte Wegzugsteuer zahlen.
Geänderte Wegzugsteuer ab dem 1.1.2025
Die Steuer wird als fiktiver Gewinn behandelt, als ob die Anteile am Tag des Wegzugs verkauft worden wären. Dies bedeutet, dass die Steuer aus anderen liquiden Mitteln gezahlt werden muss. Diese Regelung betrifft nicht nur Auswanderer, sondern auch Personen, die vorübergehend nach Deutschland ziehen.
Auch Erbschaften und Schenkungen können dieser Steuer unterliegen. Rückkehrer haben innerhalb von sieben Jahren unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, die Steuer zurückzufordern. Mit dieser neuen Regelung soll eine bestehende Besteuerungslücke geschlossen werden.
Vielleicht fragst du dich, warum das für dich relevant sein sollte, insbesondere wenn du weder ein großes Vermögen hast noch planst, aus Deutschland wegzuziehen. Der Schritt, auch das ersparte ETF-Vermögen zu erfassen, könnte ein Türöffner sein, künftig auch verstärkt auch an das angesparte ETF-Vermögen ranzugehen. Obwohl die Grenze derzeit bei einer halben Million Euro liegt, kann sie schnell gesenkt werden, wenn der Staat wieder mehr Geld benötigt. Dann könnte die Grenze vielleicht nur noch bei 250.000 Euro liegen. Die Möglichkeit einer Verschärfung dieser Regeln sollte man in der Politik stets berücksichtigen.
Der Staat hat nichts zu verschenken. Die kostspieligen Steuergeschenke in der Vergangenheit der SPD müssen irgendwie refinanziert werden, und vermeintlich Reiche sind oft die einfachsten Ziele. Warum „vermeintlich“? Weil alle nach 1970 Geborenen möglichst viel privat für die Altersvorsorge sparen sollten, da das Rentensystem auf wackligen Beinen steht. Viele politische Entscheidungen werden nicht für Jahrzehnte getroffen, sondern eher für die nächste Legislaturperiode. Die persönliche Altersvorsorge hingegen ist auf Jahrzehnte ausgelegt. Wenn man sich auf eine 1-ETF-Strategie festgelegt hat und plötzlich solche Entscheidungen getroffen werden, sollte man aufmerksam bleiben.
Wie vermeide ich künftige Steuern bei ETFs?
Es gibt jedoch Möglichkeiten, diese Wegzugsteuer zu vermeiden und sein Portfolio so aufzustellen, dass es einen nicht betrifft. Die einfachste Option: Man spart einfach in zwei oder drei breitgestreute ETFs unterschiedlicher Anbieter. Am besten macht man das zu unterschiedlichen Zeitpunkten, denn hier spielt auch die Fifo-Regel mit rein. Fifo steht für First-in-First-out und heißt übersetzt, die zuerst gekauften Anteile werden auch zuerst verkauft.
Dabei ist ein Verkauf der zuletzt gekauften Anteile steuerlich attraktiver. Gerade wenn nochmal so etwas kommen sollte wie die Abgeltungssteuer 2008, hätte es gravierende Auswirkungen auf meine Altbestände. Die wären dann nämlich (zumindest bis zur nächsten politischen Änderung) steuergünstiger gestellt als die anderen.
Übersetzt heißt das: Man bespart beispielsweise ein paar Jahre den Vanguard FTSE All-World und danach dann einige Jahre lang den SPDR ACWI IMI. Zusätzlich kann man auch einen dritten ETF wie zum Beispiel den x-trackers ACWI ESG Screend (gibt es leider nur noch in der ESG-Variante) dazu nehmen, den man dann auch noch einige Jahre lang bespart. Das kann unter Umständen einen Steuervorteil von bis zu 28.000 Euro bringen. Wer mehr darüber wissen will, schaut sich das interessante Finanztip-Video dazu an.
Fazit
Bei der Geldanlage wird es generell nicht langweilig. Politische Rahmenbedingungen und auch etwaige Umstellungen der Fondsgesellschaften sorgen immer für zusätzlichen Handlungsbedarf im Portfolio.
Durch das Aus der Ampel-Regierung wird auch die neue Form des staatlich geförderten Altersvorsorgedepots erstmal nicht kommen. Das war ein FDP-Vorschlag, über den bis zu den Neuwahlen im Februar aller Voraussicht nach nicht mehr abgestimmt wird. So wie es aussieht, wird es die FDP auch sehr schwer haben, überhaupt die 5 %-Hürde zu erreichen.
Es läuft alles auf eine Große Koalition (GroKo) aus CDU und SPD hinaus, die sich während ihrer Regierungszeit um die Altersvorsorge überhaupt nicht gekümmert hat. Vielleicht kommt auch noch ein altbekannter GroKo-Finanzminister wieder zurück, der sein Geld auf dem Girokonto parkt und mit Altersvorsorge so gar nichts am Hut hat.
Oder die Lobbyisten von Friedrich Merzs altem Betätigungsfeld lassen ihren Einfluss spielen und es passiert doch etwas Positives. Aber da haben mit Sicherheit SPD, Grüne und BSW etwas dagegen. Es ist einfach verzwickt!
Als Anleger können wir das alles nicht wirklich beeinflussen. Aber wir können uns selbst um unsere Geldanlage kümmern und schon rechtzeitig die Weichen stellen, dass wir möglichst wenige negative Auswirkungen von politischen Entscheidungen zu spüren bekommen.
Doch zurück zur Wegzugssteuer. Es sind nur die wenigsten Leute davon betroffen. Ich selbst wäre überhaupt nicht davon betroffen, weil ich so ein breit aufgestelltes Portfolio aus Einzelaktien und ETFs habe. ABER: Das Ganze gibt einen kleinen Vorgeschmack, was in Zukunft steuerlich auch mit ETFs gemacht werden kann, damit der Staat damit noch etwas mehr Steuern einnehmen kann.
Aus meiner Sicht ist die 1-ETF-Strategie damit gescheitert. Generell ist es sinnvoller, über Jahrzehnte nicht bei einem einzigen ETF zu bleiben, sondern nach einem gewissen Zeitraum einen neuen ETF besparen. Damit ist man am Ende auch deutlich flexibler bei den Verkäufen.
Dass es steuerlich so schön enden wird wie bei den Kryptowährungen, wage ich mal ganz stark zu bezweifeln. Nach dem extremen Bitcoin-Run der letzten Wochen konnte ich einen Teil mit hohen Gewinnen steuerfrei verkaufen und auf das Tagesgeld-Konto packen. Zumindest in diesem spekulativen Bereich kann man die Steuergesetzgebung positiv für sich auslegen.
Damit wünsche ich Dir einen schönen Sonntag! |