Aber was sage ich da? Immerhin verlege ich Bücher, und die beruhen ja nun unbestreitbar auf der Schrift.
Das erste Buch, das ich verlegt habe, war »Die Gebetsflöte« – ein Märchen, anknüpfend an mündliche Überlieferungen. Und ich erinnere mich an einen Spruch der damaligen Hippiezeit: »Wir wollten nicht auf toten Bäumen schreiben, sondern unter lebendigen Bäumen erzählen.« In diesem Sinne habe ich mein Metier immer als Behelf betrachtet, denn in unserer Zeit kommt man mit mündlichen Erzählungen nicht weit. Und die immer weiter um sich greifenden viralen »Erzählungen« enthalten zu oft wenig Wahres.
Anders ist das bei echten Märchen: Auch wenn sie wenig »real« erscheinen, vermitteln sie Wahrheiten, die wir auf einer tieferen Ebene als der des Verstandes erschauen. Sie bewegen uns tiefinnerlich: Wir erfassen nicht ihre Wahrheit, sondern ihre Wahrheit erfasst uns.
So ging es mir mit den Märchen von Cristina Maria Roters, die selbst in einer märchenhaften Welt großgeworden ist. Dort lernte sie auch das Malen, und so kommen nun ihre bebilderten Märchen zu uns: »Geschichten, die der Wald erzählt«. Es sind Märchen, die die Moosfrau im Wald aufgelesen hat – ja, aufgelesen.
Das Lesen ist eine Gabe, die uns Welten erschließt – so wie das Erzählen. Und ja, Märchenerzähler sind noch unter uns.
Ich kann Euch hier nur gedruckte Bücher anempfehlen, vielleicht als Anregung, sie vorzulesen oder gar frei nachzuerzählen?
In diesem Sinne bleibe ich herzlichst Euer Andreas Lentz |