Subject: Gendern verboten?

Unsere Community braucht deine Hilfe

Liebe Freund*innen,


es geht einfach nicht anders – wir müssen erneut übers Gendern mit euch reden. Seit unserem Gendern-Newsletter Ende Oktober1, in dem wir erklärt haben, warum wir gendern und euch nach euren Stolpersteinen gefragt haben, ist einiges zu dem Thema passiert. Vor allem einer ist passiert: Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident. Er hat sehr populistisch und prominent in seiner ersten Regierungserklärung im Dezember im neu gewählten Landtag ein Gender-Verbot für Schulen, Hochschulen und Behörden angekündigt2 und es damit zur Chefsache erkoren. Und dann ist noch Hessen passiert: Die neue Landesregierung hat ebenfalls ein Gender-Verbot angekündigt und geht weiter als die anderen Bundesländer, denn es soll auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelten. Mindestens letzteres ist verfassungsrechtlich sehr bedenklich: Denn auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist durch die Rundfunkfreiheit geschützt.3


Warum die bayerische Regierung und die hessische Regierung das tun? CDU und CSU hoffen so, einerseits AfD-Wähler*innen zu gewinnen und andererseits davon abzulenken, dass sie sich um bestimmte Probleme nicht kümmern. Dabei macht das Aufspringen auf AfD-Forderungen die Rechtsextremist*innen nur stärker, was wir ja nun alle mittlerweile verstanden haben müssten.
Es scheint egal, dass bei diesem Verbot viel auf der Strecke bleiben und verloren gehen wird. Sichtbarkeit für alle Geschlechter, Möglichkeitsräume für Kinder, Sprache schafft Realität – ihr kennt die Stichwörter so gut wie wir. Es ist so bitter.
Das Gute ist: Es regt sich sehr viel Protest gegen die Pläne, von ganz unterschiedlichen Seiten!4


Was bei uns seitdem passiert ist: Wir bekommen Mails von Menschen, die nun befürchten, dass sie in ihrer Arbeit eingeschränkt werden. Von Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie inklusiv mit Kindern kommunizieren sollen. Von Menschen, die Angst haben, dass ihnen gekündigt werden könnte, wenn sie gendern. Was für schwierige Situationen! Leider können wir keine Rechtsberatung anbieten, wir sind keine Jurist*innen. Aber was wir tun können: Wir können den Community-Joker ziehen und die Frage an euch weitergeben.
Seid ihr Arbeitsrechtler*innen, an die sich Betroffene wenden können? Oder kennt ihr Arbeitsrechtler*innen, die hier beraten können? Dann schreibt uns! Wir sammeln und geben eure Kontaktdaten weiter – an alle, die Rechtsberatung in Sachen Gender-Verbot brauchen.
Also, wenn ihr helfen könnt: Meldet euch! Und wenn ihr Rechtsberatung braucht: Meldet euch ebenfalls, wir hoffen, euch ganz bald mit Kontaktdaten versorgen zu können.


Unsere Solidarität gilt allen, die jetzt Sorgen haben, in ihrer Arbeit eingeschränkt zu werden! Ihr macht wichtige Arbeit – und ihr seid nicht allein!


Ganz liebe Grüße

Euer PINKSTINKS Team


PS: Und wenn ihr mal wieder auf eine Person trefft, die den Sinn vom Gendern nicht versteht, ihr aber keine Lust mehr zum Argumentieren habt, könnt ihr auch einfach unseren beliebten Sketch »Generisches Femininum aus Staffel 2 unserer Gender-Sketche zeigen: Link zu Youtube - Link zu Vimeo.

PPS: Wir sind noch immer entsetzt, dass Bundesjustizminister Marco Buschmann am 6. Februar eine Verschärfung der EU-Richtlinie zum Schutz von Frauen gegen Vergewaltigung blockiert hat.5 Der dringende offene Brief6, den Kristina Lunz vom Centre for Feminist Foreign Policy dankenswerterweise iniitiert und verfasst hat – und den wir zusammen mit weit mehr als 100 namhaften Frauen aus Politik, Kultur und Wirtschaft und feministischen Organisationen gezeichnet haben – konnte Buschmann nicht dazu bewegen, seine Meinung zu überdenken. Ein klares Bekenntnis zu »Ja heißt Ja« und ein besserer Schutz EU-weit wären so dringend nötig! 

Quellen:


1 - PINKSTINKS-Newsletter vom 27.10.23: »Wo drückt das Sternchen?«
2 - spiegel.de: »Söder kündigt Genderverbot für Behörden und Schulen an« und merkur.de: »Bayernweiter Uni-Protest gegen das Gender-Verbot von Söder: über 6000 Unterschriften«  
3 - tagesspiegel.de: »Gender-Verbot: Hessischer Rundfunk kritisiert CDU und SPD« 

4 - geschlechtergerechtesprache.de: »Offener Brief zur Regierungserklärung der Bayerischen Landesregierung unter Markus Söder vom 5. Dezember 2023« und news4teachers.de: »Gegen Söders Genderverbot: Wissenschaftler:innen fordern Freiheit für Schulen und Hochschulen«
5 - spiegel.de: »EU will Frauen gegen Gewalt schützen – aber klammert Vergewaltigungen aus«

6 - centreforfeministforeignpolicy.org: »Dringender offener Brief an Justizminister Buschmann (FDP) und die Bundesregierung zu ihrer Blockade-Haltung zum EU-weiten Schutz von Millionen von Frauen vor Gewalt« und tagesschau.de: »EU-Richtlinie zum Schutz vor Gewalt: ‘Es ist wirklich ein Skandal’«

* GENDERN – GANZ EINFACH *

Wir haben viele Fragen zu Wörtern bekommen, die »Arzt« enthalten. Arztbesuch, Zahnarzttermin, Hautarztpraxis, Hausärztliche Versorgung – um nur ein paar Beispiele zu nennen. »Arzt« ist ein so wichtiges Wort und in so vielen Wörtern im Alltag enthalten, aber hier immer inklusiv und mit Glottisschlag zu formulieren, kann einen Knoten in der Zunge verursachen (welche Ärzt*innen sind da eigentlich zuständig?). Allgemeingültige Vorschläge für euch zu finden, die sprechbar und verständlich sind, das war für uns im Team eine echte Herausforderung. 


Hier hilft es, die Sprache mal ein bisschen aufzudröseln:
Was steckt bei Zahnarzt dahinter? Zahnmedizin, Zahnheilkunde.
Was steckt bei Hausarzt dahinter? Allgemeinmedizin.
Hautarzt? Hautheilkunde hört sich seltsam an, aber Dermatologie würde ja gut gehen.
Und bei Arztbesuch? Kann auf die Praxis ausgewichen werden, also: Besuch der Allgemeinmedizin-Praxis.
Genauso bei Zahnarzttermin: Warum nicht daraus einen Termin in der Praxis für Zahnmedizin machen?
Aus Hautarztpraxis kann dementsprechend eine Praxis für Dermatologie werden.
Und die Hausärztliche Versorgung könnte umschrieben werden mit Allgemeinmedizinische Versorgung.


Unsere Projektmanagerin Annika ist übrigens eine Anhängerin des inklusiven y! Sie sagt Arzty, Arztys. Und geht dementsprechend in die »Arzty-Praxis«.


💜 Waren diese Tipps hilfreich für euch? Wir hoffen es! Mehr zum Thema dann im nächsten Newsletter. 💜

 MAGAZIN

Männlichkeitsarchäologie


Die Suche nach der eigenen männlichen Identität ist Arbeit, Schreibt Nils Pickert. Genauer: Grabungsarbeit. Deshalb hat er sich für seinen Text eine Schaufel geschnappt, um »Männlichkeiten« auszugraben. weiterlesen

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In immer mehr Bundesländern wird das Gendern eingeschränkt – und so Diskriminierung zementiert. Wir erklären, warum wir gendern. Und wie wir euch dabei unterstützen wollen.
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Frauen übernehmen in Beziehungen oft die Care-Arbeit, sind finanziell abhängig und auch beim Sex kommen sie weniger zum Orgasmus. In Freundschaften gehen Menschen viel wertschätzender miteinander um. weiterlesen

Werkstudent*in Community Management und Publishing (w/m/d) gesucht!


Na, ist die Stellenausschreibung für euch interessant? Dann einfach bewerben. Oder weiterleiten. Wir freuen uns!

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VERLOSUNG

Wir verlosen 3 x »Musterbruch« von Patricia Cammarata. 
Der Untertitel von Patricia Cammaratas neuem Buch lautet: »Überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung«. Nach der Lektüre können wir sagen: »Ja! Was für hilfreiche Lösungen!« Danke an den Beltz-Verlag, der uns die Bücher zum Verlosen zur Verfügung gestellt hat. Wenn du an der Verlosung teilnehmen willst, schreibe uns bis 29.2.24 eine Mail mit deiner Adresse an gewinnspiel@pinkstinks.de.

KURZ VERLINKT

Erschreckende Zahlen: Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz hat eine Studie herausgegeben, die zeigt, wie stark Hass im Netz die Meinungsvielfalt und den politischen Diskurs bedroht. Die ganze Studie findet ihr hier, einen guten Text darüber gibt’s bei »Zeit Online«. Daraus leiten sich politische Forderungen ab – Hateaid hat einen offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz verfasst, bei dem PINKSTINKS Erstunterzeichner*in ist. Hier könnt ihr ihn ebenfalls unterschreiben.


Faktenchecks? Rechtsextreme zu Interviews einladen? Nein, lasst es! Thomas Laschyk, Chef von »Volksverpetzer«, schreibt in einem Essay für die »Taz«, wie sich der Umgang von Journalist*innen mit der AfD ändern muss. Und zwar dringend.


Das Gender-Verbot als Bindeglied zwischen radikaler und konservativer Rechte: Wie das funktioniert und warum das so ist, erklärt Autorin und Antifeminismus-Expertin Veronika Kracher in ihrer Kolumne bei »nd-aktuell.de«.

Stevie Schmiedel hat mit ihrer neuen Organisation Wokidoki ein erstes Projekt veröffentlicht: eine Broschüre über §218 für Kirchengemeinden in Deutschland. »Gott, ist §218 noch zeitgemäß?« heißt sie. Finden wir spannend!


Newsletter-Tipp: Der neue Newsletter »Adé AfD« von Autorin und Journalistin Franzi von Kempis. Sie nennt ihn den »wir wollen alle Infos, Tipps, Argumente und Ideen, die wir kriegen können, um zu verhindern, dass Rechtsextreme an die Macht kommen«-Newsletter. Ziemlich umfassend und hilfreich. Hier könnt ihr »Adé AfD« abonnieren.

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