neulich sprach ich mit einem jungen Mann, dessen Vater regelmäßig an MANNdat e.V. spendet. Ihr kennt den Männerrechtsverein nicht? Der fordert zum Beispiel, dass das Bundesfamilienministerium gleich viel „Männerthemen“ wie „Frauenthemen“ fördert. Auf der Webseite sieht man eine Frau, die einen Mann würgt: „Beratung bei häuslicher Gewalt“. Dass es häusliche Gewalt gegen Männer, auch von Frauen ausgehend, gibt, ist unumstritten. Dass Frauen aber strukturell in der Bundesrepublik benachteiligt und deshalb eher gefördert werden müssen, zeigen die Statistiken. Sein Vater hätte den Feminismus satt, sagte der junge Mann. Es ginge einfach zu weit – überall wollen diese Frauen nun mitmischen! Gendersprache, Ampelfrauen, Frauenquoten – es sei absurd geworden. Absurd ist jedoch die Vermischung von Themen. Während MANNdat einerseits zu Recht auf die emotionale Vernachlässigung von Jungen hinweist, beklagen sie die strukturelle Förderung von Frauen als rechtswidrig. Männer würden überall übergangen und die Täter seien Frauen!
Wir haben Hinweise darauf, dass sich unsere Social-Media-Trolle über Männerrechtsportale organisieren und in unsere Accounts einströmen, um diese entweder mit Hasskommentaren oder aber eloquenten, intensiven Diskussionen über den Unsinn des Feminismus lahm zu legen. Dabei werden die Diskussionsstränge so lang, dass wir nicht mehr achtsam mitlesen können und immer wieder Hilfeanrufe von Userinnen bekommen, übergriffige Kommentatoren bitte zu blocken.
Es könnte so viel besser sein. Wenn die Politik tatsächlich mehr für die emotionale Versorgung von Jungen täte. Wenn wir Jungen schon in den ersten Lebensjahren zubilligen würden, sich Liebe zu holen, wann immer sie brauchen. Indem wir sie emotional ansprechen, ihnen mehr Vokabular mitgeben, mit denen sie „Einsamkeit“, „Angst“, „Unsicherheit“ ausdrücken könnten. Wenn sie sich emotional genährt fühlten, so dass sie die strukturelle Benachteiligung von Frauen sehen und aushalten könnten ohne Angst zu haben, dass ihnen nun die Felle wegschwimmen.
Dass das nicht passiert liegt an einem historisch geerbten System, in dem wir alle sozialisiert werden. In unserer kostenlosen Broschüre „Rosa für Alle?!“ für Eltern und Erzieher*innen erklären wir die Auswirkungen dieses Systems vor allem auch auf Jungen. Statt dies zu durchbrechen, fordern rechte Wähler*innen bundesweit ein Ende vom Gender Mainstreaming und eine Rückkehr zu völkischen Idealen, in denen Männer führen (und stets stark sein müssen). Rechtsruck ist ein Genderthema. Auf diese traurige und ernste Note bleibt mir heute nur, euch zu versichern: Genau das treibt uns jeden Tag an. Brücken bauen, verständigen, verändern. Manchmal mit Krawall, aber immer wieder mit großem Verständnis.
Danke, dass ihr dabei helft und wir täglich mehr werden!
Lieben Gruß von eurer Stevie und dem Pinkstinks-Team
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