vielleicht habt ihr’s schon gesehen: In den letzten beiden Wochen haben wir uns verstärkt mit dem Thema Antifeministinnen beschäftigt. Ungegendert – weil wir uns vor allem gefragt haben: Kann eine Frau überhaupt gegen Frauen sein? Spoiler alert: Klar kann sie. Die Frage ist: Warum kann sie nicht anders?
Mit unseren Videos vollziehen wir immer wieder einen Spreizspagat: zwischen denen, die gut bis super informiert und feministisch durchs Leben gehen – wie ihr – und denen, die weder das Wissen noch die Kraft für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Feminismus haben. Das gilt auch für unseren jüngsten Beitrag: 5 Gründe Antifeministin zu sein. (Eine Folge verpasst? Schaut euch hier das komplette Video an!)
Meistens versuchen wir diejenigen zu erreichen, die sich zumindest leise Zweifel leisten können. Denn ja: Wir müssen es uns emotional leisten können, uns mit unseren Problemen und Fehlern auseinanderzusetzen. Psychisch stabil sein. Nicht 30 Sorgen nebenher haben. Sich mit den Bedürfnissen anderer zu beschäftigen, ja selbst mit den eigenen, das kostet nicht nur Zeit und Energie. Es kostet auch Vertrauen. Es weckt Scham und Schuldgefühle. Provoziert Ratlosigkeit und Ohnmacht. Es kann verängstigen und sogar isolieren. Die Konfrontation mit der Idee des Feminismus geht bei vielen weit über die Kraft, die sie täglich aufbringen können – für ein abstraktes Ideal, von dessen Umsetzung in ihrem Alltag spürbar (noch) nichts ankommt. Da muss es schon um die eigene Existenz gehen, um letzte Kräfte zu mobilisieren. Wer im irgendwie erträglichen Alltag aufbegehrt, hat gefühlt viel zu verlieren.
Da hat die politische Rechte leichtes Spiel: Sie nutzt einmal mehr die wachsende Verunsicherung und bietet das klassische Patriarchat als bequeme, vertraute Lösung. Sie instrumentalisiert die feministische Bewegung als Feindbild – und das höchst erfolgreich auch in den sozialen Medien, allen voran TikTok. Das perfide: Die AFD hat dort seit Mai 22 gar keinen offiziellen Kanal mehr. Über regionale Fraktions-Accounts, einzelne Politiker*innen und Privatpersonen streut sie antifeministische Botschaften – der politische Kontext ist für die User*innen oft nicht mal erkennbar. Deutlich erkennbar ist dafür, dass Antifeminismus in der europäischen Politik immer mehr Raum einnimmt: Wir können uns über die Vereidigung von Ministerpräsidentin Meloni sorgen. Oder darüber, dass das neue schwedische Kabinett (bestehend aus 11 Frauen und 13 Männern) den Begriff „Feministische Außenpolitik“, 2014 geprägt von Ex-Außenministerin Margot Wallström, aus seiner Agenda gestrichen hat. Wir können aber auch was lernen: Es gewinnen gerade diejenigen, die von (ökonomischer) Ungleichheit ablenken, anstatt sie zu thematisieren.
Vielleicht sind die meisten Wähler*innen gar nicht anti – vielleicht haben sie einfach gerade kein Ohr frei für Kritik. Für mutige Lösungen. Vielleicht hat ihnen selbst lange niemand zugehört. Darum fragen wir uns nach 10 Jahren Pinkstinks mehr denn je: Wie verschaffen wir marginalisierten Gruppen Gehör und verstehen gleichzeitig, was die verstummte Masse braucht? Wie können wir involvierend für Minderheiten UND Mainstream sein? Und wie kriegen wir es hin, großzügiger miteinander umzugehen?
Liebe Freund*innen: Wir arbeiten an den Antworten. Und an neuen Fragen. Darum sind wir froh, dass ihr an unserer Seite seid: mitfühlend, kritisch und mit dem ein oder anderen Euro. Der hilft zum Beispiel, in Social Media mehr Menschen mit unserem Content zu erreichen.