Liebe*r Freund*in,
weil unser Pinkstinks-Büro schlecht lärmgedämpft ist, gehe ich oft zum Schreiben ins Café nebenan. Auf dem Weg dahin grüßt mich mein Gemüsemann: „Schöne Maid! Was für ein Lächeln mal wieder!“ Die Bäckereifachangestellte reicht mir meinen Cappuccino mit einem vertrauten Augenzwinkern und konspirativ gerauntem: „Männer! Mein Kollege ist so ein Schleimer!“ Auch 2020 ist die Welt voll von Geschlechtsstereotypen, die für Nettigkeiten, sozialen Kontakt und Allianzen sorgen sollen.
Diese feste Struktur, auf der wir kommunizieren, ist schwer aufzuweichen. Auch im neuen Jahr möchten wir Menschen die Angst vor den Löchern nehmen, die sich auftun und durch die sie fallen könnten, wenn wir uns nicht mehr auf Klischees verlassen können. Wir sollten diese Lücken von Anfang an mit Menschlichkeit ersetzen. „Wie möchten Sie angesprochen werden?“ ist die höfliche Form in Großbritannien, wenn man Menschen mit akademischem Grad oder Adelstitel begegnet.
Das ermöglicht schon beim ersten Kontakt, überrascht zu werden: Manch ein Professor möchte, ebenso wie eine Lady Roberta, einfach nur „Bob“ heißen. Hätte mich mein Gemüsemann heute gefragt: Ich wäre lieber keine holde Maid, danke! „Du Frohnatur!“ hätte mir hingegen sehr geschmeichelt. Aber wie kann er das erahnen?
Indem wir Vielfalt immer präsenter und sichtbarer machen und uns alle zu sensibilisierten Wesen, die sich mit viel Mut, überrascht zu werden, begegnen können. Dafür brauchen wir massenhaft Texte in den Netzwerken, bewegende Kampagnen, Presse, vor allem freundlichen und gut gemachten Content, der Menschen einlädt, von Floskeln abzulassen und sich bei jedem Kontakt zu überlegen: „Wie möchte er*sie angesprochen werden?“
20.000 Menschen lesen hier mit, in den sozialen Netzwerken sind wir inzwischen sogar 110.000! Danke, dass du dabei bist! Was du selbst 2020 gegen Sexismus, Rassismus und Homophobie tun kannst, hat unsere Kreativdirektorin Eva hier zusammengestellt:
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