Subject: Wo drückt das Sternchen?

Tipps für gendergerechte Sprache

Liebe Freund*innen,


wer Nachrichten hört oder schaut, bekommt derzeit den Eindruck, dass es das Gender-Sternchen richtig schwer hat. So viele Verbote! In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist Gendern an Schulen verboten, in Thüringen wird das Verbot an Schulen diskutiert, in Hamburg gibt’s eine Initiative gegen das Gendern in Behörden und an Schulen … Als wäre das nicht genug, wettern immer mal wieder prominente Männer gegen das Gendern, weil es die Sprache »verhunze« oder »Menschen einschränke«, zum Beispiel H.P. Baxxter, Jürgen von der Lippe oder Dieter Hallervorden. Doch wer im Alltag genauer hinhört, spürt: So viel gegendert wie jetzt wurde noch nie. Im Radio, im Fernsehen, in Texten. Im Café, im Supermarkt. Ja, sogar der Hausmeister hier im Haus hat neulich in einem Aushang »An alle Bewohner*innen« geschrieben. 😍 Das Gendern gehört also schon längst dazu. Und diese Verbote, diese Falschbehauptungen, dass Gendern Menschen in ihrer Sprache einschränke – ist das alles vielleicht einfach nur das letzte Aufbäumen der Unwilligen vor dem Unvermeidlichen?


Wir im PINKSTINKS Team gendern, klar. Oder genauer gesagt: Wir ent-gendern. Weil wir nicht nur Männer ansprechen wollen, sondern weil wir alle Menschen einschließen wollen mit dem, was wir sagen.  Aber ob gendern oder nicht – das soll natürlich jede Person für sich selbst entscheiden. Wir sind weder Sprachpolizei noch Oberlehrer*innen, sondern denken über diskriminierungsfreie Möglichkeiten des Miteinanders nach. Wir wollen einfach nur inklusiv sein, nicht mehr und nicht weniger. Wir wollen, dass sich jeder Mensch jeden Geschlechts angesprochen und eingeladen fühlen kann. Und wir freuen uns über jede Person, die gendert. Egal, ob in der Öffentlichkeit oder im Privaten. Wir freuen uns über jede Redaktion und jede Behörde, die gendert. Über jedes Unternehmen, das gendert.


Sprache verändert sich seit Jahrtausenden, und sie hört auch jetzt nicht damit auf: Für neue Erfindungen braucht es neue Wörter, für neue Phänomene braucht es neue Ausdrücke und für neue Erkenntnisse braucht es neue Formulierungen. Die Erkenntnis, dass die männliche Variante eines Wortes die Mehrheit ausschließt, ist nicht neu. Aber es dauerte einige Zeit, bis sich die Erkenntnis verbreitete, wie Sprache mit Bewusstsein und gesellschaftlichen Bedingungen in Zusammenhang steht. Mittlerweile ist das bei vielen Menschen angekommen. Deswegen ist unsere Sprache gerade erst dabei, die Erkenntnis zu verarbeiten, sozusagen. Es fühlt sich ungewohnt und kompliziert an. Weil es ein komplizierter Vorgang ist, neue Erkenntnisse in alte Worte zu fassen.


Wir von PINKSTINKS finden das im Alltag auch nicht immer einfach – das Männliche ist in der deutschen Sprache sehr tief verankert. Auch wir müssen im Team immer wieder mal lachen, wenn sich eine von uns mit einer Formulierung vergaloppiert hat und sich der Satz einfach schief anhört. Und dann diskutieren wir gemeinsam darüber, wie es anders formuliert werden kann. Deswegen haben wir uns etwas überlegt: Wir wollen hier im Newsletter Formulierungshilfen geben, die wir alle anwenden können. Ohne Lachkrämpfe, ohne lange Denkpausen, ganz unaufgeregt und selbstverständlich. Wir werden eine kleine Rubrik im Newsletter einführen, in der wir anhand von Beispielen Tipps geben. Beim Gendern ist es nämlich ganz oft so: Es gibt nicht DIE EINE allgemeingültige Lösung, sondern unterschiedliche Formulierungsmöglichkeiten. Und wer weiß – vielleicht entwickeln sich nächstes Jahr Varianten, auf die wir dieses Jahr noch gar nicht gekommen sind. Den ersten Tipp findet ihr direkt unter dem Text, weitere gibt es in den kommenden Newslettern.


Und dann haben wir noch ein Angebot an euch: Wir wollen euch sehr gerne beim gendergerechten Formulieren im Alltag unterstützen. Über welche Wörter oder Ausdrücke seid ihr gestolpert, für die ihr euch Formulierungshilfen wünscht? Schreibt uns eine kurze Mail an info@pinkstinks.de. Danke sehr!


Lasst uns wohlwollend miteinander sein bei dem Bestreben, eine gerechtere Gesellschaft auch sprachlich abzubilden. Wir freuen uns, diesen Weg mit euch zu gehen!


Liebste Grüße

Euer PINKSTINKS Team ❤️

 

PS: Ihr wollt uns unterstützen, könnt euch aber eine regelmäßige Spende gerade nicht leisten? Hier könnt ihr uns auch mit einem einmaligen Beitrag unterstützen. Wir freuen uns über jede Summe in dem Rahmen, der euch möglich ist!

* GENDERN - GANZ EINFACH *

🤔 Beispielsatz


»Meine Kollegen freuen sich auf die 4-Tage-Woche.«

(Sind das alles wirklich nur Männer?)

🤩 All inclusive: das Gender-Sternchen


Alle Geschlechter schließt du mit dem Sternchen ein:
»Meine Kolleg*innen freuen sich auf die 4-Tage-Woche.«

Neutral: die Versachlichung


Wenn du ganz ohne Geschlecht formulieren möchtest, kannst du ein Wort mit einem sachlichen Artikel wählen:
»Mein Kollegium / mein Team freut sich auf die 4-Tage-Woche.«

😸 Neutral: Verben nutzen


Aus vielen Verben können wir ein Substantiv bilden, das dann in der Mehrzahl neutral wird. Zu »Kolleg*innen« gibt es zwar kein Verb, aber »Mitarbeiter*innen« kannst du umwandeln: mitarbeiten => Mitarbeitende
»Alle Mitarbeitenden bei uns freuen sich auf die 4-Tage-Woche.«

🥳 Neutral: ein kurzer Relativsatz


Du könntest einen Relativsatz einschieben, um die Nennung von Geschlechtern zu umgehen.
»Alle, die mit mir arbeiten, freuen sich auf die 4-Tage-Woche.«

😎 Konkret werden: Sagen, wen du eigentlich meinst. 


Du zählst die Personen, auf die du dich beziehst, mit ihren Namen auf.
»Marie, Aki und Ali freuen sich auf die 4-Tage-Woche.«

💜 Waren diese Tipps hilfreich für euch? Wir hoffen es! 💜

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KURZ VERLINKT

Wer nicht auf den nächsten Newsletter mit Formulierungstipps warten möchte – es gibt zwei tolle Angebote im Netz, die wir empfehlen können: »geschickt gendern« und »genderleicht.de«. Da findet ihr noch mehr Erklärungen, Details und Beispiele.


Ist zwar schon zwei Jahre alt, aber immer noch sehr gut: die ZDF-Sendung »Leschs Kosmos: Gendern – Wahn oder Wissenschaft«, in der Harald Lesch sich die gendergerechte Sprache genau anschaut und sehr fundiert die Argumente der Gender-Kritiker*innen widerlegt. Für alle, die keine Zeit für die ganze Sendung haben: Bei »genderleicht.de« gibt es die von Harald Lesch zitierten Studien in einem übersichtlichen Text.

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