Dass dieses Rot inzwischen nicht nur eine Haarfarbe ist, sondern ein Statement, wird mir immer wieder stark bewusst. Insbesondere, wenn ich in kleinen Gemeinden hier in der Eifel (Nordrhein-Westfalen) unterwegs bin, ziehen meine roten Haare die Blicke magisch auf sich.
Ich wirke auf viele wie ein Magnet. Neben Verwunderung, hier und da ein bisschen Bewunderung, ist die häufigste Reaktion Argwohn und Skepsis.
Bissweilen artet es zum Spießrutenlauf aus, wenn ich nicht voll in meiner Mitte bin, und wenn ich nicht selbstbewusst und hoch erhobenen Hauptes durch diese Gemeinden gehe. Als Rothaarige bin ich das leibhaftige Symbol einer Hexe!
Die Hexengeschichte dieser Gegend und die kollektiv spürbare Angst von einst fliegt mir immer mal wieder energetisch um die Ohren. Meine roten Haare wirken wie ein Leuchtfeuer auf meinem Kopf. Sie erzählen Geschichte.
Genau in dieser Gegend, wo ich nun seit über einem halben Jahr lebe, wurden zahlreiche der Hexerei angeklagten Frauen brutal gefoltert, hingerichtet und verbrannt.
Immer wieder wird mir dadurch bewusst:
Die Angst vor der Sichtbarkeit liegt nicht immer nur in unserer eigenen, persönlichen Geschichte begründet. Sie hat starke kollektive Wurzeln.
Wir sind wieder und wieder mit der Angst in Kontakt und es ist eben kein easy-peasy-mach-ich-mal-eben, wenn du dich mit deinem Business sichtbar machen willst. Ich meine: wirklich sichtbar!
Deshalb gehen viele selbstständige Frauen auch einige Jahre mit mir. Denn es braucht Stärke, Mut und kraftvolle Menschen, die dich nähren und an deiner Seite sind, um wahrhaftig sichtbar zu sein. Mit all dem Background, den wir im Kollektiv spüren, braucht das Zeit. Viel Zeit!