Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht haben Sie es schon gehört: Die EU-Kommission plant, die Zulassung des höchst umstrittenen Totalherbizids Glyphosat um mindestens zehn weitere Jahre zu verlängern. Während sich die Industrie freut, sprechen manche Forschende von einer »Verhöhnung der ökologischen Wissenschaften«, wie der Spiegel berichtet.
Ob Deutschland sich mit der Position von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Glyphosat ab 2024 verbieten zu wollen, durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Dies entspräche zumindest dem Willen der Mehrheit, laut einer Umfrage sind zwei Drittel der Bundesbürger für ein Verbot, in anderen europäischen Ländern sieht es ähnlich aus.
Doch wie ließe sich eine erneute Zulassung mit den Zielen der Weltweiten Koalition für Agrarökologie vereinen, der neben Deutschland und weiteren 40 Ländern und 90 Organisationen auch die EU beigetreten ist? Denn Pestizide wie das von Bayer hergestellte Glyphosat, chemische Düngemittel, Monokulturen und Gentechnik schließen sich mit den Prinzipien der Agrarökologie gegenseitig aus: Es kann nur das eine oder das andere geben.
Hier tut sich ein Dilemma auf, das sich auch in der neuesten Marketingstrategie von Agrarkonzernen wie Bayer und Syngenta widerspiegelt: Sie behaupten seit kurzem, »regenerative« Landwirtschaft zu betreiben und verkaufen aber weiterhin Ackergifte wie Glyphosat, die lediglich um ein technologisches Gimmick reicher sind: eine auf Digitalisierung basierende »präzise Anwendung von biologischen und chemischen Inputs«, wie sie es nennen.
Echte Regeneration
Vandana Shiva kommentiert das in der aktuellen Vorrede zu ihrem neuen Buch »Agrarökologie und echte regenerative Landwirtschaft« wie folgt: »Eine digital gesteuerte Sprühpistole ist immer noch eine Sprühpistole. Eine digital gesteuerte Drohne, die Pestizide versprüht, versprüht immer noch Gifte.«
Laut Wörterbuch bedeutet »regenerativ«: erneuern, mit neuer Kraft versehen, neu beleben. Sie merken schon: Da wo »Agrarökologie« und »regenerativ« draufsteht, ist nicht immer unbedingt Agrarökologie und Regeneratives drin. Und die EU scheint hier auf zwei Hochzeiten tanzen zu wollen – ein gefährliches Spiel.
Umso mehr gilt es, wachsam zu bleiben und die echten, wirklich nachhaltigen Lösungen zu fördern, die die Natur – unsere Lebensgrundlage – wahrhaftig be-leben. Und davon gibt es viele, die bereits erprobt sind und umgehend und ohne chemische und energieintensive digitale Hilfsmittel angewandt werden können. Alle zusammengefasst im neuen Buch von Vandana Shiva »Agrarökologie und echte regenerative Landwirtschaft«, das soeben erschienen ist.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine gute Lektüre und eine wahrhaft regenerative Zeit. Denn wie schon Mahatma Gandhi wusste: »Wer den Weg der Wahrheit geht, stolpert nicht«.
Mit erddemokratischen Grüßen,
Ihr vandana-shiva.de Team