| | Verpackungssteuer auf dem Vormarsch
Tübingen hat es vorgemacht und jetzt könnte es dem Verpackungsmüll so richtig an den Kragen gehen. Denn laut einer Umfrage der Deutschen Umwelthilfe wollen mehr als 100 Städte nachziehen und eine Steuer auf Einwegverpackungen erheben. Aber warum jetzt? Schließlich gibt es die Abgabe in Tübingen bereits seit drei Jahren. Der Grund für den plötzlichen Anstieg ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Nachdem McDonald‘s Beschwerde eingelegt hatte, entschieden die Richter in Karlsruhe, dass die Erhebung der Steuer rechtens ist. Das dürfte für viele Gemeinden und Kommunen der Startschuss gewesen sein, auf den Tübinger Zug aufzuspringen. Denn in einer Umfrage der Deutschen Umwelthilfe aus den Jahren 2023 und 2024 gaben fast 50 Städte an, dieses Urteil abwarten zu wollen. Darunter beispielsweise Bonn, Kaiserslautern, Lübeck und Regensburg. Seit 2014 fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation bereits eine Steuer auf Einweg-to-go-Verpackungen. Ziel ist es, durch die Verteuerung unnötigen Abfall zu vermeiden und die Förderung klimafreundlicher Mehrwegalternativen zu erreichen.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe: "Die Vermüllung von Straßen, Plätzen und Parks in Städten ärgert die Menschen tagtäglich und belastet unsere Umwelt. Insbesondere Fast-Food-Ketten wie McDonald's sind für diesen Einweg-Müll und unsere verdreckten Städte maßgeblich verantwortlich. Der Mehrweganteil bei Take-away-Verpackungen liegt gerade bei einem mickrigen Prozent. Während die Bundesregierung untätig bleibt, können die Städte und Gemeinden sich nun selbst gegen den Einweg-Müll wehren. Durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichts haben sie endlich rechtliche Klarheit, Unternehmen für deren Einweg-Müll in die Verantwortung zu nehmen und für mehr Umweltgerechtigkeit zu sorgen. [ …] “
In Tübingen gibt es die Einwegsteuer seit Januar 2022. Die Stadt Konstanz zog im Januar 2025 mit einer Steuer auf Einweg-Geschirr nach. Heidelberg und Freiburg bereiten sich derzeit darauf vor, eine Verpackungssteuer einzuführen. | | | Neue Studien belegen: Unser Wasser ist in GefahrOhne Wasser läuft nichts: Es bedeckt mehr als zwei Drittel unseres Planeten, macht den Großteil unseres Körpers aus und verbindet uns Menschen mit der Natur. Aber unsere wertvolle Ressource ist in Gefahr, wie die neuesten Zahlen aus dem im Januar 2025 vorgestellten Wasseratlas belegen. Diesen Bericht haben die Heinrich-Böll-Stiftung zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erstellt. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Artikeln, Daten und Fakten rund um das Thema Wasser.
Aktuell strömt in Deutschland noch glasklares, sauberes Wasser aus den Hähnen. Aber wir verbrauchen davon zu viel. Olaf Bandt, der Vorsitzende des BUND, dazu: "Unser Land trocknet aus, und wir schauen zu! Wir verbrauchen in Deutschland aktuell mehr Wasser, als sich natürlich erneuern lässt. Deutschland verliert pro Jahr seit etwa 20 Jahren trotz großer und steigender Niederschläge enorm viel Wasser. Das sind im Mittel 2,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr." Der Konsum dieser wichtigen Ressource entsteht nicht nur dadurch, dass wir den Wasserhahn aufdrehen. Imme Scholz aus dem Vorstand der Heinrich Böll Stiftung erklärt, dass jeder Mensch bei uns direkt und indirekt etwa 7.200 Liter Wasser pro Tag verbrauche und „86 Prozent dieser 7.200 Liter werden in Form von Produkten wie Textilien, Technik, verarbeiteten Lebensmitteln oder Agrarprodukten wie Gemüse, Obst oder Reis aus dem Ausland importiert.“
Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht, ist unser Wasser stark verschmutzt. Es befindet sich darin immer mehr Mikroplastik oder Rückstände von Chemikalien, Medikamenten und Pestiziden. Laut Wasseratlas sind mehr als die Hälfte unserer Flüsse, Bäche und Seen in einem schlechten oder sogar sehr schlechten Zustand. Doch weder Flüsse noch der Verbrauch von Wasser macht an den Landesgrenzen Halt. So schlägt auch die Europäische Umweltagentur Alarm. In ihrem neuesten Bericht Europe’s State of Water 2024 macht die Organisation klar, dass dringend etwas dafür getan werden muss, um Wasserknappheit und Überschwemmungsrisiken zu bewältigen und stützt die Studie aus Deutschland. Auch die Europäische Umweltagentur verdeutlicht mit Zahlen, Daten und Fakten, dass Europas Wasserwirtschaft schlecht an die die Herausforderungen des Klimawandels angepasst ist. Denn darin sind sich alle einig: Die Veränderungen in unserer Natur und der Umwelt bedrohen unsere Ressource Wasser enorm. Deshalb fordert die Europäische Umweltagentur die Verringerung von Leckagen, den Einsatz wassersparender Geräte und Verfahren und die Steigerung der Wasserwiederverwendung. Denn die Verringerung des Verbrauchs und die Verbesserung der Wassereffizienz seien die Schlüssel zur Bewältigung des Wasserstresses, so der Bericht. Außerdem schlägt die Agentur vor, über die Preisgestaltung von Wasser nachzudenken. Denn wird es teurer, würde sorgsamer damit umgegangen werden. Die Effizienz des Verbrauchs würde also gesteigert werden. Gleichzeitig könnte man die erhöhten Einnahmen für Investitionen zum Wasserschutz nutzen. Alarmsignale, die die Politik, aber auch jeden Einzelnen von uns zum Denken und Handeln anregen sollte. | | | Neuwahlen: Parteien im Zero-Waste-CheckDie Ampel-Koalition ist gescheitert und im Februar wird neu gewählt. Einige haben vielleicht auch schon ihre Kreuzchen gemacht und per Briefwahl abgestimmt. Für die, die am Sonntag, den 23. Februar 2025 zur Wahlurne gehen hier ein kurzer Check, was die Parteien für die Vermeidung von Abfällen, Verschwendung und dem Erhalt unserer Ressourcen tun wollen. Wir beschränken uns hier auf die größten demokratischen Parteien.
Bündnis 90/Die Grünen | | Verbrauch von Primärrohstoffen (z. B: fossiler Energierohstoff) senken und langfristig halbieren Förderung der Abfallvermeidung, Langlebigkeit, Wiederverwendung, Reparatur und Recycling für den Aufbau einer effektiven Kreislaufwirtschaft Förderung von heimischem und europäischem Bergbau inklusive Modernisierung des Bergrechts und Beschleunigung der Verwaltungsprozesse >>> mehr Unabhängigkeit von Rohstoffimporten Entwicklung einer nachhaltigen und fairen Rohstoffaußenpolitik inklusive Schließung neuer Rohstoffpartnerschaften, die an der Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes ausgerichtet sind
| Schaffung neuer Geschäftsmodelle durch die Kreislaufwirtschaft. Beispiele: Mehrwegflaschen, reparaturfähige Smartphones, Wohnhaus aus ökologischen Baumaterialien >>> Entstehung neuer Arbeitsplätze Gleiche Wettbewerbsbedingungen für recyceltes Material Digitaler Produktpass für Informationen über die verwendeten Materialien Produkte sollen künftig langlebiger und reparaturfreundlicher hergestellt werden >>> Reparaturbonus für haushaltsübliche Elektro- und Elektronikgeräte Stärkung ökologischer Mehrwegsysteme Umgestaltung der abfallwirtschaftlichen Kompetenzen der Kommunen >>> insbesondere gewerbliche Abfälle sollen besser vermieden, sortiert und wiederverwendet werden Stärkung der Kommunen eine Verpackungssteuer zu erlassen >>> Müllreduktion
| | | | | | Erhöhung der gesetzlichen Recyclingquote und höhere Einsatzquote für wiederverwendbare Stoffe Neue Ökodesignvorgaben und eine längere Gewährleistungsdauer für nachhaltige Produkte >>> Lebensdauer von Produkten; Updates, Upgrades, Reparaturen und Weiterverwendung müssen möglich sein; möglichst einfaches Recycling Verantwortlichkeit von Kosten für Rücknahme, Transport, Wiederaufbereitung oder Entsorgung der Produkte soll bei den Herstellern liegen Weitreichende Verbote von Einwegverpackungen; für die Einwegverpackungen, die es weiter geben wird, muss der Hersteller Abgaben leisten Auf EU-Ebene: Einheitliches Pfandsystem für Ein- und Mehrweggetränkeflaschen Verbot von Müllexporten aus der EU Intensive Bekämpfung der illegalen Müllverschiffung von Elektroschrott Abfallbehandlung und Entsorgung müssen zurück in die öffentliche Hand >>> Garantie von sozialer und ökologischer Abfallwirtschaft Gesammelte organische Abfälle müssen zuerst zu Biogas vergoren werden, bevor die Gärrückstände kompostiert werden dürfen Reduktion privater Feuerwerke
| | | Klima, Arten- und Naturschutz durch Kreislaufwirtschaft zu fördern Moderne Recyclingmethoden statt Produktverbote Marktwirtschaftlichere und technologieoffenere Ausgestaltung der bisherigen Gesetze >>> mehr Unabhängigkeit von Rohstoffimporten
| | | Verantwortungsvolle Kreislaufwirtschaft fördern >>> Schließung der Stoffkreisläufe >>> Müllvermeidung Stärkung der „Shared Economy“. Technologie- und materialoffen recyceln >>> Abbau rechtlicher Hemmnisse; Union setzt dabei auf Modularität und innovatives Produktdesign, was einen breiten Technologiemix ermöglichen soll
| | | | Heinrich Jung und seine Blitzblume – unser Zero-Waste-Held des Monats
Es hat etwas von einem Landarzt, wenn Heinrich Jung in Ingelheim am Rhein in sein Elektrofahrzeug, das an eine etwas größere, modernere Ape erinnert, steigt und zu seinen Hausbesuchen aufbricht. Doch seine Patienten sind nicht aus Fleisch und Blut, sondern bestehen aus Edelstahl, Kunststoff und Elektronik. Heinrich Jung repariert Elektrogeräte, vor allem die, die eigentlich ausgedient hätten und die viele Menschen wegschmeißen würden. In Deutschland produziert jeder Bürger pro Jahr rund 10,8 kg Elektroschrott. Für Heinrich Jung ein Unding: „Wenn ein Elektrogerät oder ein Auto oder ein Haus schon so und so alt geworden ist, dann hat es doch bewiesen, dass es so und so alt werden kann. Das heißt, die Konstruktion hat schon mal bewiesen, dass sie was taugt. Und so ein Gerät wegzuschmeißen, das wäre dumm.“, sagt er in einem Interview mit dem SWR. Deshalb repariert er, was das Zeug hält. Entweder direkt bei den Kunden vor Ort oder in seiner Werkstatt. Bereits 1983 gründet er seine Firma Blitzblume. Blitz steht dabei für den Elektroberuf und Blumen für die Ökologie, wie er in der liebenswürdigen Reportage dem SWR erklärt. Denn er ist in einer Zeit aufgewachsen, in der es normal war, erst mal zu versuchen, Dinge zu reparieren. Dieses Wertesystem will er erhalten und an andere Menschen weitergeben. Einmal um den ökologischen Fußabdruck eines jeden so gering wie möglich zu halten, zum anderen, um die Wertschätzung der Dinge wieder zu steigern. Zu diesem Zweck hat er in Ingelheim ein RepairCafé mitgegründet. Dort schaut er sich zusammen mit seinen Kunden kaputte Geräte an und zeigt ihnen, wie man sie repariert. Das Ganze komplett kostenlos. Denn es ist für ihn eine Herzensangelegenheit und reparieren zudem seine absolute Leidenschaft: „Es ist immer wieder dieses Tüftlergen. Dieses „du hast du so etwas schon mal gesehen? Was könnte das denn noch sein?". Das macht einfach Laune, das ist aphrodisierend.“ Und das kommt an. Er kann sich vor Aufträgen kaum retten. Damit seine Kunden ihre kaputten Geräte auch noch nach Feierabend bei ihm loswerden können, hat er an seiner Werkstatt eine Art Babyklappe eingerichtet, in der sie diese Dinge hinterlegen können. Am nächsten Morgen schaut Heinrich Jung nach, was ihm über Nacht gebracht wurde, und versucht, die Dinge wieder ans Laufen zu bekommen. So hat er in über drei Jahrzehnte mehr als 13.000 Waschmaschinen, 7.400 Geschirrspüler, 2.000 Trocknern, 1.000 Kühlschränken und rund 400 Staubsaugern neues Leben eingehaucht, die sonst achtlos im Restmüll oder der Verschrottung landen. In unseren Augen ein wahrer Zero-Waste-Held.
Wer ist in Euren Augen und Eurem Umfeld ein Zero-Waste-Held? Teilt es der Person mit! Nominiert Eure Reparatur-Helden, Restmüllverweigerer oder Doppelseiten-Beschrifter*innen. Wir haben rührende Antworten und Reaktionen auf unsere Dankesbriefe an diese Personen erhalten. Wenn ihr uns über redaktion@zerowastegermany.de erklärt, was euren Menschen ausmacht, nehmen wir euren Vorschlag gerne in einem der nächsten Newsletter auf. Wir freuen uns auf eure Einsendungen.
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