Hallo Friend,
wie sieht die Zukunft der Fintech-Szene aus? Werden digitale Finanzberater das Ruder übernehmen? Und vor allem: können moderne und innovative Unternehmen die Leute überzeugen, endlich mehr Geld anzulegen? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich nun seit Mitte 2015. Immer wieder wurde hinterfragt, was die neuen Fintech-Unternehmen bisher erreicht hatten.
Ich gebe zu: Viel kam bisher nicht bei herum. Mal abgesehen von den für den Kunden nicht immer sichtbaren, aber wertvollen Schnittstellen wie Figo, IDnow etc., die vieles vereinfachten. Trotzdem bin ich felsenfest überzeugt, dass es ohne moderne Tools nicht funktioniert. Die Unternehmen werden trotz blutiger Nasen weiter wachsen.
Naive Dummheit Aber wenn ich ehrlich bin, gab es nur wenige Unternehmen aus der Fintech-Szene, die 2016 in aller Munde waren. N26 ist eins davon – leider nicht nur positiv. Ominöse Kontokündigungen, verzögerte Umzüge zur eigenen Bank oder fehlender Support sorgten für viele schlechte Schlagzeilen. Anfang 2017 gab es einen erneuten Shitstorm, der völlig berechtigt war, und das Vertrauen scheinbar ziemlich beschädigt hat. Davon wird sich die junge Bank aber auch wieder erholen. Als Konsumkonto mit kleinem Guthaben ist es für mich persönlich ideal und kostenlos. Gerade auch im Ausland. Aber die fehlende HBCI-Schnittstelle führt dazu, dass keine Überweisungen von einem Home Banking-Programm wie Starmoney, Outbank oder Money Money möglich sind. Für ein Gehaltskonto ist das zumindest meine Mindestanforderung. Hier können bisher nur die Kontostände abgerufen werden.
Die P2P-Plattformen haben ebenfalls für Aufsehen gesorgt und für einen regelrechten P2P-Hype gesorgt. In meinen Augen ist das kontraproduktiv, weil kaum ein neuer Monat ohne neue Plattform auskam. Irgendwann habe ich aufgehört, mich mit neuen Plattformen zu beschäftigen. Der Markt wird sich bald selbst reinigen, weil es schlichtweg zu viel ist. Mein persönlicher Favorit bleibt Mintos, auch wenn mir da persönlich zu viel Bewegung ist.
Und was ist mit Robos? Tja, und dann waren da natürlich noch die Robo Advisor. 2015 noch groß in FAZ, Wirtschaftswoche etc. mit ausführlichen Artikeln gefeatured. 2016 sind mir die digitalen Vermögensverwalter nicht mehr groß aufgefallen. Am investierten Kapital lässt sich auch erkennen, dass kein ausufernder Run stattgefunden hat – außer bei einem.
Falsches Risiko
Warum? Weil die Anleger das Risiko völlig falsch einschätzen. Die vermeintlich sichere Tagesgeldanlage bei Banken in Bulgarien oder Portugal kann schnell zu einem Bumerang werden. Zypern hat 2014 gezeigt, wie schnell die Einlagensicherung Makulatur werden kann. Doch zurück zu den Robos. Zunächst einmal passt sich das Portfolio dem eigenen Rendite-Risiko-Profil entsprechend selbst an und basiert auf einem empirisch fundierten Konzept. Der Anleger muss nicht viel machen und zahlt verhältnismäßig niedrige 1 % TER (andere Konkurrenten haben sogar eine teure Gewinnbeteiligung und liegen deutlich drüber). Im Vergleich zu einem Sparplan mit 2 ETFs ist es natürlich mehr, aber dafür sind auch Immobilien, Rohstoffe und Rebalancing mit dabei.
Und sie zeigen Muskeln. Wer sich als „Bester Online-Vermögensverwalter 2016“ bezeichnet, weil ein unbekanntes Vergleichsportal das entschieden hat, genießt gleich mal ein anderes Vertrauen bei den Besuchern der Webseite. Im Test von Finanztip wurde Scalable jedenfalls nicht getestet. Dort schnitten Vaamo, Easyfolio und Growney jedoch gut ab. Außerdem gibt es noch einen relativ neuen Test bei der Stiftung Warentest, der aber kostenpflichtig ist. Der Unterschied zum „sicheren“ Weltsparen: Deutsche Einlagensicherung, hohe Diversifikation und Wertpapier-Sondervermögen. Nur liest der finanziell ungebildete Deutsche wieder etwas von Aktien und schon wandert gleich das Ersparte auf eine Tagesgeldbank in Bulgarien. Dabei liegen die Hürden bei Weltsparen & Co. mit einem Anlage-Minimum von 5.000 Euro pro Bank viel höher - bei null Diversifikation.
Das Mindset ändern! Über die Robos kann man sagen, was man will. Ob „Alter Wein in neuen Schläuchen“ oder „teure Algorithmen“, am Ende geht es darum, die Menschen ein Vermögen bilden zu lassen. Wenn dieser sich selbst nicht traut, eigenständig Geld anzulegen, helfen die Robos enorm. Und das auch günstiger als der Bankberater.
Die Amerikaner haben das schon vor Jahrzehnten erkannt und setzen bei ihrer Altersvorsorge darauf. Die Chinesen sind auch gut dabei. Und ich finde es persönlich gut, dass Siemens seine Mitarbeiter auch darauf vorbereitet und nicht nur wesentlich teurere aktiv gemanagte Fonds oder überflüssige Garantiezins-Produkte verkauft. Ob diese Lösung Schule macht, wird man sehen. Ich für meinen Teil würde meine Vermögensbildung zwar nicht mehr aus der Hand geben, kann es aber absolut nachvollziehen, wenn jemand auf die Unterstützung eines Robo Advisors setzt. Er oder sie zahlt dann zwar etwas mehr, muss sich aber auch nicht um das Rebalancing kümmern. Und anpassen kann er die Risikoeinstellungen ebenfalls jederzeit.
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