Subject: So verändert KI unsere Jobs, Investments und die Medienlandschaft

So verändert KI unsere Jobs, Investments und die Medienlandschaft
Hallo Friend,

es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über die zahlreichen Schattenseiten und Auswüchse der Künstlichen Intelligenz gesprochen oder geschrieben wird. Das neueste Beispiel ging in der vergangenen Woche etwas unter, hat aber eine enorme Sprengkraft.

In Berlin sind die Mitarbeiter von TikTok in Deutschland erstmals in der Geschichte einer Social-Media-Plattform in Deutschland in einen Warnstreik getreten. Sie protestieren gegen geplante Entlassungen, weil ihre Aufgaben künftig von Künstlicher Intelligenz (KI) übernommen oder an Drittanbieter ausgelagert werden sollen. Diese Newsmeldung ist aber nur ein weiteres Zeichen für einen viel größeren Umbruch.

Die betroffenen 150 Mitarbeiter mussten zuvor selbst die KI trainieren, die nun ihre Jobs in der Abteilung "Trust and Safety" zur Überprüfung von Inhalten übernimmt. Offenbar hat das Training gut funktioniert – jetzt sollen die Mitarbeiter gehen. Das wirkt makaber, ist aber leider Realität.

Der Sargnagel der Suchmaschinenoptimierung?

So hilfreich KI in vielen Bereichen sein kann, so schwierig und kalt sind die Folgen in anderen. Besonders Selbstständige mit Fokus auf Texte, Grafiken oder Fotos spüren die Auswirkungen bereits massiv. Seit Ende März sind aber auch Verlage, Blogger, Shopbetreiber und generell Websitebetreiber von dieser Entwicklung betroffen. In den vergangenen Monaten hat sich das Nutzerverhalten bei der Informationssuche spürbar verändert. Den Anfang machte Perplexity, worüber wir in einer ausführlichen "Der Finanzwesir rockt"-Folge bereits vor einem Jahr gesprochen haben.
Am 31. März wurde die Google-KI Gemini in der Google-Suche aktiviert. Anfangs war der Unterschied noch gering, doch nach über drei Monaten ist er gravierend. Mittel- bis langfristig müssen wir uns wohl von den bisherigen kostenlosen Medien- und Blogmodellen verabschieden, weil es kaum noch Sinn ergibt, unzählige Stunden in Inhalte zu investieren, die nicht mehr gefunden und bezahlt werden. Das funktioniert noch auf YouTube, Instagram oder TikTok, wo die Algorithmen kleinere Kanäle gelegentlich hervorheben, aber nicht mehr in der Google-Suche.

Ich merke es auch an meinem eigenen Verhalten: Die Art, wie ich nach Inhalten suche, verändert sich zunehmend – wie bei vielen anderen auch. Dabei vertraut man zunehmend Quellen, die von Google oder Perplexity als relevant präsentiert werden, obwohl diese teilweise schlichtweg Fake-News verbreiten. Interessanterweise werden bei Schlagworten wie "finanziell frei werden schnell" meist nur seriöse Quellen wie Weltsparen, Commerzbank oder ExtraETF angezeigt.

Viele kleinere Verlage, die nicht so breit aufgestellt sind wie der Springer Verlag, stehen dadurch vor existenziellen Problemen. Mehrere Verlage haben sich daher zusammengeschlossen und verklagen Google, weil deren Inhalte ohne Vergütung verwendet und dem Suchenden direkt präsentiert werden, ohne dass dieser noch auf die Ursprungsseite klickt. Das Ergebnis: Weniger Werbeeinnahmen und Abos. Google-Anzeigen funktionieren zwar aktuell noch, erscheinen aber teils erst nach dem KI-Kasten.

Ein Blick auf meinen eigenen Blog verdeutlicht die Entwicklung: Die organischen Besucherzahlen des Finanzrocker-Blogs über Google lagen in den ersten drei Monaten 2025 bei 24.173. In den drei Monaten nach Einführung von Google Gemini sind sie auf 9.749 abgesackt – ein Minus von knapp 60%. Auch die Impressionen sind von 1,02 Mio. auf 633.000 gefallen.

Mich trifft das nicht schwer, da ich den Blog seit Anfang 2023 nur noch für Podcast-Folgen nutze. Aber viele Selbstständige, deren Einkommen davon abhängig ist, sind existentiell betroffen. Für Hobby-Blogger wird es fraglich, ob die investierte Zeit noch sinnvoll ist. Für viele kleine Verlage, Shops oder Webseitenbetreiber droht im schlimmsten Fall das Aus.

Ein anderer Blickwinkel: Aktionärsperspektive

Das ist die eine Medaillenseite. Die andere ist die Sicht der Aktionäre. Und viele von uns sind über große ETFs ohnehin an Alphabet beteiligt. Ich halte auch die Einzelaktie. Für Aktionäre sieht es aktuell ziemlich gut aus, wie die aktuellen Quartalszahlen deutlich zeigen.

Alphabet konnte im zweiten Quartal 2025 stark wachsen – getrieben vom Boom bei Cloud-Diensten und KI-Lösungen. Der Umsatz im Cloud-Bereich stieg um 32% auf 13,6 Mrd.US-Dollar, Such- und YouTube-Werbung wuchsen ebenfalls zweistellig. Die Investitionen wurden auf 85 Mrd.US-Dollar erhöht, vor allem für Rechenzentren und KI-Infrastruktur.

Die Nachfrage nach neuen KI-Produkten wie "Google AI Ultra" ist hoch, mit bereits über 2Mrd. monatlich aktiven Nutzern bei AI Overviews. Die operative Marge bleibt mit 32% stabil, trotz gestiegener Kosten – Umsatz und Gewinn übertrafen die Erwartungen. KI bleibt der Hauptwachstumstreiber, funktioniert aber in der Google-Suche nur auf Kosten von den Lieferanten der Inhalte.

Die Kursverluste aus den ersten Monaten des Jahres sind fast wieder aufgeholt*. Das zeigt den Zielkonflikt zwischen Perspektive als Selbstständiger und der als Aktionär – ähnlich übrigens wie bei Meta. Aktuell habe ich erst heute wieder zwei "Trade Republic"-Scams bei Instagram gemeldet, die versuchen, Menschen über gefälschte Kanäle zu täuschen. Das trifft selbst große Accounts wie Finanzfluss oder Aktiengram. Hier muss man wachsam bleiben, genauso bei KI-generierten E-Mails, die immer professioneller werden.

Fazit

Es fällt mir schwer, das gesamte Thema abschließend zu bewerten. Einerseits hilft mir KI enorm bei Recherche, Textüberarbeitung und als Sparringspartner. Auch die KI-Aktien und Themen-ETFs liefen im Depot in den letzten zwei Jahren sehr gut.

Andererseits zerstört sie gerade ein Standbein meiner selbständigen Tätigkeit. Falls sich dieser Trend fortsetzt, könnte zukünftig auch mein Hauptjob als Online Marketing Manager in Gefahr geraten. Ähnlich geht es aktuell vielen anderen Berufsgruppen – von TikTok-Mitarbeitern über Verlage bis hin zu Shopbetreibern, Musikern, Schauspielern oder anderen Selbstständigen.

Was bleibt? Vor allem offen sein für neue Technologien, über den Tellerrand schauen und parallel an der persönlichen finanziellen Unabhängigkeit arbeiten. Wie bei der Rente gilt: Früh auch privat vorsorgen, um die größere Unsicherheit abzufedern, beispielsweise durch langfristiges Investieren an der Börse.

Ich glaube zwar, dass kurzfristig ein "KI-Kater" auch an den Märkten noch für Turbulenzen sorgen wird, sehe aber die Börse langfristig als wichtigen Baustein für mehr Unabhängigkeit – gerade in einer sich stetig wandelnden Welt.
Viele Grüße aus Lübeck,
Neue Podcastfolge: Finanzrocker-Podcast
10 Jahre Finanzrocker: Zum Jubiläum gibt es eine inspirierende Hörerfolge mit Max aus München, der offen über seinen Weg zur finanziellen Selbstständigkeit berichtet. Er erzählt, wie u.a. der Podcast sein Denken und Handeln rund ums Geld verändert hat.

Neue Podcastfolge: Finanzrocker-Podcast
Im diesjährigen Summer Special spreche ich mit Clemens Faustenhammer von „The Dividend Post“ in über 80 Minuten über unsere bisherigen Tops und Flops des Börsenjahres. Die Performance ging dieses Mal bis zum 30.6. und beinhaltet nicht die aktuellen Börsenkapriolen.
Monatsrückblick
Normalerweise erscheint der Finanzrocker-Podcast bis in den Juli hinein, bevor es in die wohlverdiente Sommerpause geht. Dieses Jahr läuft allerdings einiges anders.

Zum einen plane ich die Podcast-Folgen immer mehrere Monate im Voraus. In diesem Jahr konnte ich endlich gemeinsam mit Clemens das Summer Special bereits Anfang Juli aufnehmen. Dadurch haben wir diesmal das komplette erste Halbjahr im Blick und nicht – wie sonst – die ersten sieben Monate. Für einen Halbjahresrückblick ist das einfach passender.

Zum anderen habe ich für meinen Arbeitgeber einen B2B-Videopodcast entwickelt, konzipiert und produziert. Besonders daran ist, dass ich nur einen Teil der Interviews selbst führe, um mehr Abwechslung und eine andere Dynamik in die Episoden zu bringen. Das unterscheidet sich doch deutlich von einem klassischen Podcast, der sich an ein breites Publikum richtet.

Außerdem haben wir im Zuge dessen auch unseren neuen Blog gestartet – ein weiteres Projekt, das viel Zeit und Energie gekostet hat. Verständlicherweise lag mein Fokus dadurch zuletzt eher auf diesen Aufgaben als auf meinen privaten Podcasts. Hinzu kam noch mein Sommerurlaub: Ich war fast den gesamten Juni unterwegs und selten zuhause. Deshalb muss "Mehr Mut zum Glück" im Juli leider pausieren.

Keine Sorge: Das Interview für die August-Folge nehme ich bereits nächste Woche auf und auch der Fahrplan für die kommenden Monate steht fest. Das gilt ebenso für den Finanzrocker-Podcast: Hier sind alle Folgen bis März 2026 geplant. Euch erwartet eine bunte Mischung aus alten Bekannten, die schon länger nicht mehr zu Gast waren, und spannenden neuen Gesichtern.

Mit Nicolas Kreutter vom Podcast "Einfach aussteigen" habe ich bereits im April eine Folge aufgenommen, die nun endlich veröffentlicht wurde. Wenn du Lust hast reinzuhören – es geht natürlich um Finanzen und Reisen – findest du die Folge hier. Sie ist allerdings nur wenige Tage frei verfügbar, also am besten gleich reinhören.

Ich wünsche dir einen schönen restlichen Sommer und alles Gute! Im September gibt es dann das nächste Update.
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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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