Subject: Warum die starke Abhängigkeit von 7 Unternehmen unweigerlich Probleme nach sich zieht!

Warum die starke Abhängigkeit von sieben Unternehmen unweigerlich Probleme nach sich zieht!
Hallo Friend,

die vergangene Börsenwoche war wieder ein sehr gutes Beispiel für die Verunsicherung an den Börsen. Während die Quartalszahlen an den Börsen bei den Magnificent 7 komplett unterschiedlich waren, stellten sich alle Marktteilnehmer schon auf breite Ernüchterung bei den NVIDIA-Zahlen ein. Im Vorfeld der Zahlen sanken die Börsen auf breiter Front, weil die Angst vor schlechten Ergebnissen des führenden KI-Unternehmens sehr groß war.  Schließlich ist der Kurs der Aktie seit dem 14. Oktober 2022 von 112 Dollar auf 739 Dollar am 16. Februar 2024 hochgeschossen. Das Ergebnis sah folgendermaßen aus:
Quelle: Aktien.Guide*

Es kam wie es nach solchen Zahlen kommen musste: Der Kurs schoss nach dem kleinen Rückgang am Vortag um über 100 Dollar nach oben (von 674 Dollar auf 785 Dollar). Momentan kann man nur das Gefühl bekommen, dass es nur himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt an den Börsen gibt - zumindest bei den Magnificent 7. Ich selbst bin bei NVIDIA nicht investiert, aber habe den Semiconductors-Themen-ETF von VanEck, der sich mittlerweile seit dem Kauf mit einem Plus von 88 % fast verdoppelt hat. NVIDIA macht dort mittlerweile ganze 13 % aus. 

Fairerweise muss ich aber sagen, dass es der einzige Themen-ETF in meinem bunten Themen-Zoo ist, der sich so herausragend entwickelt hat. Das Plus aus dem Semiconductor-ETF fängt aber mittlerweile das Minus der schlecht laufenden Fonds komplett auf. Läuft also alles super?

Alles großartig, oder was?

Naja, zumindest so lange die Ergebnisse bei den sieben Unternehmen so gut laufen. Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, NVIDIA und TESLA haben dieses Mal sehr gemischte Zahlen präsentiert. Alphabet, Apple und Tesla konnten nicht überzeugen, dafür haben die anderen vier wieder alles rausgeholt. Allein durch die guten Ergebnisse der anderen vier Unternehmen steht der MSCI World 2024 bei extrem guten 7,52 %. Nach nicht einmal zwei Monaten! Der S&P 500 liegt sogar bei 9,09 %.

Schaut man auf die aktuelle Statista-Grafik wird sofort ersichtlich, dass dieser KI-Boom in 2023 zu extremen Kursgewinnen bei den Magnificent 7 geführt hat. 
Quelle: Statista

Der S&P 500 hat gerade mal +24 % erreicht. Und diese Gewinne kamen einzig und allein von diesen sieben Unternehmen, die ganze 30 % des gesamten Index ausmachen. Besonders deutlich wird es in den Grafiken dieses etwas älteren Yahoo-Finance-Artikels.

In diesem Jahr hat sich das Ganze genau so weiter fortgesetzt. Allein im Januar entfielen auf die Magnificent Seven der Mega-Caps 45 % der Gewinne des S&P 500 - und das trotz der Schwäche von 3 der 7 Unternehmen. 

Da kommt schon wieder eine sehr ungesunde Goldgräberstimmung auf, die praktisch der Vorbote für die nächste Korrektur ist. Denn die dauerhaften Kursgewinne stehen auf tönernen und unsicheren Füßen und die Abhängigkeit von den großen Sieben wird sich auch wieder geben. Spätestens wenn die Zahlen ein Quartal mal nicht so überzeugen können.

Die große Immobilien-Krise

So blenden die Börsen die extreme Verunsicherung auf dem Gewerbeimmobilien-Markt komplett aus. Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr hatte dieses Thema noch einen großen Einfluss auf die Börsen. Es führte zur Fast-Pleite der Credit Suisse und zur Pleite von kleineren amerikanischen Banken wie der Silicon Valley Bank. Insgesamt konnte der Dominoeffekt relativ schnell wieder eingedämmt werden. Wenn man ehrlich ist, schwelte die Glut aber nach wie vor weiter. Denn der Home Office-Trend ging immer weiter voran und sorgte für gravierende Probleme in den amerikanischen Großstädten. 

Diese Probleme treten in Wellen auf, da die Unternehmen langfristige Mietverträge haben, die erst nach und nach auslaufen. Wenn dann teure Gewerbeimmobilien nicht mehr neu vermietet werden können, hat der Projektentwickler ein großes Problem, die Kosten weiterhin zu tragen - vor allem auch wegen der gestiegenen Zinsen.

Der sich ankündigende "Büro-Tsunami" ist nämlich nur eine Frage der Zeit. Dieser hat nun auch einen Einfluss auf die Deutsche Bank oder die Pfandbriefbank. Auch sie haben Kredite an Immobilienentwickler oder -projekte vergeben, die auszufallen drohen. Insgesamt drohen 285 Milliarden Euro an gewerblichen Immobilienkrediten bei deutschen Kreditgebern auszufallen.

In dem verlinkten Handelsblatt-Artikel sind Zahlen, die die extreme Verzerrung darstellen. In San Francisco liegt der Wertverlust bei Büro-Immobilien u. a. wegen Home Office bei 59 %, in New York bei 54 %. Es sind aber auch viele europäische Großstädte mit hohen Wertverlusten aufgeführt. Ganz vorn dabei: Frankfurt mit -33%.

Dazu kommt noch die Problematik, dass immer mehr Projektentwickler von Immobilienprojekten pleite gehen. Die Spitze des Eisbergs war natürlich die Pleite von René Benkos Signa Holding. Insgesamt ist die jetzt (noch) nicht existenzbedrohend für deutsche Banken, aber in der Summe wird es schon zu einem Problem, das sich immer weiter ausweitet.

Auf dem US-Markt sieht es hingegen noch schlimmer aus. Während der Markt der Gewerbeimmobilien 2022 noch einen Wert von 3 Billionen Dollar hatte, ist er mittlerweile auf 1,8 Billionen Dollar abgesackt. Im vergangenen Jahr wurde die insolvente Signature Bank an die New York Community Bancorp verkauft. Die New Yorker Regionalbank hat seit Anfang Januar an der Börse 56 Prozent ihres Wertes verloren, da der Büro-Tsunami nun auch sie erreicht hat. Für ausfallgefährdete Gewerbeimmobilien mussten hohe Rückstellungen gebildet werden, die Dividende wurde gekürzt und keine guten Aussichten gemeldet. Das traf dann viele weitere Regionalbanken, die ebenfalls abverkauft und in Sippenhaft genommen wurden.

Was heißt das nun für uns Anleger?

Zunächst heißt das erstmal gar nichts, da die Quartalszahlen der großen Tech-Konzerne die Probleme überdecken. Aber am Kursverlauf der anderen 493 Unternehmen im S&P 500 lässt sich beobachten, dass die Börsenkurse eigentlich ganz anders aussehen müssten. Das gilt natürlich auch für einen MSCI World mit einem US-Anteil von 70 % oder einem FTSE All-World mit 61 %.

Der USA-Anteil in meinem Depot war sogar noch höher. Für mich war das absolut ungesund, so dass ich diesen Anteil ein gutes Stück runtergefahren habe und mir statt Einzelaktien breitgestreute Nicht-US-ETFs in Portfolio gelegt habe. In diese ETFs werde ich sukzessive weiter investieren. Ich musste jetzt zwangsläufig etwas an meinem Portfolio ändern, weil ich mich von einem meiner größten Verlustbringer getrennt habe und das über den Verlusttopf mit Steuern ausgleiche.

Das führt am Ende natürlich auch zu schwächeren Renditen im Vergleich zum MSCI World, da dieser auch sehr stark von den großen Tech-Firmen abhängt. Aber spätestens, wenn die mal alle sieben gleichzeitig nicht solche fantastischen Zahlen präsentieren, sollte mein Depot von den Umstellungen profitieren. 

Auch die US-Wahlen schwirren schon in meinem Hinterkopf, weil es nicht in meinen Kopf gehen will, was da gerade abläuft. Inwiefern es überhaupt einen Einfluss auf die Börsen hat, kann keiner im Vorfeld sagen, aber ich persönlich will einfach nicht zu 70 oder 80 Prozent von US-Konzernen abhängig sein. Und deswegen passte es mit den Umstellungen in meinem Portfolio sehr gut.

Inwiefern die Gewerbeimmobilien-Blase für einen ausgewachsenen Flächenbrand sorgt, weiß ich natürlich auch nicht. Aber es kann sich auch hierzulande ausbreiten und Effekte haben - nicht nur bei Karstadt, dem KaDeWe oder den Büroimmos von René Benko. Zumindest im Hinterkopf sollte man es haben, um nicht völlig davon überrascht zu werden.

Die Kunst des langfristigen Vermögensaufbaus ist es, die Korrekturen so zu überstehen, dass man gut schlafen kann. Wenn es an der Börse gut läuft, ist das kein Problem. Bei einem Kursminus von bis zu 50 % fällt es jedoch entsprechend schwerer. Und wenn die weltweiten Börsen von sieben Unternehmen abhängen, ist es einfach nicht gesund. Vor allem wenn es hohe Inflation, wirtschaftliche Probleme, zahlreiche Konflikte und eine Immobilienkrise gibt.

Oft hilft es mental in solchen Fällen, den Krisenpuffer aufzubauen und auf größere Rücksetzer zu warten. Nur zu viel handeln solltest du jetzt nicht. Mir hilft es aber enorm, sich mit den Gegebenheiten zu beschäftigen und nicht nur für die nächsten Monate gut aufgestellt zu sein, sondern für die nächsten Jahre.
Viele Grüße
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Monatsrückblick
Es gibt auch ein Leben abseits von Job, Blog und den Podcasts. Das konnte ich im Februar mal wieder vollends genießen, denn ich wurde zum Konzert von der Band Von Welt in Lübeck eingeladen. Gitarrist Steffen hat lange Zeit "Der Finanzwesir rockt" und den "Finanzrocker"-Podcast  gehört und wollte sich damit für den guten Content bedanken. Es war ein richtig schöner Abend mit drei coolen Bands. Herzlichen Dank an Steffen, denn er liest den Newsletter. :-)
Ansonsten habe ich mein Pensum wie angekündigt ordentlich runtergefahren. Im März habe ich wieder zwei Aufnahmen für beide Podcasts, aber das war es dann auch. Ich merke außerdem, dass es den Interviews zugute kommt und sie einfach für mich entspannter sind.

Wir lesen uns im März zum 9. Geburtstag vom Finanzrocker-Blog wieder. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute!
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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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