Subject: Warum du persönliche Meilensteine beim Vermögensaufbau nicht überbewerten solltest!

Warum du persönliche Meilensteine beim Vermögensaufbau nicht überbewerten solltest!
Hallo Friend,

im Juli hat mein Depot endlich wieder einen wichtigen Meilenstein erreicht: Zum ersten Mal habe ich die sechsstellige Gewinnschwelle an der Börse überschritten. Und das nach 10,5 Jahren und ohne Dividenden, die noch oben drauf kommen. Natürlich müssen auch noch Steuern und Gebühren abgezogen werden (allein die liegen im knapp fünfstelligen Bereich), aber die Summe ist dennoch beachtlich.

Kaum hatte ich die imaginäre Flasche Sekt aus dem Kühlschrank geholt, krachte es gewaltig an den Börsen. Jetzt wird es wieder eine Weile dauern, bis ich diesen Buchgewinn erneut erreiche. An den Börsen ist so ein Meilenstein manchmal nur kurz vorhanden. Aber das ist natürlich kein Grund jetzt alles über den Haufen zu schmeißen, wie es einige am vergangenen Montag gemacht haben. Es ist ein Marathon, wo man bei eventuellen Schwächephasen auch immer wieder den inneren Schweinehund überwinden muss.

Ähnlich wie beim Marathon ist der Weg zum Vermögen an der Börse extrem lang und beschwerlich. Darüber hinaus zeigt es aber sehr anschaulich, dass man bei breit gestreuter Anlage an der Börse nicht schnell reich wird. Das ist bei 95 % der deutschen Anleger auch gar nicht das Ziel. Sie wollen eher ein breit diversifiziertes Depot, das in der Pflege keinen hohen Aufwand erfordert und langfristig wächst.

Kommt Value wieder zurück?

Jetzt muss man aber sagen, dass der MSCI World bis Ende Juni wirklich grandios gelaufen ist. Ich habe in vorherigen Newslettern ausführlich über die Schwachpunkte des MSCI World geschrieben. Diese starke Abhängigkeit von den großen Techwerten gefällt mir persönlich nicht. Deshalb habe ich mein Aktienportfolio auch anders aufgesetzt.

Mit meinem Aktienportfolio hatte ich monatelang keine Chance, an die Performance des Index ran zu kommen. Ich kann es nicht anders schreiben: Ich hatte auch zu viele Abknicker im Depot, während der MSCI World von den Top-10 (überwiegend Tech-Aktien) einfach nicht zu stoppen war. Apple, Microsoft, NVIDIA, Amazon und Meta Platforms waren einfach nicht zu stoppen. Seit Anfang Juli hat sich das Bild komplett geändert. Aus KI-Aktien wie NVIDIA oder Microsoft wurde die Luft herausgelassen, schlechte Quartalszahlen wie bei Amazon führten zu einem Abverkauf (-16 % in den letzten Wochen) und diese Punkte hatten einen sehr starken Einfluss auf den MSCI World.

Während die Differenz von meinem breit gestreuten Aktienportfolio bis Ende Juni bei 5 Prozent Unterschied zum MSCI World lag, hat sich das seitdem stark geändert. Im schwachen Juli hat mein Aktienportfolio ein Plus von 2,6 % gemacht (MSCI World +0,1 %). Im ganz schwachen August liegt das Minus bei 3,2 %, während der MSCI World ganze -4,5 % gemacht hat. Es geht überhaupt nicht darum, jetzt die ach so tolle Performance zu feiern, sondern um die breitere Diversifikation.
Quelle Portfolio Performance: Vergleich Xtrackers MSCI World vs. Aktienportfolio

Im MSCI World macht die Technologie-Branche ganze 25 % (!!!) aus. Da wirkt sich das Minus bei schwachen Quartalszahlen der großen 8 Tech-Werte ganz anders aus als in meinem Portfolio. Dort liegt die Branche nur bei 12 %.

Auf einmal stehen nun Industrie- oder sogar Tabakaktien deutlich besser da als im Frühjahr. Allein die beiden Aktien von 3M und Stanley Black & Decker haben in den letzten Wochen eine richtig gute Performance abgeliefert. Auch der japanische Fahrradkomponenten-Hersteller Shimano lief auf einmal wieder deutlich besser.

Ganz unten stehen in meinem Portfolio in den letzten Wochen Tech-Werte, wobei Pinterest ja eher eine Bilder-Suchmaschine ist, die bei mir unter IT bzw. Internetkommerz verortet wurde. Die Position ist aber relativ klein und der Wert kann auch nur über US-Börsen gehandelt werden. Streng genommen ist es aber auch ein Tech-Wert, der über 30 % in den letzten Wochen gefallen ist.

Gerade die Halbleiter-Hersteller mussten in den letzten Wochen ganz stark leiden, nachdem sie über Jahre außerordentlich gut liefen.  
Und das ist das Problem in den breitgestreuten Indizes. Wenn Werte über einen längeren Zeitraum so gut laufen (wie bspw. NVIDIA oder auch Tesla), dann landen sie schnell unter den Top-Werten in den ETFs. So nehmen sie einen größeren Einfluss auf die Indizes.

Fazit  
  
Und damit sind wir bei dem eigentlichen Thema des Newsletters. Das ist nämlich gar nicht aktiv vs. passiv, sondern der Einfluss von solchen Kursstürzen auf die Psyche der noch nicht so erfahrenen Anleger. Die kamen in den letzten Jahren dazu und können die Gründe für diese Kursausschläge nicht gut einschätzen. 

Wenn die Medien dann wieder von der grenzenlosen Panik schreiben, verkaufen viele dieser Neuanleger ganz schnell ihre breitgestreuten ETFs, stoppen ihre Sparpläne und realisieren ihre kleineren Verluste. Es kam am Montag sogar zu Störungen bei Scalable, weil die Systeme mit den vielen Handelsanfragen überfordert waren. 

Ich habe überhaupt nichts geändert, muss aber auch sagen, dass mein Minus am Ende der Woche nicht mehr so groß war wie am Anfang. Generell gilt: Selbst wenn es kurzfristig zu heftigen Rückschlägen kommt, solltest du nicht alles panisch verkaufen, sondern wie beim Marathon stur weiterlaufen - auch wenn es überall zwickt. Auch deinen breit diversifizierten MSCI World solltest du natürlich nicht verkaufen. Ich habe nur darüber geschrieben, weil viele nicht wissen, warum die Performance eigentlich wirklich so schlecht ist im August. Das liegt einzig und allein an der starken Tech-Ausrichtung!

Wer nachhaltig anlegen will, hat bei den Indizes ein weiteres Problem. So sind die ESG-ETFs teilweise noch techlastiger als die normalen Indizes. Der MSCI World ESG von Xtrackers hat sogar 30 % Tech-Anteil und diesen Monat -6 % gemacht. Tabak- und Ölwerte sind da zum Ausgleich gar nicht enthalten. Du solltest also beim Kauf von ETFs auch auf die Details und eventuelle Auswirkungen achten. 

Was die Meilensteine angeht: Am Ende sind sie völlig irrelevant, weil sie mitunter nur kurze Zeit bestehen bleiben. Aber sie kommen wieder, nur dauert es ein wenig. Und es wird auch wieder neue Meilensteine geben. Darüber kann man sich kurz freuen, aber überbewerten sollte man sie auch nicht. Mein nächster großer Meilenstein ist auch nicht mehr so weit entfernt, aber auch das ist am Ende nur eine Etappe auf dem Weg zu einem stetig wachsenden Vermögen.   
Viele Grüße aus Lübeck
Neue Podcastfolge: Finanzrocker-Podcast
Im diesjährigen Summer Special spreche ich mit Clemens Faustenhammer von „The Dividend Post“ in fast 80 Minuten über unsere bisherigen Tops und Flops des Börsenjahres. Die Performance ging bis zum 31.7., so dass die Korrektur am 5.8. nicht Bestandteil dieser Folge ist. Wir gehen aber kurz auf die beiden schlechten ersten Augusttage ein.
Neue Podcastfolge: Mehr Mut zum Glück
In dieser Folge von “Mehr Mut zum Glück” erzählt Sandra Stelzner-Mürköster ihre bewegende Geschichte. Mit 30 Jahren verlor sie plötzlich ihren Mann und stand mit ihrem Kind vor großen Herausforderungen. Trotz tiefer Trauer fand sie den Weg zurück ins Leben und arbeitet heute als Trauerbegleiterin. Hört rein, wie Sandra ihren Mut zum Glück gefunden hat.
News aus der Finfluencer-Szene
Die Finfluencer-Szene kommt einfach nicht zur Ruhe. Jetzt gibt es schon wieder einen dubiosen Fall, der für eine Menge Fragezeichen sorgt. So soll der bekannte Immobilien-Finfluencer Immo-Tommy über sein großes Netzwerk Schrottimmobilien vermittelt und dabei stark monetär profitiert haben. Das kam jetzt durch umfangreiche Recherchen von NDR und des Spiegel heraus. 

Mit seinem scheinbar so krassen Erfolg ist es generell nicht so weit her, weil er wohl schon immer alles größer gemacht hat als es tatsächlich war - vor allem bei den Follower-Zahlen. So liegt der Verdacht nahe, dass es sich beim Follower-Wachstum über die unterschiedlichen Plattformen nicht nur um organische Follower handelt. So gab es im November 2021 einen Anstieg der gewonnen Instagram-Follower von 826 auf über 28.100. So ein Anstieg in kurzer Zeit ist immer ein starker Hinweis, dass es nicht organisch gewachsen ist, sondern dass da monetär nachgeholfen wurde.

Bei YouTube gab es im Juni und Juli 2022 dasselbe Phänomen. Da kamen in einem Monat 2.400 neue Abonnenten und einen Monat später ganze 27.000. Das Problem an der Sache: So achten viele Medien nur auf die Anzahl der Follower oder Abonnenten. Das ist deren wichtigstes Qualitätsmerkmal. Und dann entstehen große Home-Stories wie im Handelsblatt über die tolle Geschichte von Immo-Tommy, weil er sich so gut verkaufen kann. 

Neben der Karriere als Influencer baute er ein Makler-Unternehmen auf, das in ganz schlechten Immobilien-Zeiten herausragende Zahlen gemacht haben soll. Auch das wirkte auf viele in der Branche sehr merkwürdig.

So gab es vor fünf Monaten ein Video vom Finanzierungsunternehmen Immlab, das stark an den Zahlen von Immo-Tommy gezweifelt hat. Dieses Video nahm der gute Tommy zum Anlass, seinen Anwalt auf Immlab loszulassen und drohte mit heftiger Klage. Was daraus wurde, weiß ich nicht. Es gab dazu mal ein Video, das ich nun nicht wiedergefunden habe. 

Aber NDR und Spiegel nahmen das wohl zum Anlass, mal genauer zu recherchieren und hinter die Kulissen zu blicken. Das Ergebnis dieser Recherchen gibt es nun beim Spiegel und dem NDR (s.o.). Außerdem hat der Spiegel noch ein interessantes Video zu dem Fall gedreht

Warum ich das so ausführlich hier im Newsletter erwähne, ist einfach die Tatsache, dass nun alle Finfluencer wieder in einen Topf geschmissen werden. Für so einige aus der Branche sind Finfluencer nur geldgeile Ahnungslose, die völlig überraschend viel Erfolg haben, betrügen und einem die Kunden wegnehmen. Das konnte ich in den vergangenen Tagen wieder verstärkt auf vielen Kanälen lesen - vor allem auf YouTube und LinkedIn.

Problematisch ist auch das Foto von unserem Finanzminister Christian Lindner mit den bekanntesten Finfluencern. Wer ist da rechts im Bild zu sehen? Immo Tommy! Das Foto wird nun wieder von einigen rausgekramt und (berechtigt) kritisiert. Was an diesem Fall für ein Rattenschwanz dranhängt!

Ich muss auch sagen, dass solche Leute (da gibt es ja noch andere Kaliber wie den Maskenmann aus Dubai) einem die komplette Lust nehmen, in diesem Bereich weiterhin etwas zu machen. Und wenn sie berechtigterweise kritisiert werden, schicken sie gleich ihre Anwälte mit Unterlassungsklagen auf die Leute los - aus Angst, dass alles auffliegen könnte. 

Deshalb finde ich es gut, dass NDR und der Spiegel sich dem angenommen haben. Auch wenn der gute Immo-Tommy sich da mittlerweile schon wieder herausredet. Aber wer sich hinstellt und immer wieder damit prahlt, dass er vom Mieter zum Immobilien-Millionär in wenigen Jahren geworden ist, der muss damit leben, dass das dann mal auf Fakten geprüft wird. Dieses Video wirkt angesichts der Vorwürfe schon ziemlich gruselig, weil einige darauf reingefallen sind.

Deswegen auch von mir wieder der dringende Hinweis: Lasst Euch im Netz nicht von Reichweite oder neunmalklugen Sprüchen ködern. Leider lässt sich vieles relativ einfach faken oder ausnutzen. Man muss nur wissen, wo der Trigger der Zielgruppe liegt. Und es gibt extrem viele, die darauf reinfallen. Ja, auch Medien, Minister und Unternehmen wie dieser Fall deutlich zeigt.
Monatsrückblick
Der August entpuppt sich nochmal als etwas anstrengender Monat, da ich sehr viele Interview-Aufnahmen habe. Ich muss aber sagen, dass die Gespräche alle sehr interessant und abwechslungsreich geworden sind. 

Letztes Wochenende hatte ich mit Clemens die Aufnahme des Summer Specials, das ich dann umgehend schneiden musste. Am Montag hatte ich die Aufnahme der neuen Folge von "Der Finanzwesir rockt" mit Albert, die am 19.8. erscheinen wird. Und am Dienstag hatte ich für meinen beruflichen Podcast "Fundament & Finanzen" eine Doppelaufnahme, wo das erste Video zum Thema "Wie viel Einkommen benötige ich für einen 350.000 € Immobilienkredit?" schon erfolgreich online gegangen ist.  

Das zweite Video mit dem Thema "Altersvorsorge mit Immobilien" erscheint dann am Dienstag als Video und Podcast. Da geht es nicht nur um die selbstgenutzte Immobilie, sondern auch um vermietete Immobilien und speziellere Anlagen.  

Nächste Woche steht dann noch die Aufnahme für die nächste Finanzrocker-Folge an. Und dann kommen noch zwei Aufnahmen für "Mehr Mut zum Glück", damit ich bis November da keine weiteren Interviews führen muss. Danach steht eine kleine Auszeit an und ich habe bis Ende Oktober keine weiteren Interviews mehr für meine privaten Podcasts geplant. 

Ich wünsche dir nun einen schönen Spätsommer. Im September melde ich mich dann wieder mit dem nächsten Newsletter.
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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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