mit zunehmender Größe meines Blogs erhalte ich immer mehr E-Mails. Darunter ist auch eine wachsende Anzahl von Pressemails, die ich nie angefordert oder wo ich mich eingetragen habe. Obskure Mails wie "Rentnern in Schleswig-Holstein geht es am Besten" gehören da noch zu den interessanten.
Letzte Woche gab es jedoch eine Mail vom PR-Mann der Zeitschrift t3n. Als t3n-Leser habe ich diese Werbe-Mail nicht gleich gelöscht, obwohl ich den Absender nicht kenne. Die Betreffzeile lautete: "
t3n.de: Verbraucherzentrale rät jungen Nutzern von N26-Sparplan „N26 Invest“ ab." Damit geht es um die Kooperation von Number26 (jetzt N26 mit eigener Banklizenz) und Vaamo. Ich hatte es vorher schon mitbekommen, dass so etwas kommt, weil da in einem Fintech-Forum schon etwas geleakt wurde.
N26+Vaamo =?
Ich mag das Konzept von
Vaamo. Und ich mag auch
Number26. Aber die Investmentkooperation ist in der jetzigen Form totaler Humbug. N26 bewirbt es als faires und transparentes Anlageprodukt, in das jeder Konteninhaber ab 10 Euro im Monat einzahlen kann. Darüber werden dann Anteile von den Indexfonds aus dem Vaamo-Angebot gekauft. So weit, so gut.
Das kostet aber im Monat 1,90 Euro. Nach Adam Riese sind das wahnwitzige 19 Prozent von der Monatsrate. In meinen Augen ist das Wucher. Bei Vaamo kann ich auch ab 10 Euro investieren, zahle dort aber nur bis 0,99 % im Jahr (plus die Kosten für die Indexfonds). Die Verbraucherzentrale sieht es genauso und hat deswegen die Warnung rausgegeben, die mich dann über t3n erreicht hat. Beim Finanzwesir wurde da aber schon drüber diskutiert.
Und darüber hinaus habe ich mir als N26-Kunde das Investment-Vehikel in der App angeschaut. Der Vorteil: Mit 3 Klicks hast Du einen Sparplan. Der Nachteil: 90 % der N26-Kunden wissen überhaupt nicht, in was sie investieren. Da steht rein gar nichts. Ich kann nur den Risikograd (mutig, ausgewogen oder zurückhaltend) auswählen, das Startdatum, eine Einmalzahlung als Grundstock und die Höhe der Sparrate.
10 Euro reichen nicht!
Dann erhalte ich eine Prognose für die kommenden zehn Jahre. Bei zehn Euro wären das in der mutigen Variante wären das 1.488 Euro und eine angebliche Steigerung von 31 Prozent - ohne Kosten. Erst dann kommt der Hinweis auf die Kooperation mit Vaamo und ich erhalte eine Übersicht, dass ich 80 % in Stocks und 20 % in Bonds investiere. Außerdem werden die einzelnen Indexfonds (nicht ETFs!) aufgeführt, die von institutionellen Anbietern genutzt werden.
Das Problem: So gut wie keiner der N26-Nutzer weiß, wie die Risiken sind. Da hilft auch ein ganz kurzer Risikohinweis nicht. Nachträglich hat N26 jetzt kurz vor dem Abschluß noch eine Kostenrechnung eingefügt. Mittlerweile steht dort: Transparente und faire Gebühren - 1,90 Euro pro Monat für Depots unter 2.300 Euro oder 0,99 % pro Jahr maximal für Depots über 2.300 Euro. Übersetzt heißt das: Mit einer Einzahlung von 2.300 Euro zahlst du weniger als 1,90 Euro im Monat.
Auch ein Gebührenrechner, häufige Fragen und eine Preisliste sind jetzt integriert. Das reicht in meinen Augen aber für Neulinge an der Börse nicht aus. Direkt bei Vaamo selbst fühle ich mich da viel besser aufgehoben.
2 ETF-Anteile im Monat
Aber ganz ehrlich: Wer denkt, dass er mit 10 Euro im Monat vernünftig spart, liegt grundsätzlich falsch. Je nach Alter und Lebenssituation solltest Du monatlich mindestens 100 Euro (zwischen 20 und 30 Jahren) sparen. Das sind momentan zwei ETF-Anteile im Monat. Wenn Du über 30 bist und noch nicht viel gespart hast, musst Du schon mehr als das Doppelte sparen, um den entgangenen Zinseszins aufzufangen.
Und es gibt einen weiteren Trend, der mir Sorgen bereitet. Immer mehr Banken starten Sparplan-Kooperationen mit Wikifolio. Das bedeutet, dass Du in Musterportfolios investierst, die irgendjemand angelegt hast. Du partizipierst dann an seinen Gewinnen und Verlusten in Form von Zertifikaten. Dafür zahlst Du dann bis zu 20 Prozent Gewinnbeteiligung an den Initiator - und bist ihm gnadenlos ausgeliefert. Gerade bei einem Sparplan ist so etwas verheerend. Ich rate hier nur: Finger weg!
Jetzt ist der Backstagepass etwas ausgeartet. Aber ich musste einfach etwas zu dem Thema vor meiner Sommerpause schreiben. Das spukte mir eine Woche im Kopf herum.
Viel Spaß beim Lesen!