Hallo Friend,
jeden Tag müssen wir kleine und große Entscheidungen treffen. Während sich manche sehr einfach treffen lassen, gibt es andere, bei denen die Entscheidungsfindung immer etwas länger dauert. Bestes Beispiel: Was will ich heute essen vs. welche Asset Allokation sollte mein Vermögen haben?
Gerade in der heutigen Zeit, in der wir für alles ein Abo haben, das wir mit einem Klick kündigen können, überdenken wir unsere Entscheidungen häufig nicht mehr richtig.
Ich persönlich gehe gerade bei den Abos immer so vor, dass ich alles sofort auf Eis lege, wenn ich es nicht mehr nutze. So liegt die Halbwertszeit meiner Streaming-Abos bei knapp 2,5 Monaten. Damit mag ich zwar kein beliebter Kunde für Netflix und Co. sein, aber es macht keinen Sinn für etwas zu zahlen, was ich kaum nutze. Viele lassen das Abo trotzdem weiter laufen und verschwenden Geld.
Nach zwei Monaten Netflix und den tollen Staffeln von "Stranger Things" und "Better Call Saul" (da fehlt noch die allerletzte Folge) geht es ab Mitte August mit WOW (Ex-Sky) sowie den Serien "Mayans" und "House of the Dragon" weiter. In Verbindung mit anderen Abos für Readly* oder Audible*, die ich auch immer mal auf Eis lege, macht diese Taktik über 100 Euro Ersparnis im Jahr aus.
Mit anderen Entscheidungen tue ich mich hingegen deutlich schwerer. Ob das nun der tatsächliche Kauf von Aktien ist oder andere wichtige Entschlüsse wie beispielsweise der Gang in die Selbstständigkeit. Oft geht man hier nicht rational vor, sondern trifft emotionale Entscheidungen, die später dann für Zweifel sorgen.
Entscheidungsfehler tun weh
Ein Beispiel dafür sind die Entscheidungsfehler "Besitzliebe und Veränderungsunwilligkeit". Unter Besitzliebe wird die irrationale Überbewertung von dem, was man gerade besitzt, verstanden. Das tritt auch häufiger bei den eigenen Einzelaktien im Depot auf.
Unter dem "Status quo-Effekt" versteht man die Tatsache, bei einer getroffenen Entscheidung zu bleiben - ohne sie zu hinterfragen. Bevor eine Entscheidung revidiert wird, muss die Alternative deutlich lukrativer sein.
Zumindest beim Thema Aktien habe ich mich da schmerzlicherweise wiedererkannt. Oft habe ich mir in der Vergangenheit Aktien schön geredet (oder gerechnet), obwohl die Ergebnisse ganz anders aussahen. Beste Beispiele sind meine Loser-Aktien von Covestro und Fresenius. Über die Jahre habe ich ein Minus von mehreren Tausend Euro angehäuft, obwohl der Verkauf im letzten Jahr rational die beste Entscheidung gewesen wäre.
Aber mein Gehirn kam dann immer mit Argumenten wie "Aber die Dividende ist so hoch und lukrativ" oder "Das geht schon wieder aufwärts". Mein Verhältnis zu deutschen Aktien ist generell ziemlich schlecht, weil ich da fast immer daneben gelegen habe.
Von meinen 45 Einzelaktien sind aber mittlerweile nur noch drei aus Deutschland. Knapp über 30 kommen aus den USA. Von denen ist mit AT&T nur eine einzige vierstellig im Minus. Und auch die Aktie hatte ich mir vor sechs Jahren hauptsächlich wegen der Dividende gekauft. Reichlich blöd! Aber aus meinen Fehlern habe ich zum Glück einiges gelernt und es mittlerweile viel besser gemacht.
Entscheidungsstärke durch klares Pro & Contra
Komischerweise trifft der Entscheidungsfehler bei der Berufswahl nicht zu, denn mein Gang in die Selbstständigkeit war 2020 die beste Entscheidung, die ich treffen konnte - auch wenn ich anfangs extrem damit gehadert habe. Jeder hat mir erzählt, dass ich das doch nicht machen könne. Gerade ältere Leute denken beim Thema Selbstständigkeit oft, dass man ganz schnell auf der Straße landet, wenn es mal nicht läuft.
Hier habe ich für mich ganz klar die Vor- und Nachteile abgewogen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon ein Jahr in Teilzeit gearbeitet und so viel verdient wie im Angestelltenverhältnis.
Was ich vorher nicht wusste, ist das kleine aber feine Detail, dass man sich in Teilzeit unter bestimmten Bedingungen selbst krankenversichern muss. Das ist richtig teuer. Deshalb habe ich mich bei der Künstlersozialkasse (KSK) angemeldet, um nicht den vollen KV-Betrag alleine zahlen zu müssen. Auch die Rente lief von da an nicht mehr über meinen Arbeitgeber, sondern über die KSK.
Dazu kam noch das wichtigste Argument, dass sich nach vier Jahren die Umstände am Arbeitsplatz komplett geändert hatten. Aus diesem Grund konnte ich meinen Vertrag guten Gewissens auslaufen lassen. So brachte ich meine Podcasts voran, probierte Neues aus und setzte natürlich meine lang geplante Auszeit für den USA-Roadtrip um.
Fazit
Jetzt stehen die nächsten Entscheidungen an, um meine persönliche Weiterentwicklung nicht abzuwürgen. Denn dieses isolierte vor sich hin arbeiten, ist tatsächlich nicht so toll wie es klingt. Darüber habe ich ausführlich im Leserbrief und Video-Interview bei Tim Schäfer berichtet. Ob diese Entscheidungen dann wieder so erfolgreich sind, weiß ich natürlich jetzt noch nicht. Aber es hilft zumindest, sich vorher mit typischen Entscheidungsfallen zu beschäftigen.
Anhand meines Beispiels erkennst du, dass ich auch öfter auf typische Entscheidungsfallen reingefallen bin. Das ist völlig natürlich. Ich mache die gleichen Denkfehler wie viele andere.
Wichtig ist an der Stelle aber tatsächlich, dass man die Fehler auch erkennt und nicht immer wieder darauf reinfällt. Mit dieser Erkenntnis ist schonmal viel gewonnen, denn nur so kannst du einfach bessere Entscheidungen treffen. |