Verfasst hat es Darryl Wilson, den ich Ende der 70er-Jahre in Nancy traf, wo er am Welttheatertreffen teilnahm, um von seiner indigenen Weltsicht zu erzählen. Die zeitlose Rede, die er dort hielt, haben wir in dem jetzt wieder neu erschienenen Buch »Wellen auf dem Meer der Zeit« veröffentlicht. Seine »Gedanken über den Großen Geist« haben nichts von ihrer Aktualität verloren.
»Großmutter, was ist das Leben?«
»Es ist ein Lied, und jedes Lied ist anders. Du hast dein Lied – du allein musst es singen. Ich habe mein Lied. Niemand außer mir kann mein Lied singen.«
Ein Stein ist nicht bloß ein Stück harter Erde, er ist ein Geist, mit anderen Geistern in Bewegung. Regen ist kein aus grauen Wolken fallendes Wasser, er ist ein wunderbarer Teil des Lebenskreises, ein Wunder – wir fangen an zu verstehen, dass Regen und Erde schon lange hier waren, lange vor dem Menschen, dem kleinsten Teil des Schöpfungstraumes. Die Bäume und Winde sind ein Orchester und Musik – und jedes Lied und jede Melodie ist einmalig, niemals sind zwei Lieder gleich, nie langweilig und nie unstimmig. Blitz und Donner sind nicht laute, blendende, gefährliche Ereignisse in einer kalten Winternacht, sondern ein erstaunlicher Traum, der die Geister vor Glückseligkeit zum Zittern bringt.
Merkt Ihr etwas? Hier spricht einer, der sieht. Seine Gedanken und Gedichte, die in seinem Buch versammelt sind, können uns vom bloßen Sehen zum Sehen verhelfen, zu einer ganzheitlichen Schau, die ein Gewahrsein ist, das letztlich alle sieben Sinne einbezieht.
Diese Worte sind nicht die meinen
Sie kommen zu mir und manchmal durch mich
Ein Geschenk
Genau wie das Leben ein Geschenk ist der Natur
Und Träume ein Geschenk sind des Lebens
Worte werden niemals Schönheit ausdrücken
Erde sollte kein Besitz sein
Geschenke dürfen nicht verschachert werden
Ihr seid herzlich eingeladen, die Worte Darryl Wilsons in Eure Herzen einzulassen; sie sind ein großes Geschenk.
Herzlichst Euer
Andreas Lentz