Feierabend-Ritual
Herr Konrad kam zu mir ins Business Coaching. Die Führungskraft litt u.a. unter Überforderung und mangelnder Work-Life-Balance. Herr Konrad hat verschiedene mentale Übungen erfolgreich angewendet, um seinen Zustand zu verändern. Eine davon ist dieses Feierabend-Ritual, mit dem er sicherstellt, dass er seine Arbeit nicht mehr mit nach Hause nimmt, sondern Abstand zum Job gewinnt und sich abends entspannen kann:
Bevor er das Büro verlässt, erkundigt er sich bei seinen Mitarbeitern, ob alles okay ist. Er fertigt eine Erledigungsliste (To-do-Liste) für den nächsten Tag an. Dann fährt er seinen Computer herunter und klopft auf seinen Schreibtisch. Beim Rausgehen verabschiedet er sich von allen, denen er begegnet und spricht dabei nichts Dienstliches mehr an. Den Heimweg nutzt er zum inneren Abschalten, Gedanken an die Arbeit sind tabu. Am Ortsschild (oder an der letzten Bahn- oder Busstation) hält er inne: Denkt er gerade noch an die Arbeit? Falls ja, stoppt er die Gedanken. Er schickt sie fort, indem er leise (besser laut) sagt: „STOPP!“ Zusätzlich kann er sich noch mit einer Hand auf seinen Schenkel klopfen. Dabei atmet er ruhig und tief. Er stellt sich vor, wie sich der Gedanke in Luft auflöst. Zuhause angekommen legt er sein Handy im Flur ab, in einem dafür vorgesehenen Korb, und schaltet es aus – und erst morgens wieder an. Zuhause wechselt er seine Dienstkleidung gegen seinen Freizeitdress ein, nimmt eine heiße Dusche, sozusagen um den Tag „abzuduschen“, taucht so förmlich ins Privat- und Freizeitleben ein.
Herr Konrad macht erst mal nach dem Umziehen 20 Minuten Musik im Musikzimmer im Keller. Dann taucht er wieder auf, unterhält sich mit seiner Frau und den Kindern, das gemeinsame Abendessen ist der Höhepunkt seines Feierabends. Es ist Konsens, dass bei der Mahlzeit kein Handy auf dem Tisch liegt oder der Fernseher läuft. Er sieht nur noch sehr selten fern, sondern liest stattdessen, tauscht sich mit seiner Frau aus oder trifft gelegentlich Freunde. Der Verzicht aufs Fernsehen zahlt übrigens auch aufs Beziehungskonto ein. Denn die so gewonnene gemeinsame Zeit nutzen Herr Konrad und seine Frau für Gespräche, die nicht allein aus Alltagsthemen und Terminplanungen bestehen. Läuft der Fernseher, ist Kommunikation meist kaum möglich und beschränkt sich aufs Nötigste. Morgens geht er übrigens wieder joggen, wie er es früher auch schon getan hat.
Eine andere Führungskraft hält auf dem Heimweg mit dem Auto am Ortsschild. Wenn sie merkt, dass sie noch nicht vom Job abschalten konnte, parkt sie ihr Auto und macht einen flotten Spaziergang. Durch die Bewegung an der frischen Luft bekommt sie nun verlässlich den Kopf frei und kann danach „befreit“ die Heimfahrt fortsetzen.
Das Ritual schafft klare Grenzen, die berufliche und persönliche Aktivitäten trennen. Wir werden auf beiden Seiten präsenter.
Verbesserte psychische Gesundheit: Abends, nachdem ich abgeschaltet habe, geht es mir viel besser. Ich bin mit Freunden und Familie präsenter und kann schneller einschlafen.
Um Ihr eigenes Ritual zu erstellen, integrieren Sie diese drei Schlüsselelemente:
1. Aufgaben abschließen: Welche abschließenden Aufgaben müssen Sie durchführen, um sicherzustellen, dass nichts mehr zu erledigen ist?
2. Bereiten Sie sich auf morgen vor: Was sind die Schwerpunktprioritäten für morgen? Was ist die Aufgabe, bei der Sie morgen Fortschritte machen möchten?
3. Feierabend Ritual einleiten: Schaffen Sie einen mentalen Auslöser dafür. Das kann eine Geste, Wort oder Bild sein.
Skizzieren Sie anhand dieser drei Elemente, wie Ihr Feierabend Ritual für Sie aussehen ab sofort wird. Probieren Sie es aus und sehen Sie, was sich verändert.
Mehr dazu im Modul Stress- und Resilienz Coaching
Nächster Online Termin: 22.04. – 25.04.2024
Weitere Informationen: https://www.heimsoeth-academy.com/mental/ausbildung-zum-resilienz-coach/