Drüber reden, was ihr macht
Erzählt anderen, wie ihr euch einsetzt. Nicht, damit ihr gut dasteht, sondern um die Person gegenüber indirekt anzustupsen. Vielleicht denkt die Person auch schon länger darüber nach, etwas zu tun, hatte aber noch keine Idee, was sie tun könnte. Vielleicht hilft es ihr auch einfach zu wissen, dass sie nicht allein ist mit ihrer Haltung, vielleicht bestärkt es sie, selbst aktiv zu werden.
Euren Abgeordneten schreiben
Wenn es Gesetzesvorhaben gibt, die die Politik nach rechts verschieben, wenn es Petitionen gibt, auf die Politiker*innen aufmerksam gemacht werden sollen, ist der direkte Kontakt sehr effektiv. Ganz aktuell zum Beispiel: Ihr könntet schreiben, dass ihr euch wünscht, dass ein Verbotsverfahren gegen die AfD vorbereitet wird. Eine Mail an die für euren Wahlkreis zuständige Abgeordnetenperson zeigt ihr, was die Menschen, die sie vertritt, von ihrem politischen Handeln hält. Noch besser als eine Mail ist übrigens ein echter Brief, gerne auch kurz und knapp per Hand. Ein Brief wirkt nachdrücklicher, muss erstmal gelesen werden – eine Mail dagegen kann anhand der Betreffzeile schnell aussortiert und gelöscht werden. Die für euch zuständigen Abgeordneten könnt ihr bei Abgeordnetenwatch.de ganz leicht herausfinden: Auf der Abfrage-Seite für den Bundestag eure Postleitzahl eingeben, dann erscheinen die Namen der Abgeordneten. Wenn ihr dort auf das Profil klickt, findet ihr weit unten auf der Profilseite den Link zur Homepage der Abgeordneten. Auf der Homepage sind die Mailadressen und die Postadressen angegeben. Bei Abgeordnetenwatch.de könnt ihr auch die Landesparlamente auswählen und per Postleitzahl die Landesabgeordneten finden.
In den Schulen Inhalte einfordern
Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss, den Eltern an den Schulen haben: Wenn sie auf Elternabenden oder als Elternvertreter*innen die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus im Unterricht einfordern oder einen Anti-Rassismus-Workshop anstoßen.
Initiativen unterstützen
Geld spenden, Inhalte und Botschaften auf Social Media, per Messenger, per Mail oder im Gespräch verbreiten – so könnt ihr Organisationen und Projekten helfen, die gegen Rechtsextremismus, Rassismus, antidemokratische Bestrebungen oder Antifeminismus arbeiten. Auch für PINKSTINKS gilt: Wenn ihr uns gerade nicht finanziell unterstützen könnt, ist das Verbreiten unserer Inhalte eine wertvolle Möglichkeit, uns zu stärken.
Mit den eigenen Fähigkeiten ehrenamtlich beitragen
Jede Person kann irgendwas, das weiterhilft. Ehrenamtliches Engagement bei Projekten vor Ort kann ganz unterschiedlich sein. Wusstet ihr zum Beispiel, dass für die Demos regelmäßig Ordner*innen gesucht werden? Oder dass es schon viel hilft, wenn jemand mal ein oder zwei Stunden Zeit hat, um Flyer zu verteilen? Und immer wieder gibt es Organisationen, die für eine Veranstaltung noch Personen suchen, die sich zum Beispiel ums Licht kümmern oder Kaffee ausschenken oder die Kinder der Teilnehmenden betreuen … Die Freiwilligenagenturen, die es in vielen Städten und Gemeinden gibt, können euch bei der Suche helfen.
Rechten Hass im Netz melden
Bitte teilt keine rechtsextremen Äußerungen im Netz, um ihnen zu widersprechen. Dadurch bekommen sie noch mehr Aufmerksamkeit. Ihr könnt die Postings stattdessen melden, zum Beispiel bei HateAid oder REspect!. Der Aufwand dafür ist nicht besonders hoch, meistens reicht der Link oder ein Screenshot und ihr könnt anonym bleiben.
Redaktionen kontaktieren
Wenn die AfD in einem Interview unwidersprochen Lügen verbreiten konnte, wenn rechte Begriffe wie »Remigration« verwendet wurden, wenn Fakenews in Überschriften verkürzt vorkommen und erst im Text widerlegt werden, dann müsst ihr nicht entsetzt zuhören oder lesen. Ihr könnt die Redaktionen anschreiben und sie darauf aufmerksam machen. Das sind Fehler, die den Journalist*innen unterlaufen, Unaufmerksamkeiten oder schlechte Vorbereitungen auf Interviews – das ist bei den meisten Medien keine Absicht. Briefe oder Mails zeigen den Redakteur*innen, dass es für ihr Publikum wichtig ist, dass sie sich besser vorbereiten, dass sie aufmerksamer sein müssen. Die Adressen findet ihr im Impressum, jede Redaktion muss online oder im Print ein Impressum aufführen. Übrigens: Rechtsextreme schreiben viele, viele Briefe an Redaktionen, zu jeder Kleinigkeit. Das ist Teil ihrer Strategie, so soll der Druck erhöht und der Anschein erweckt werden, das Publikum sei mehrheitlich rechts.
Sich auf Gespräche vorbereiten
Es ist wichtig, bei menschenfeindlichen Äußerungen in Diskussionen – sowohl im echten Leben als auch im Netz – Kontra zu geben. Für diejenigen, die sich das zutrauen und die das machen wollen, ist es ratsam, sich auf solche Gespräche vorzubereiten. Sehr hilfreich sind zum Beispiel die Tipps von Tyron Ricketts, die er auf Instagram veröffentlicht hat. Es gibt einige richtig gute Materialsammlungen, zum Beispiel bei der Bundeszentrale für politische Bildung, bei der Amadeu-Antonio-Stiftung oder bei der Bildungsstätte Anne Frank. Bitte überlegt es euch aber gut, mit welchen Personen ihr in welcher Situation reden wollt – es ist auch völlig ok, einem Gespräch auszuweichen. Eine solche Diskussion ist herausfordernd und emotional fordernd. Und das Diskutieren lohnt sich auch nur, wenn die Person gegenüber offen für Argumente ist.
Sich mit Betroffenen solidarisieren
Rassistische, antisemitische oder sexistische Äußerungen direkt zu kontern, fällt vielen nicht unbedingt leicht. Aber was hier auch hilft: Sich den Betroffenen zuwenden, sie fragen, wie es ihnen geht, ob man etwas für sie tun kann. Egal, ob im echten Leben oder im Internet. Also: Werdet zu Verbündeten! Hier könnt ihr euch zum sogenannten Allyship informieren.
Sprachlich inklusiv sein
Sprache schafft Bewusstsein und damit Realität – klar, wisst ihr längst. Und weil das so ist, ist auch Gendern eine Strategie gegen Rechtsextremismus. Auch wenn Herr Söder das vielleicht nicht durchschaut hat und aus populistischen Gründen ein Gender-Verbot angekündigt hat: Der Anti-Gender-Wahn aus der ganz rechten Ecke hat auch den Grund, bestimmte Gruppen wieder zurück in die Unsichtbarkeit zu drücken. Also seid sprachlich präzise, egal, ob es um Geschlecht oder politische oder gesellschaftliche Zusammenhänge geht. Bemüht euch um diskriminierungsfreie Sprache in jedem Bereich, um marginalisierten Menschen Sichtbarkeit zu geben.
Verbündete suchen
Ob in der Nachbar*innenschaft, auf der Arbeit, im Verein – es tut gut, sich austauschen zu können. Gemeinsam schimpfen über diskriminierende Äußerungen, gemeinsam verzweifelt sein wegen der politischen Lage, um dann gemeinsam Lösungen zu finden, gemeinsam menschenfeindliche Äußerungen zu kontern und sich gegenseitig zu stärken. Gerade in politischen Kämpfen können wir Gemeinschaft wirklich als solche erleben und wir brauchen diese Vergewisserung, dass wir nicht alleine sind.
Wählen gehen
Egal, um welche Wahl es sich handelt, sie ist wichtig für unsere Demokratie. Dass die AfD in manchen Regionen so stark ist, hat auch mit der niedrigen Wahlbeteiligung zu tun. Daher: Jede Person, die zu einer Wahl geht und NICHT die AfD oder andere Parteien mit menschenfeindlichen Inhalten wählt, schwächt die Rechtsextremen. Ob Kommunalwahl, Bezirkswahl, Landtagswahl, Bundestagswahl oder Europawahl – einfach hingehen oder per Briefwahl beteiligen. Das gilt übrigens auch für Betriebsratswahlen, wo rechtsextreme Kräfte schon seit einiger Zeit versuchen, Einfluss zu gewinnen.
Und das Wichtigste: Passt auf euch auf, achtet gut auf eure Energiereserven! Denn wir brauchen jetzt alle einen langen Atem. Gemeinsam werden wir uns gegen Rechtsextremismus zur Wehr setzen – damit wir in einer demokratischen, gerechten und vielfältigen Gesellschaft ohne Diskriminierungen und Sexismus leben können.
Solidarische Grüße❤️
Euer PINKSTINKS Team
PS: Und was ihr noch tun könnt: unseren Newsletter weiterempfehlen. Leitet ihn doch einfach mal weiter! Denn für alle, die jetzt erst dazukommen, haben wir eine tolle Begrüßungsmails mit hilfreichen Tipps zum Gendern vorbereitet. Die Neuankömmlinge haben ja schließlich schon einiges verpasst aus unserer Rubrik *Gendern – ganz einfach*.