Subject: Deine Mail für Marco

Gemeinsam gegen §218!

Liebe Freund*innen,


wir sind zurück aus unserer Sommerpause und haben euch soo vermisst! In der Zwischenzeit haben wir nicht nur ein paar Balken unserer Team-Batterien aufgeladen, sondern auch an vielen spannenden Projekten gewerkelt, von denen wir euch ganz bald berichten werden. Aber jetzt stürzen wir uns erstmal auf ein Thema, das uns sehr am Herzen und tief in der DNA liegt: die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Denn wann, wenn nicht jetzt, können endlich Tatsachen geschaffen werden? Wir wollen gemeinsam mit euch dafür sorgen, dass das auch passiert.


»Mehr Fortschritt wagen« lautet schließlich der Titel des Koalitionsvertrags1 von SPD, Grünen und FDP. Darin steht unter anderem: »Die Möglichkeit zu kostenfreien Schwangerschaftsabbrüchen gehört zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung.« Finden wir auch! Deshalb muss sich ganz dringend etwas ändern, denn noch immer ist die Situation für ungewollt Schwangere in Deutschland keine gute:  


Menschen, die eine Schwangerschaft abbrechen, werden noch immer kriminalisiert: Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland laut §218 StGB nämlich illegal – und nur unter bestimmten Umständen straffrei. Der betreffende Paragraf stammt übrigens aus dem Jahr 1871 (!!)2 . Aus einer Zeit also, als 17-Stunden-Arbeitstage völlig normal waren und Pferde die Straßenbahn zogen. Seitdem hat sich unsere Lebensrealität enorm verändert, §218 StGB gilt allerdings bis heute. Dabei hilft die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen niemandem weiter: Menschen in einer Notlage werden stigmatisiert und ihnen wird der Zugang zu elementarer medizinischer Versorgung erschwert. Die vorläufigen Ergebnisse der ELSA-Studie3 zeigen klar auf, wie prekär die Situation für ungewollt Schwangere ist; wie groß die Versorgungslücken in Deutschland sind, wie viele Ärzt*innen es für grundlegend halten, Abbrüche zu entkriminalisieren. Schwangerschaftsabbrüche sind noch immer kein Pflichtbestandteil im Medizinstudium, immer weniger Ärzt*innen bieten Abbrüche an. In einigen Gegenden Deutschlands gibt es so wenige Einrichtungen, die Abbrüche durchführen, dass es Betroffene vor große Herausforderungen stellt: Je nach Lebenssituation, finanzieller und sozialer Lage können große Entfernungen dazu führen, dass es Betroffenen gar nicht möglich ist, eine Einrichtung aufzusuchen.

Wie gut (und längst überfällig), dass die Regierungskoalition diese Missstände endlich angeht, dachten wir uns, als diese letztes Jahr eine Kommission beauftragte: 18 Expert*innen aus den Fachbereichen Medizin, Psychologie, Soziologie, Gesundheitswissenschaften, Ethik und Recht beschäftigten sich eingehend mit der Frage, ob eine Neuregelung von Schwangerschaftsabbrüchen außerhalb des Strafrechts möglich wäre. Mitte April diesen Jahres legte die Kommission ihre Abschlussergebnisse4 vor – und kam zum eindeutigen Schluss, dass die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen nicht nur rechtlich möglich, sondern auch dringend notwendig sei. 


»Jetzt bewegt sich endlich etwas!« dachten wir uns. Aber wie es aktuell aussieht, haben wir uns wohl zu früh gefreut: Denn während Grüne und SPD das Fazit der Expert*innen als Handlungsauftrag verstehen und die längst überfällige Neuregelung  angehen wollen, mauert die FDP. »Aus Sicht der FDP-Fraktion gibt es, was den Paragraph 218 angeht, (...) keinen Handlungsbedarf«, so Katrin Helling-Plahr, rechtspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag5. Justizminister Marco Buschmann (FDP) äußert verfassungsrechtliche Zweifel6. Obwohl sich die eigens dafür beauftragte Kommission doch bereits gewissenhaft auf über 300 Seiten mit verfassungsrechtlichen Fragen beschäftigt hatte. Bitte was? 😠 Uns macht diese Ignoranz fassungslos und wütend – aber niemals sprachlos! Wir fordern: Es darf nicht sein, dass eine Regierung, die ihren Koalitionsvertrag mit »Mehr Fortschritt wagen« betitelt, wider besseren Wissens an einem Gesetz von 1871 festhält!


Was tun, wenn sich nichts bewegt? Den Druck erhöhen. Deswegen haben wir uns folgendes überlegt: Wir alle schreiben an Justizminister Marco Buschmann. Also, nicht nur Wir als PINKSTINKS, sondern wir alle aus der PINKSTINKS Community. Jede*r einzelne! Dann bekommt Marco Buschmann von fast 30.000 Menschen (ja, so viele sind wir mittlerweile! 💜) elektronisch Post. Zusätzlich zu den Menschen, die wir hoffentlich über Social Media für die Mailaktion gewinnen können. Seid ihr dabei?

Wir wissen, dass genau solche Aktionen äußerst wirksam sein können, daher nehmt euch bitte die drei Minuten und macht mit. Und damit ihr das so einfach wie möglich tun könnt, haben wir euch etwas vorbereitet: eine Vorlage, die ihr nutzen könnt – wenn ihr wollt. Ihr könnt sie entweder komplett übernehmen oder Teile daraus kopieren. Oder ihr nehmt sie nur als Anregung und formuliert selbst einen Text. Ganz egal. Hauptsache: Es machen so viele von euch mit wie möglich. Lasst uns Buschmanns Postfach zum Überlaufen bringen! Hier geht’s zur Mailvorlage (und zur richtigen Mailadresse, an die ihr versenden könnt).


Und wisst ihr was: Das ist ganz nebenbei auch ein Zeichen gegen den Antifeminismus, der von der AfD und anderen rechten und rechtsextremen Gruppen vorangetrieben wird. Es wird höchste Zeit für Aktivismus, um Faschismus und Rechtsextremismus entgegenzuwirken – wie spätestens die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg gezeigt haben. 

Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen. Mit Blick auf den Safe Abortion Day, den Aktionstag für reproduktive Rechte am 28. September, aber auch darüber hinaus. Vielen Dank, dass ihr jetzt und immer an unserer Seite steht. 💜


Hoffnungs- und liebevolle Grüße

Euer PINKSTINKS Team

 

PS: Wusstet ihr eigentlich? Unsere Arbeit ist rein spendenfinanziert. Wenn ihr wollt, dass wir so wichtige und wirksame Aktionen wie diese auch weiterhin durchführen können und es euch möglich ist: Unterstützt uns und werdet PINKSTINKS Fördermitglied! Schon eine kleine regelmäßige Summe hilft uns SO SEHR, unsere Arbeit zu sichern. Als Dank bekommt ihr nicht nur eine gendergerechtere Welt, sondern auch ein tolles Begrüßungspaket und ganz viel positive PINKSTINKS Energie!

MAGAZIN

§ 218 – Mein Körper, meine Entscheidung?


Es gibt eine Entscheidung, die gebärfähige Personen nicht frei treffen können: ob sie eine Schwangerschaft abbrechen. Wieso ist das so? Wir schauen uns die Situation ungewollt Schwangerer in Deutschland ganz genau an. Und ziehen entsprechende Schlüsse. weiterlesen

Immer noch reden über Schwangerschaftsabbrüche


53 Jahre ist es her, seit der Stern mit der Titelgeschichte von 374 Frauen aufmachte, die sich zu Schwangerschaftsabbrüchen "bekannten". Nils Pickert und wir fordern: Reproduktive Selbstbestimmung hat im Strafgesetz noch immer nichts verloren!
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Infos zum Safe Abortion Day


Am 28. September ist »International Safe Abortion Day«: Wir haben für euch zu diesem Anlass hilfreiche Links und nützliche Informationen sowie eine Aktionsübersicht vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung zusammengetragen.
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Kennt ihr schon das FEMIFEST*?


Auch 2024 sind wir noch nicht bei wirklicher Gleichberechtigung angekommen: In unserem FEMIFEST* schauen wir uns das genauer an und beleuchten wesentliche Teile unserer Gesellschaft – auch im Hinblick auf körperliche Selbstbestimmung.

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*Gendern – ganz einfach*

Ganz ehrlich: Wir lieben diese Rubrik! Es ist so toll, alle zwei Wochen – angeregt durch eure Mails und Fragen zum Thema – darüber nachzudenken, wie sich die Sprache verändert und welche Möglichkeiten es in der deutschen Sprache gibt, inklusiver zu formulieren. Und es gibt so viele Fragen, auf die wir noch gar nicht eingehen konnten. Nach knapp einem Jahr haben wir uns trotzdem entschieden, “Gendern – ganz einfach” erstmal zu beenden. Denn wir wollen den Raum im Newsletter für ein anderes, sehr wichtiges Thema nutzen: für den Kampf gegen rechts.
Damit ihr euch aber weiter mit dem Gendern und inklusive Formulierungen beschäftigen könnt, haben wir euch ein paar Lesetipps zusammengestellt:

Das Genderwörterbuch Geschickt gendern ist das erste seiner Art und hält das Versprechen, das es im Namen trägt: Von Abbruchquote bis Zweifelnde findet ihr hier etwa 2000 Ideen für gendergerechte Formulierungen. Tendenz steigend, denn ihr könnt auch eigene Ideen oder Hinweise auf fehlende Begriffe einsenden.


Auf Genderleicht & Bildermächtig zeigt der Journalistinnenbund, wie diskriminierungsfreie Medienarbeit funktionieren kann. Hier findet ihr praktische Tipps zum diskriminierungsfreien Schreiben, Sprechen, Fotografieren und Fotos bearbeiten. Auch für uns von PINKSTINKS immer wieder wertvoll!


Vielleicht schaut ihr auch mal beim Duden vorbei? Stilvoll gendern, einfach gendern, verständlich gendern – hier findet ihr ganz unterschiedliche Beilagen zum Thema. Übrigens: Auch Christine Olderdissen, die für den Journalistinnenbund das oben vorgestellte Projekt Genderleicht leitet, hat hier ein Buch unter gleichem Titel veröffentlicht. Und verspricht: Humor hilft. Auch beim Gendern.

Und wenn ihr darin nicht sofort Lösungen findet, gibt es vielleicht auch noch keine konkrete Antwort  – dann werdet selber kreativ! Die deutsche Sprache bietet so viele Möglichkeiten. Wir freuen uns, neue inklusive Wortschöpfungen und Formulierungen von euch zu hören! 💜

KURZ VERLINKT

Das sollte sich die deutsche Regierung dringend abschauen: Die britische Regierung will stärker gegen Frauenhass und Gewalt gegen Frauen und Mädchen vorgehen und prüft daher, Frauenfeindlichkeit in die »Extremismus-Strategie« aufzunehmen. Was daraus politisch folgen wird, soll im Herbst verkündet werden. Hintergründe dazu findet ihr online bei der Deutschen Welle, einen guten Kommentar gibt’s bei »nd-aktuell«.


Hörtipp 1: Miriam Scheibe ist bei uns im Team für die Werbemelder*in verantwortlich und gibt Workshops. Miri war zu Gast im Podcast »Mondays for Mothers« von der Vernetzungsinitiative #MütterMachtPolitik zum Thema: Fürsorgliche Bildung. Eine wirklich spannende Folge mit hochinteressanten weiteren Gäst*innen! Hört unbedingt hier rein


Hörtipp 2: Unsere Freund*innen von The Doctorella (und Mitunterzeichner*innen unseres FEMIFEST*) haben ein neues Album und wir sind verli-hiebt! Alleine der Titel »Mondscheinpsychose, Bordsteinrose« ist doch schon fantastisch, aber erst recht die Songs gehen direkt ins Herz. 


Ihr stolpert online oder offline über Falschnachrichten und seid euch nicht sicher, wie ihr damit umgehen sollt? Klaro, der digitale Chatbot zu Falschnachrichten und Gegenrede hilft weiter! Bei Faktenstark findet ihr aber auch noch andere tolle Angebote und sogar kostenfreie Workshops in Sachsen zum Thema Desinformationen.

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