Subject: Gleichberechtigung gesucht?

Elternkonkurrenz statt Elternzeit.

Liebe Freund*innen,


hier ist Nils von PINKSTINKS. Wie jedes Jahr um diese Zeit stecke ich mitten in den letzten Ostervorbereitungen – mit vier Kindern eine ganz schöne Herausforderung. Für unsere beiden Kleinen versuchen meine Lebenskomplizin und ich etwas zu finden, was thematisch zu Elmo und Cookie aus der Sesamstraße passt – weil wir die beiden seit gefühlt immer Elmo und Cookie nennen. Und für die Großen soll es etwas Cooles sein. Irgendwas, nein Papa, das nicht, das ist ne richtige Boomerhose, und hast du etwa schon wieder vergessen, dass ich Schokolade nicht mag, hmpf, warum faltest du mir nicht einfach wieder so einen Geldfrosch?! Jedenfalls geben wir uns Mühe.


Leider kann man das von der aktuellen Bundesregierung nicht behaupten. Pünktlich zu Ostern legt sie angehenden Eltern mit der Neuregelung des Elterngelds ein faules Ei ins Nest. Statt eine gleichberechtigte, partnerschaftliche Erziehungszeit zu fördern, gibt es jetzt Elternkonkurrenz und weniger Möglichkeiten, gemeinsam Sorge zu tragen und Verantwortung zu übernehmen.1 Das ist kein Schritt nach vorn, das ist ein Schlag ins Gesicht.

Ein Schlag, den das Familienministerium »gleichstellungspolitisch sinnvoll« nennt. Aber sicher doch. Wer so etwas zu Ostern von sich gibt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.


Neben diesem faulen Ei hat die Bundesregierung aber auch Sachen so gut versteckt, dass sie schier unauffindbar sind. Irgendwo müssen zum Beispiel noch 430.000 fehlende Kitaplätze2 herumliegen – immerhin gibt es auf die ja einen Rechtsanspruch. Bei der Kindergrundsicherung sagt man uns, wir sollen bis 2025 suchen.3 Vielleicht finden wir dann ja was. Die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz wurde schon 2018 versteckt, aber immer noch keine Spur davon.4 Und die von der EU geforderte zweiwöchige Familienstartzeit für Väter wird mittlerweile per Klage gesucht.


Merkwürdig. Dinge, die Gleichberechtigung und ein besseres Leben in diesem Land ermöglichen würden, verschwinden andauernd und gelten als verschollen. Ihre Spuren finden sich in Koalitionsverträgen. In Absichtsbekundungen, Talkshowphrasen und SharePics zum Muttertag. Aber zu oft verlaufen sich diese Spuren im Sand des Getriebes.


Deshalb brauchen wir euch und eure Unterstützung. Nur gemeinsam können wir die Verantwortlichen wirkungsvoll daran erinnern, dass Gleichberechtigung nicht versteckt, sondern politisch umgesetzt und gelebt werden muss. Nur mit eurer Hilfe nerven wir die richtigen und wichtigen Stellen immer wieder damit, dass Männer und Frauen laut Grundgesetz nicht nur gleichberechtigt sind, sondern der Staat das auch durchzusetzen und Nachteile zu beseitigen hat.

Gleichberechtigung ist kein frommer Osterwunsch, sondern Notwendigkeit und Verpflichtung. Sie sollte nicht kaputtgespart oder versteckt, sondern gestaltet werden.


In diesem Sinne wünsche ich euch frohe Ostern oder einfach ein paar schöne freie Tage. Danke, dass es euch gibt.

Und jetzt muss ich los und gucken, was Elmo und Cookie machen.


Euer Nils


PS: In unserem letzten Newsletter haben wir euch berichtet, dass wir unser FEMIFEST* gern drucken lassen wollen, um es zu verschicken und zu übergeben. Und wisst ihr was? Wir haben den Druck bereits beauftragt. Ihr seid die Besten! Wir haben die 1.500 Euro zusammen bekommen und starten jetzt unsere FEMIFEST* Offensive, die Zweite! Ein riesengroßes Dankeschön geht an euch raus!

* GENDERN – GANZ EINFACH *

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat nun öffentlichkeitswirksam Sternchen, Doppelpunkt, Binnenmajuskeln oder Gendergap – also all das, was Sprache inklusiv macht – an Schulen, Hochschulen und Behörden verboten. Ohne Worte. Eine inklusive Sprache geht aber auch ohne Sonderzeichen. Der Trick, um auf Sternchen & Co verzichten zu können: In der Mehrzahl klappt’s mit dem veränderten Verb ziemlich gut. Da sind dann auch Sie, Herr Söder, mitgemeint.


Hier ein paar Beispiele:
studieren ➡️ Studierende
pflegen ➡️ Pflegende
forschen ➡️ Forschende
zuhören ➡️ Zuhörende
zuschauen ➡️ Zuschauende
Antrag stellen ➡️ Antragstellende

teilnehmen ➡️ Teilnehmende


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 MAGAZIN

Staatlich verordnete Elternkonkurrenz

Ab dem 1. April ist es vom Familienministerium nun festgelegt: Elternzeit kann von beiden Elternteilen nur noch 1 Monat lang zusammen genommen werden. Eine Entscheidung für mehr Gleichberechtigung? Eher ein Aprilscherz. weiterlesen

Pflichtlektüre:

Unser FEMIFEST*

Wenn ihr es noch nicht gelesen habt: Schaut mal in unser feministisches Manifest zum 8.3. rein. Leider ein trauriges Zeugnis davon, dass wir auch 2024 von echter Gleichberechtigung noch immer weit entfernt sind. weiterlesen

Schambefreite Aufklärung:
Die Vulva-Entdeckungstour

Oldie and Goldie: Unser Film über die Vulva. Immer wieder werden wir nach Materialien zu gendersensibler und schambefreiter Aufklärung gefragt. Deshalb werben wir nochmal für diesen Film, mit seinem selbstverständlichen, entspannten und neugierigen Blick auf die Vulva. weiterlesen

Euer Guten-Morgen-Getränk, das gendert

Wenn ihr in Bayern wohnt oder einen Besuch in Bayern plant: Gönnt euch doch diesen aussagekräftigen Keramik-Becher. Für Kaffee, Tee oder für den Spaß am zivilen Ungehorsam. Denn was wir trinken – das ist nicht verboten. weiterlesen

VERLOSUNG

Schon den ersten Band können wir euch als feministisches Standardwerk ans Herz legen: »Unlearn Patriarchy«. Eine Sammlung großartiger Beiträge, vereint im Ziel, feministische Impulse für Wege aus dem Patriarchat zu geben. Nun geht Unlearn Patriarchy in die zweite Runde und wir verlosen 5 Exemplare. Wenn du an der Verlosung teilnehmen willst, schreibe uns bis 04.04.2024 eine Mail mit deiner Adresse an gewinnspiel@pinkstinks.de.

KURZ VERLINKT

Passend zum Genderverbot in Bayern: Die Debatte um »politisch korrekte Sprache« ist seit Langem am brodeln. Gegner*innen von Genderstern und Pronomen erklären diskriminierungsfreie Sprache zum abgehobenen Geschwurbel von Eliten. Das stimmt nicht, sagt Mareice Kaiser. Diskriminierungsfreie Sprache sei keine Frage der Bildung, sondern eine der Offenheit.


Podcast-Tipp: In »NDA: Die Akte Kasia Lenhardt« wird eine Geschichte erzählt, die das Patriarchat und Jérôme Boateng aus dieser Perspektive wohl lieber nicht erzählt hätten. Es geht um Kasia Lehnhardt, die mit 25 Jahren in Berlin stirbt. Es geht um patriarchale Gewalt, Cybermobbing und die Verantwortung der Boulevard-Presse. Ihr findet den kompletten Podcast im Spiegel+ Abo oder jeden Freitag eine neue Folge auf den üblichen Podcast-Plattformen.


Liebe Menschen aus Nürnberg, merkt euch das Wochenende vom 05. bis 07.04.2024 unbedingt vor: »THE WURST ART EVER« heißt das Programm der neuen Ausstellung vom Wurstkollektiv, die im Edel Extra stattfindet. Die Erlöse werden an PINKSTINKS gespendet. Danke!

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