Subject: Hä?

Ein Glossar gegen das Patriarchat

Liebe Freund*innen,


ich bin's, Anni. Wir haben uns noch nicht kennengelernt, aber ich bin mir ziemlich sicher: Bestimmt habt ihr schon irgendwo im PINKSTINKS Universum das ein oder andere Wort von mir gelesen, denn ich texte für PINKSTINKS. Umso schöner, mich heute ganz offiziell bei euch vorzustellen. Wir werden uns im Newsletter nämlich bald häufiger lesen.


Als studierte Kommunikationswissenschaftlerin fasziniert mich die Macht der Sprache. Klar: Dass Sprache unser Denken und damit auch unsere Realität beeinflusst, muss ich euch nicht erzählen. Mein alltäglicher Beweis dafür ist übrigens das laut widerhallende »Stopp!« in meinem Ohr (das verdächtig nach der Stimme meiner Mutter klingt), wenn sich Metallbesteck einer beschichteten Pfanne auch nur nähert. Und versucht mal nicht an einen rosa Elefanten zu denken  unmöglich!


Auch wenn Herr Söder und die bayerische Staatsregierung es nicht wahrhaben wollen: Sprache, und mit ihr feministische Diskurse, entwickelt sich (Jesus Christina sei Dank) ständig weiter. So kann sie neue Brücken bauen, aber auch selbst zur Mauer werden. Damit wir uns miteinander austauschen, einander verstehen und Missstände benennen können, braucht es ein gemeinsames Vokabular. Und zwar eins, das möglichst vielfältige Perspektiven abbildet und alle mitnimmt.


Schon einzelne Worte können mauern. Sie begegnen uns ganz selbstverständlich in feministischen Blogtexten, Diskussionsrunden, in Gesprächen mit Kolleg*innen und Freund*innen oder auf Social Media. Manche dieser Worte haben wir noch nie gehört, andere sind flüchtige Bekannte. Alle haben eines gemein: Wir haben keine Ahnung, was sie bedeuten! Und trotzdem irgendwie das Gefühl, wir müssten es wissen. Oder andersherum: Wir sind in Gesprächen mit Personen, die nach der Bedeutung eines Begriffes fragen. Und obwohl dieser Begriff seit Urzeiten fest in unserem Sprachgebrauch verankert ist, fällt es schwer, ihn greifbar zu erklären.


Uns erreichen regelmäßig Mails von euch mit Nachfragen zu bestimmten Begriffen. Ihr kennt sie offensichtlich auch: diese Unsicherheit, Begriffe wirklich richtig zu greifen. Höchste Zeit also für ein Glossar, das wir euch hiermit vorab exklusiv zur Verfügung stellen. Von A wie Ableismus bis Q wie Queer – in unserem Online-Glossar sammeln wir Erklärungen zu Wörtern, die uns im feministischen Diskurs immer wieder begegnen. Zum Beispiel diese:


  • Intersektionalität beschreibt das Zusammenwirken mehrerer Diskriminierungsmechanismen. Eine Schwarze, lesbische Frau kann Sexismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit erleben. Diese Diskriminierungsformen addieren sich aber nicht einfach, sondern führen zusammen zu ganz spezifischen Diskriminierungserfahrungen. 

  • Misogynie steht für Frauenfeindlichkeit und Frauenhass und ist eine direkte Folge des Patriarchats, in dem alle Geschlechter dem männlichen untergeordnet werden. Ausdrucksformen von Misogynie reichen von sexistischen Witzen über geschlechtsbezogene Gewalt – und finden ihren traurigen Höhepunkt in Femiziden.

  • FLINTA*, das sind Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Personen. Also jene Menschen, die im Patriarchat aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung Benachteiligungen und strukturellen Diskriminierungen ausgesetzt sind.


Mit dem Glossar erhoffen wir uns jene Worte in die Welt zu tragen, die Diskriminierung benennen – und so einen diskriminierenden Gebrauch von Sprache zu vermeiden. Als dass nicht nur wir, sondern immer mehr Menschen den richtigen Ton – also das richtige Wort – treffen. Bisher haben wir 31 zentrale Begriffe verständlich aufbereitet. Unser Glossar steckt noch in den Kinderschuhen und wir wollen es laufend weiter befüllen. Welche Begriffe fehlen euch noch? Schreibt es uns an info@pinkstinks.de, wir freuen uns!


Wie ihr euch sicher vorstellen könnt: In Recherche und Aufbereitung der Glossarbegriffe steckt mehr Zeit, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Und wie ihr wisst, sind Personalkosten für uns ein großer Kostenfaktor. Wenn ihr unser Glossar hilfreich findet und dazu beitragen wollt, den gemeinsamen Dialog zu Gerechtigkeit und Diversität voranzutreiben: Lasst doch gerne eine Spende da. Damit noch viele weitere Begriffe aufbereitet werden können.

Was auch hilft: Das Glossar weiterschicken und die Welt mindestens ein ganz kleines bisschen sprachlich zum Positiven verändern. Yeah! Hier geht’s zum kompletten Glossar zum Lesen und Teilen.


In diesem Sinne: Ich muss los – Mails mit dem Betreff »Hä?« an die Postfächer meiner Freund*innen schicken. Macht ihr mit? Euch ein schönes Wochenende und bis bald


Eure Anni


PS: Es gibt außerdem noch eine freudige Nachricht zu verkünden: Seit Jahren reden wir davon, unsere Website zu relaunchen, die mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen ist. Dank der bewilligten Förderung der Gleichstellungsbehörde der Stadt Hamburg können wir das jetzt endlich angehen. Wie toll, wir machen Luftsprünge! Wir haben natürlich Millionen Ideen, aber ihr bestimmt auch? Wir freuen uns riesig über eure Gedanken und Einfälle, schickt sie uns gern an info@pinkstinks.de.

* GENDERN – GANZ EINFACH *

Wie kannst du heteronormative Formulierungen vermeiden?
Die Kategorien »Mann« und »Frau« sind leider noch immer die Norm in unserer Gesellschaft. Das macht auch nicht vor unserer Sprache halt.


Am wichtigsten: Offen und neutral formulieren.


Statt »Bringst du deine Frau mit?« => lieber »Kommst du in Begleitung?«
Statt »Das ist viel zu schwer für dich, Mädel.« => lieber »Brauchst du Hilfe?«
Statt »Hast du einen Freund?« => lieber »Bist du in einer romantischen Beziehung?«
Statt »Der junge Mann da in der letzten Reihe.« => lieber »Die Person im blauen Pulli in der letzten Reihe.»
Statt »Sie sind also Frau Müller-Lüdenscheidt?« => lieber »Wie möchten Sie angesprochen werden?«
Statt »Sehr geehrter Herr Muster« => lieber »Guten Tag Max Muster«


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Noch so ein Wortgebilde, das erstmal nur faktisch oder schlimmer noch anklagend klingt, aber viel Leid bringt – auch für Männer: Toxische Männlichkeit. Was das ist? Jochen Schropp erklärt.

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KURZ VERLINKT

Setzt mit eurer Unterschrift unter den offenen Brief an Claudia Roth ein Zeichen gegen Machtmissbrauch in der Theater- und Filmbranche: Für viele Menschen vor und hinter der Kamera ist die Reise zum fertigen Theaterstück, zum fertigen Film oder zur fertigen Serie ein Albtraum. Und selbst wenn Vorwürfe öffentlich werden – Täter ernten zu oft weiterhin Applaus und Preise. Das muss sich ändern! Deshalb wendet sich der offene Brief mit konkreten Forderungen direkt an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth.


Wir schreiben für Palais F*luxx Newsletter! Besser gesagt, unsere Geschäftsführerin Ariane Lettow tut’s, und zwar am Sonntag. Um das nicht zu verpassen, meldet euch hier noch fixx für den Fluxxletter an.


Die von der Ampelkoalition eingesetzte Kommission hat ihren Abschlussbericht zur gesetzlichen Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen vorgelegt: Und empfiehlt, Abbrüche in den ersten Schwangerschaftswochen zu entkriminalisieren. Doch die Regierungskoalition duckt sich weg und ignoriert damit nicht nur die Expertise der Kommission, sondern auch den mehrheitlichen Willen der deutschen Bevölkerung.


Caroline von Humboldt trug als Gelehrte, Mäzenin und Kunstwissenschaftlerin maßgeblich zur Entwicklung der Berliner Bildung und Kultur bei. Doch ihre Rolle wird bis heute überschattet: Auch ihre Darstellung im Logo der Humboldt Universität als »Beiwerk« hinter den Humboldt-Brüdern schätzt ihren Einfluss zu gering. Wir finden: Eine gleichwertige Darstellung wäre ein wichtiges Statement für Geschlechtergerechtigkeit. Ihr auch? Dann unterschreibt die Petition.


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