Subject: Muttertag, aber make it Systemkritik

Feministischer Muttertag – geht das? Klar!

Liebe Freund*innen,


am Sonntag ist es wieder soweit: Muttertag. Der Tag, an dem die Industrie ihr Herz für Mütter entdeckt und den Tag für Friede, Freude, Geschlechterklischees nutzt.


Liebe Mütter, für die dieser Tag schön ist: Wir wollen euch den Muttertag nicht verderben. Viele von uns im PINKSTINKS Team sind selber Mutter und sind NATÜRLICH gerührt, wenn das eigene Kind mit den Worten »Mama, ich hab dich sehr lieb« ein Bild überreicht, auf dem wahlweise man selbst, eine Blume oder ein Herz aus bunten Strichen zu erahnen ist. Traditionell machen Kinder das am Muttertag. Und einige von uns, die ja selbst Kinder sind, machen das auch bei ihrer Mutter (okay, dann vermutlich ohne selbstgemaltes Bild). Aber wenn wir sehen, wie schamlos zum Muttertag Küchengeräte, Blumen und Pralinen beworben werden, während diesen Firmen an allen anderen Tagen im Jahr Mütter(rechte) völlig egal sind, werden wir echt sauer.


Und noch etwas anderes beschäftigt uns, denn: Was ist mit all den Menschen, die nicht in einer heteronormativen Elternschaft sind? Was ist mit Pflegemüttern? Oder mit Bonusmüttern? Was ist mit den Menschen, die eine Mutterrolle als Nachbarin, Freundin oder was auch immer leben?


Lasst uns den Muttertag breiter denken. Nicht nur die Vorstellung von »Mutter« erweitern, sondern lasst uns den Tag auch feministisch füllen. Als einen Tag, an dem Care-Arbeit sichtbar wird. Und nicht nur Care-Arbeit, sondern auch alles, was damit einhergeht: Stichwort Wochenbett, Teilzeitfalle, Altersarmut, Burnout, fehlende reproduktive Selbstbestimmung. Einen Tag, an dem die immer noch zu starke Belastung von Müttern besprochen wird. Ein Tag, in dem es nicht nur um Care-Arbeit für Kinder geht, sondern auch um Care-Arbeit für ältere Angehörige oder Freund*innen. Ein Tag also, an dem es um Anerkennung geht. In diesem Sinne, ihr lieben Menschen, die ihr euch angesprochen fühlt: Ihr seid großartig. Und ihr verdient echte Anerkennung. Nicht nur an diesem einen Tag. Sondern jeden Tag, jede Stunde, jede Minute.


Und schließlich: Lasst uns sensibel mit dem Muttertag sein. Lasst uns auch an die Mütter denken, die nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern. Und lasst uns auch an die Menschen denken, die ein Kind verloren haben. An die Menschen, deren eigene Mutter nicht in ihrem Leben oder aus dem Leben getreten ist oder die ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter haben. Lasst uns an diesem Tag unbedingt die Liebe feiern, aber lasst uns auch Trauer und Verlust sichtbar machen. Und lasst uns gemeinsam weiter dafür kämpfen, dass Care-Arbeit gerechter wird! Denn die Last ist viel zu einseitig verteilt, mit schlimmen Folgen für viele von uns.

Ganz liebe Grüße!

Euer PINKSTINKS Team

P.S.: Wir feiern am Muttertag alle Care-Arbeitenden – egal, ob sie sich um Kinder, ältere Angehörige oder Freund*innen kümmern. Wollt ihr einer Care-arbeitenden Person zum 11. Mai eine Freude machen? Da können wir euch die PINKSTINKS Geschenkspende ans Herz legen. Einfach auf den Button unten klicken und spenden, dann bekommt ihr eine wunderschöne Urkunde als PDF per Mail zugeschickt, die ihr weiterleiten oder ausdrucken und überreichen könnt.

P.P.S.: Und passend zum Muttertag haben wir natürlich auch noch unseren beliebten Gender-Sketch aus Staffel 5: hier auf Youtube und hier auf Vimeo. Leitet den Sketch doch gerne weiter!

Gemeinsam stark: Schritte gegen rechts

Tipp No. 8: Redaktionen zum Umgang mit AfD anschreiben


Der Verfassungsschutzbericht zur AfD hat Schwarz auf Weiß erbracht, was viele längst wussten: Die AfD ist rechtsextremistisch und richtet sich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Nicht nur ein Landesverband oder einzelne Politiker*innen. Nein, die gesamte AfD. Das hat Folgen für die Diskussion über einen Parteiverbotsantrag (darauf gehen wir in einem späteren Newsletter ein), das muss aber auch Folgen für den Umgang von Journalist*innen und Redaktionen mit der AfD haben. Jagoda Marinić hat es in ihrer Kolumne beim »stern« so treffend beschrieben: Der Journalismus muss endlich härter mit der AfD umgehen.

Die Verfassungsfeindlichkeit ist höchstbehördlich bescheinigt – Redaktionen müssen sich nun intern fragen, wie sie künftig über die AfD berichten wollen. Genauso wie bisher? Das ist im Grunde nicht mehr möglich. Zumindest nicht für solche Redaktionen, die auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, die Menschenwürde achten und sich zu demokratischen Prinzipien bekennen. Das gilt besonders für ALLE Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – von den ARD-Anstalten über den Deutschlandfunk bis zum ZDF. Denn sie haben einen Programmauftrag zu erfüllen, der im Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien festgeschrieben ist. Da ist gleich am Anfang von »demokratischen Bedürfnissen« der Gesellschaft die Rede, die die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu erfüllen haben.


Uff, das war eine lange Vorrede. Worauf wir hinaus wollen: Jetzt ist genau die richtige Zeit, um Redaktionen von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten anzuschreiben und sie an den Programmauftrag und die demokratischen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erinnern! Denn die Einstufung des Verfassungsschutzes bedeutet im Grunde: Unwidersprochene Interview-Schnipsel, Live-Gespräche und Talkshow-Auftritte von AfD-Politiker*innen, wie sie bisher täglich im öffentlich-rechtlichen Programm stattfinden, kann und darf es künftig nicht mehr geben. Deswegen: Schreibt sie an! Briefe oder Mails erhöhen den Druck und zeigen den Redaktionen, dass es für ihr Publikum wichtig ist, dass sie sich dazu verhalten. Dass sie den Verfassungsschutzbericht zum Anlass nehmen sollen, die Berichterstattung über die AfD zu überdenken. Die Adressen findet ihr im Impressum, jede Redaktion muss online oder im Print ein Impressum aufführen. Und natürlich könnt ihr sehr gerne Formulierungen von uns hier aus dieser Rubrik für eure Mails oder Briefe übernehmen.


💜 Den nächsten Tipp gibt's in einem der nächsten Newsletter. Danke für euer Engagement! 💜

Was wir euch außerdem ans Herz legen möchten:

Ihr Lieben, es gibt jetzt eine GEWERKSCHAFT FÜR CARE-ARBEIT!!! Wir feiern das so sehr, was Jo Lücke und Franzi Helms mit »LUA - die Carewerkschaft« ins Leben gerufen haben! »LUA« steht für »Liga für unbezahlte Arbeit« und ist eine Interessensvertretung für alle, die familiäre Sorgearbeit leisten. So großartig und so wichtig! 💜 


Wissenschaftliche Unterstützung für spannendes ehrenamtliches Projekt gesucht: Jen hatte eine Idee, wie sie Privilegien und Diskriminierung für jede einzelne Person anschaulich berechenbar machen kann, um so gesellschaftliche Unterdrückungsstrukturen sichtbar zu machen. Jetzt sucht sie dafür Feedback von Menschen mit sozialwissenschaftlichem Hintergrund. Mehr Infos gibt’s auf der Website des Projekts.


Hier ein toller Hinweis aus unserer Community zu einem Projekt gegen Periodenarmut: Das Künstlerinnenkollektiv »Period.« hat in der Hamburger Innenstadt kostenlose Periodenprodukte-Spender aufgestellt und zwar in zwölf Toiletten, die frei zugänglich sind. Bisher wird das Projekt leider nur bis Juni gefördert, aber das Kollektiv möchte gerne weitermachen  und so auch den politischen Druck erhöhen, damit die Stadt endlich aktiv wird. Einen Text dazu mit Karte der Standorte findet ihr beim Hamburger Straßenmagazin »Hinz & Kunzt«.


Lesetipp I: Die USA-Expertin Annika Brockschmidt hat bei »Geschichte der Gegenwart« einen lesenswerten Artikel darüber geschrieben, was die trans*feindliche und queerfeindliche Politik von US-Präsident Trump und seiner Regierung bedeutet, wie gefährlich sie ist und wie sie sich im Alltag auswirkt. Sie beschreibt aber auch, dass sich Widerstand formiert. »Leugnung, Ausgrenzung und Auslöschung« 


Lesetipp II: Das Amadeu-Antonio-Stiftung-Projekt »Take A Stand Against Antifeminism« hat unter die Lupe genommen, wie eine Allianz aus Mannosphäre, Rechtsextremisten und Tech-Milliardären weltweit Maskulismus vorantreibt: »Bros before Democracy: Wie Manosphere und Rechtsextreme gemeinsam Politik machen«  


Filmtipp: Eine feministische Horrorkomödie! Ja, das ist »Balconettes«. Im Mittelpunkt dieses ungewöhnlichen französischen Films stehen drei Freundinnen im Sommer in Marseille. Und dann ... ja, dazu schreiben wir jetzt hier lieber nichts. Wer Lust auf Feminismus plus Horror im Kino hat, ist bei »Balconettes« genau richtig, in dieser Rezension erfahrt ihr mehr. Der Film ist am 8. Mai in den Kinos gestartet.

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