Subject: Wie viel S*xismus konsumierst du?

Spoiler: 3,5 Stunden!

Liebe Freund*innen,


sexistische Darstellung von Frauen, frauenfeindliche Sprüche, Konzentration auf den männlichen Blick auf die Welt: Wer bei einigen Serien genauer hinschaut, könnte das kalte Grausen bekommen. Doch: Wir, die wir Serien gucken, schauen oft nicht so genau hin. Wir lassen uns auf die Welten ein, docken an die Figuren an, verfolgen die Geschichten, die uns emotional packen. Nein, beim begeisterten Gucken und Abschalten vom Alltag ist meist kein Platz fürs genauere Hinschauen. Und so sickert nebenbei Sexismus, Frauenfeindlichkeit und unhinterfragte männliche Perspektive ins Hirn.


Leute, die dem Serienhype der vergangenen Jahre sowieso skeptisch gegenüberstehen, könnten sich jetzt bestätigt fühlen. Leute, die – wie die meisten hier im PINKSTINKS Team – Serienfans sind, könnten jetzt denken: Oh nein, kann ich jetzt noch nicht mal mehr Serien schauen? Keine Sorge, wir wollen euch das Gucken nicht vermiesen. Denn Serien können so großartig, hilfreich, berührend, bestärkend, spannend, einfach wunderbar sein! Wir haben uns zuletzt viel mit Serien beschäftigt und möchten unser Wissen mit euch teilen. 


Damit wir alle besser einordnen können, was da stundenlang – durchschnittlich 3,5 Stunden am Tag! – unbewusst auf uns einprasselt, geht’s in unserer »Schule gegen Sexismus« um das Thema. Dafür haben wir einen ganz besonderen Partner gewinnen können: Maximilian Mundt, der mit der deutschen Serie »How to sell drugs online (fast)« weltweit bekannt wurde. Zum Video mit Maximilian Mundt gibt’s – wie immer bei der »Schule gegen Sexismus« – einen hintergründigen Begleittext, in dem wir ausführlich das Problem erklären. Und in dem wir an bekannten Beispielen wie »Game Of Thrones«, »Breaking Bad«, »Friends« oder »How I Met Your Mother« erläutern, was daran sexistisch ist. Das Video und den Text findet ihr, wenn ihr auf das Bild klickt.

Sind wir sexistischen Serien ausgeliefert? Nein, natürlich nicht! Wir müssen einfach besser hinschauen, was wir da einschalten! Ja, das Serienangebot ist unübersichtlich, so viele Plattformen, so viele Serien. Wie könnt ihr da eine gute feministische Serie finden? Keine Sorge, wir wissen Rat! Denn vor dem Problem stehen wir aus dem PINKSTINKS Team ebenfalls, weshalb wir uns im Büro über sehenswerte Serien austauschen. Genau das machen wir jetzt auch mit euch: Wir teilen unsere Lieblingsserien! Wer mag, findet unten 8 ganz unterschiedliche Tipps von Comedy über Familiendrama bis Miniserie, die alle zwei Sachen gemeinsam haben: Sie sind höchst sehenswert UND feministisch. Und wer selbst keine Serien schaut: Vielleicht sind da ein paar gute Tipps dabei, die ihr an Serienfans unter euren Freund*innen, in der Familie oder im Büro weitergeben könnt.


Wir wünschen euch viel Spaß beim feministischen Binge-Watching!

Alles Liebe

Euer PINKSTINKS Team


PS: Sexismus in Serien für Erwachsene ist schlimm. Aber in Serien für Kinder ist Sexismus eine Katastrophe. Deswegen arbeiten wir gerade an einem Text und einem Video, in denen wir erklären, welche Folgen Sexismus in Serien für Kinder hat. Begleitend dazu wollen wir eine Liste empfehlenswerter Kinderserien für unterschiedliche Altersgruppen veröffentlichen. Doch, wie gesagt, das ist alles erst in Arbeit. Und dafür brauchen wir eure finanzielle Unterstützung!

PPS: Oh, und natürlich haben wir ja selbst eine nicht-sexistische Serie produziert, die wir euch hier nochmal besonders ans Herz legen wollen: unsere Gender-Sketche! Und während wir bereits an der 6. Staffel arbeiten, könnt ihr doch schnell mal die anderen 5 Staffeln nachholen - damit ihr auf dem Laufenden seid. 😉

UNSERE LIEBLINGSSERIEN

Lena (sie/ihr), Social Media
Mein Tipp:

die US-amerikanische Miniserie »Unbelievable« 


TW: Vergewaltigung

Warum: Stell dir vor, du wirst vergewaltigt und niemand glaubt dir. Das ist die wahre Geschichte der Heldin Marie Adler, fantastisch gespielt von Kaitlyn Dever. Die Serie erzählt von einer jungen Frau, die nach ihrer Vergewaltigung unfassbare Demütigungen ertragen muss, aber auch von den mutigen Ermittlungen zweier Polizistinnen, die sich in einer patriarchalen Welt für die weiblichen Opfer stark machen und hartnäckig jeder Spur auf den Täter nachgehen. Ergreifend, manchmal beklemmend, immer spannend und auf jeden Fall aufrüttelnd.


Läuft hier: Netflix

Antonia (sie/ihr), Grafik
Mein Tipp:

die britische Dramedy-Serie »Fleabag« 😈


Warum: Phoebe Waller-Bridge ist sensationell in ihrer Hauptfigur Fleabag, von der ich nicht genug bekommen kann: Sie wird schon in der ersten Folge zu dieser unfassbar witzigen, traurigen, bösartigen Freundin, die ich unbedingt in meinem Leben haben möchte. Gemeinsam kämpfen wir als Anti-Heldinnen gegen Rollenzuschreibungen und Ungerechtigkeiten, während wir Sachen verstecken, dreckig lachen oder vom Rand des Geschehens aus die Augenbrauen heben. Die Art der Hauptfigur ist nicht rücksichtsvoll und freundlich, manchmal sogar ungesund und toxisch, aber im Kampf gegen das Patriarchat ist alles erlaubt, finde ich. 


Läuft hier: Amazon Prime

Annika (sie/ihr), Social Media und Content

Mein Tipp:

die britische Miniserie »I may destroy you« 🤯


TW: sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung, Drogenmissbrauch

Warum: Die Serie erfordert einen bestimmten Mood, weil sie echt krass ist, aaaaber auch echt gut: Sie zeigt die unterschiedlichen offensichtlichen und nicht so offensichtlichen Facetten von sexualisierter Gewalt und setzt sich mit deren Folgen auseinander. Dabei bleiben Fragen nach Konsens, Grenzen und deren Überschreitungen nicht aus. Michaela Coel (Drehbuch, Regie und  Hauptrolle) lässt viele ihrer eigenen Erfahrungen einfließen. Puh. Absolute Empfehlung aufgrund der Authentizität, Vielfalt, Tiefe der Themen bezüglich Sexualität, Gewalt und Rassismus sowie einer beeindruckenden weiblichen Hauptfigur, die ganz ohne Klischees auskommt. Und wegen der Gänsehautmomente (gute und schlechte)!


Läuft hier: Amazon Prime

Noch ein Tipp:

die US-amerikanische Dramaserie »Pose« 🎶


Warum: Die Serie zeigt eindrucksvoll und emotional die Entstehungsgeschichte der Ballroom Culture in den 80er-Jahren in New York. Die Wegbereiter*innen dieser Subkultur und damit die Hauptfiguren der Serie sind homosexuelle und trans* People of Color. Mit diesem großen, queeren und Schwarzen Cast schaffte die Serie eine noch nie dagewesene Repräsentation im US-TV. In der Serie werden neben Tanz, Musik und Körperkultur viele der gesellschaftsrelevanten Themen dieser Zeit aufgegriffen: Homophobie, HIV und Aids, Identität, Gender, Geschlechtsangleichungen, Drogenmissbrauch, Rassismus und Diskriminierung. Die Serienidee basiert übrigens auf der Doku »Paris is Burning« von 1990 – ebenfalls sehenswert. Must see für alle, die »Voguing« bisher nur mit Madonna in Verbindung gebracht haben. 😉 Und für alle, die Tanz lieben!


Läuft hier: Netflix

Ulrike (sie/ihr), Fundraising
Mein Tipp:

das dänische Familiendrama »Die Erbschaft« 🤭


TW: Trauer, Todesfall, Suizid

Warum: Unterschiedliche Frauenfiguren, die so facettenreich sind – ein Traum! Eine renommierte Künstlerin stirbt überraschend und hinterlässt nicht nur ein ungeklärtes kulturelles und finanzielles Erbe, sondern auch eine zerstrittene Familie: ihre vier erwachsenen Kinder, die drei verschiedene Väter haben. Dreh- und Angelpunkt ist das große Haus der Matriarchin, Sehnsuchtsort und Hort böser Erinnerungen zugleich. Eine fesselnde Studie menschlichen Verhaltens mit spannenden weiblichen Perspektiven. Hier wird eine Ambivalenz gezeigt, die ich bisher ganz selten in Frauenfiguren in Serien gesehen habe.



Läuft hier: Arte Mediathek (noch bis Ende Februar 2024 verfügbar)

Noch ein Tipp:

das britische Comedy-Drama »Feel Good« 🥰


TW: Sucht

Warum: Mal traurig, mal ernst, mal amüsant, mal richtig witzig und immer berührend – diese Serie ist die perfekte Mischung. Es geht um die Beziehung zwischen der nichtbinären Comedy-Künstler*in Mae (gespielt von Autor*in Mae Martin mit semi-biografischen Zügen) und der Lehrerin George. Das Kennenlernen ist rasant, das Zusammenziehen ebenfalls. Und dann wird es holprig: Mae kämpft gegen Abhängigkeiten, George hadert damit, dass sie bisher nur mit Männern zusammen war und vor allem, dass sie Bindungsängste hat. Das Glück ist verdammt flüchtig bei den beiden. Dabei würde ich ihnen alles Glück dieser Welt gönnen, so sehr sind mir die beiden Figuren ans Herz gegangen. Hach!


Läuft hier: Netflix

Silke (sie/ihr), kreative Leitung
Mein Tipp:

die US-amerikanische Comedy-Serie »Girls« 🤩


Warum: So echt, so ehrlich rückt Lena Dunham ihren nicht sportgestählten Bauch in die Kamera, dass es ein Fest ist. Ein authentisches Fest. Aber nicht nur, dass die Inszenierung eine großartige Nicht-Inszenierung ist – wir können in den sechs Staffeln Girls mit großem Spaß eine junge Frau beobachten, die super selbstbestimmt einfach macht, was sie will. Viel (aber nicht nur) Sex, Ausdruckstanz oder einen ungeliebten Job. Die Serie ist von 2012, ein bisschen in die Jahre gekommen und Serienmacherin Lena Dunham ist zu Recht kritisiert worden für ihren weißen Feminismus, der hier gezeigt wird. Trotzdem: nach wie vor eine wichtige Serie. 


Läuft hier: zum Beispiel bei Amazon Prime oder Apple TV

Ariane (sie/ihr), Geschäftsführung
Mein Tipp:

die australische Dramedy-Serie »Please like me« ❤️


TW: Suizid, psychische Krankheiten, Schmerzmittel

Warum: Die tollste und rührendste Serie EVER, bei der die Hauptfigur zufällig queer ist. Binden blitzen bei Aufführungen aus Schlüpfern, Penisse werden mit Klorollen ausgemessen, Sex sieht tatsächlich aus WIE IN ECHT (???!!!), auch die Beziehungen sind so ungeschickt wie im richtigen Leben. Als wäre das alles nicht schon toll genug, spielt die hochverehrte Comedian Hannah Gadsby eine der Rollen. Das lässt alle 97 Herzklappen erschlackern und wärmt die Seele, trotz der teilweise heftigen Themen. Schluchz schnüff jödelöh.


Läuft hier: Netflix

PINKSTINKS sucht Online-Fundraiser*in

Du hast Lust, innovative Online-Fundraising-Strategien zu entwickeln und Menschen für PINKSTINKS zu gewinnen? Dann brauchen wir dich! Von unserem Hamburger Büro aus wollen wir Feminismus endlich fest in den Mainstream bringen, und zwar: mutig, undogmatisch, inklusiv und mit viel Liebe. Für unsere wichtige Arbeit brauchen wir natürlich Geld. Wir sind spendenfinanziert und gerade dabei, ein kleines Fundraising-Team aufzubauen – und hier kommst du ins Spiel! Denn wir suchen: Online-Fundraiser*in fest in Teilzeit, unbefristet, Arbeitsort Hamburg, nettestes Team EVER. Wir freuen uns auf deine Bewerbung bis zum 30.09.2023 💜! Alle Infos zur Stelle findest du hier. weiterlesen 

KURZ VERLINKT

Doku-Tipp I: Passend zum Thema Sexismus in Serien: Wie sieht’s eigentlich mit Kinofilmen aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Doku »Brainwashed - Sexismus im Kino« in der Arte Mediathek. Sehenswert! 


Doku-Tipp II: Unsere Kollegin Annika schwärmte am Dienstagmorgen in unserer Konferenz von der Doku »Feminism WTF?«, in der die Vielfalt der feministischen Debatten aufgezeigt wird, viele tolle Aktivist*innen zu Wort kommen und viele wertvolle Fragen aufgeworfen werden. Läuft seit 7.9. im Kino. Ebenfalls sehenswert!


Seit vielen Jahren leistet das Team von Frauenhauskoordinierung e.V. unglaublich wichtige Arbeit, die wir gerne unterstützen. Deswegen rufen wir euch auf: Folgt Frauenhauskoordinierung e.V. auf Instagram! Dort ist die Organisation jetzt nämlich auch vertreten und leistet hilfreiche Aufklärung im Digitalen.


Schließlich noch ein Tipp für die Medienmenschen unter euch: Die tollen Leute von ProQuote Medien laden zum ProQuote Camp nach Leipzig. Am 23. September geht’s dort den ganzen Tag um die Vielfalt in den Medien. Einfach hier kostenlos anmelden. 

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