Liebe Leserinnen und Leser,
um die biologische Vielfalt in Europa ist es nicht gut bestellt. Deutlich wird dies aktuell am Beispiel der Schweiz, der über 100 Forscherinnen und Forscher soeben eine »beunruhigende Lage der Biodiversität« attestiert haben. Über ein Drittel der Arten und mehr als die Hälfte der Lebensräume sind bedroht. Am 22. September wird darüber im Rahmen der Biodiversitäts-Initiative auf nationaler Ebene abgestimmt.
Auch hierzulande gibt es Anlass zur Sorge. In einem Vertragsverletzungsverfahren hat die EU-Kommission Deutschland aufgefordert, den Schutz von blütenreichen Wiesen zu verstärken, die durch nicht-nachhaltige Agrarpraktiken wie Überdüngung und zu häufiges Mähen zu verschwinden drohen – und mit ihnen der Artenreichtum und die biologische Vielfalt, auf die wir angewiesen sind. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird in Kürze erwartet.
Biodiversität als Schlüssel fürs Überleben
Weltweit sind die Zahlen der Bestände von Insekten, Wildtieren und Pflanzenarten sowohl auf Land als auch im Wasser seit Jahrzehnten im steilen Sinkflug. Insgesamt haben sich durch intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung, Waldrodung, Überfischung und das Einbringen von Giftstoffen 97 % der weltweiten Biodiversität verschlechtert. »Der voranschreitende Verlust unseres Naturkapitals stellt die größte Gefahr für die gesamte Menschheit dar«, so Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft und Professor für Ökosystemwissenschaften in einem Artikel der Deutschen Welle.
Doch wer wären die Philanthropen, Milliardäre und Großinvestoren dieser Welt, wenn sie nicht auch dafür eine passende »Lösung« parat hätten. Seit einigen Jahren gibt es den Versuch, sogenannte »NACs« – Natural Asset Companies – als komplett neue Anlageklasse ins Leben zu rufen. Diese Initiative der Intrinsic Exchange Group (IEG), zu deren Partner und Investoren die New Yorker Börse und die Rockefeller Foundation gehören, sieht vor, existentielle natürliche Ressourcen wie Wald, Wasser, Flüsse und Boden in Kapitalanlagen umzuwandeln, angeblich zu deren Schutz.
Ohne Biodiversität ist alles nichts
Diese geplanten Scheinlösungen wie Biodiversitätskredite und NACs sind genau das: nur schöner Schein. In Wahrheit verdienen einige wenige. Natur und Menschen, insbesondere indigene Völker und Kleinbauern, die echten Naturschutz betreiben, haben hingegen den Schaden. Eine auf unendlichem Wachstum basierende Wirtschaftsweise, die auf externen Input angewiesen ist, kann gar nicht anders, als den Planeten auszusaugen. Und das macht sie lebensfeindlich.
Biodiversität ist Leben und ohne Biodiversität ist alles nichts. Kein Geld und keine Macht der Welt können Leben erschaffen. Nur das Leben selbst schafft Leben. Verteidigen wir es!
Mit erddemokratischen Grüßen,
Ihr vandana-shiva.de Team