Subject: Kommt bald das Ende der Neobroker?

Kommt bald das Ende der Neobroker?
Hallo Friend,

als ich im September den Deutschland-Chef vom niederländischen Neobroker Bux interviewte, wurde mir das erste Mal richtig klar, dass einige Neobroker hierzulande ein sehr fragiles Geschäftsmodell betreiben. 

In den Niederlanden ist der sogenannte "Payment for Order Flow" (PFOF) verboten, wie Nils-Hendrik Höcker im Gespräch hervorhob. Zwei Sätze später betonte er, dass  dieses Modell in Kürze mit MiFID 3 generell verboten werden könnte. Das ging jetzt tatsächlich schneller als gedacht.

Was ist Payment for Order Flow?

Hinter dem Begriff steckt ein Rückvergütungsprozess, in dem die Neobroker die Aufträge der Nutzer gebührenfrei oder sehr günstig annehmen und diese dann an sogenannte Market Maker (i. d. R. Wertpapierhäuser) weiterleiten. Über die eigenen Handelsplätze wickeln diese Market Maker dann diese Orders mit meist günstigeren Konditionen ab als eine größere Börse. Von dem kleinen Gewinn über den Spread wird ein Teil behalten und der andere Teil wieder an die Neobroker ausgezahlt. Ein lukratives Geschäft für beide Seiten. 

Vergangene Woche kam die Meldung von Finanz-Szene, dass die EU angeblich ein Verbot der Rückvergütungen plant. Am Freitag schob die Finanz-Szene dann gleich noch eine Exklusivmeldung hinterher, die in einem EU-Entwurf das Verbot für PFOF enthält.

Was steckt hinter den Rückvergütungen?

Aber warum ist das von zentraler Bedeutung für deutsche Neobroker wie Trade Republic* oder Scalable*? Das lässt sich am Beispiel von Trade Republic ganz einfach zeigen: Trade Republic erhält von jedem Trade über die außerbörsliche Handelsplattform Lang und Schwarz eine Rückvergütung in Höhe von bis zu 3 Euro pro Trade. Bei Trade Republic lässt sich ausschließlich über LS Exchange (so heißt die Handelsplattform von Lang & Schwarz) handeln. So bleibt von jedem Trade etwas hängen und der Neobroker verdient gutes Geld.

Zusätzlich erhalten die Neobroker auch noch Rückvergütungen von den Anbietern von Fonds oder ETFs. Im Falle von Trade Republic sind es beispielsweise nur ETFs, die angeboten werden. Dazu gehören unter anderem große ETF-Emittenten wie Lyxor, Amundi, xTrackers und iShares. 

So werden Kampfpreise von 1 Euro pro Trade ermöglicht - und der Neobroker verdient enorm daran. Kein Wunder also, dass die Kunden über solche Broker dazu verführt werden möglichst viel zu traden. Nur Sparplankunden sind nicht lukrativ. Dazu kommt: Außerhalb der offiziellen Börsenöffnungszeiten von 9 bis 17:30 Uhr sind die Spreads bei diesen Handelsplattformen deutlich höher.

Ein Hoch auf den Boom

Laut Finanzszene lagen die Umsätze von Trade Republic im letzten Geschäftsjahr 2020/2021 bei krassen 75-100 Mio. Euro. 2019/2020 lag der Umsatz noch bei 27 Mio. Euro. Macht eine Verdrei- bis Vervierfachung der Erträge in einem Corona-Jahr, das mit Memestock-Auswüchsen, Langeweile-Trades und Börsen-Boom gesegnet war.

Bei Scalable Capital setzen sie immerhin auf zwei Plattformen: Gettex und Xetra. Von Gettex fließen aber auch die Rückvergütungen. Deshalb setzen auch andere Neobroker wie beispielsweise Finanzen.net Zero auf die Münchener Handelsplattform. 

Andere Neobroker wie Smartbroker oder justtrade setzen noch auf ein paar mehr. Aber gerade justtrade setzt mit Quotrix, LS Exchange und Tradegate Exchange auf drei außerbörsliche Handelsplattformen, die mit Rückvergütungen arbeiten und hohe Spreads in Randzeiten haben.

Das Ende der Neobroker?

Was heißt das jetzt für uns? Nun, wenn das Gesetz bei der EU tatsächlich durchgeht, können wir uns von den Kampfpreisen bei den Neobrokern verabschieden. Für 0 oder 1 Euro handeln funktioniert dann in der Form nicht mehr, weil die Broker ja auch Geld verdienen müssen. Das sollen sie auch.

Dann kommen aber andere Modelle zum Tragen wie sie BUX* beispielsweise schon umsetzt. Dort zahlt man für US-Aktien beispielsweise einen FX-Zuschlag von 0,25 % pro Trade. Dieser Aufschlag gilt übrigens auch für US-Dividenden. Spätestens dann wird sich der Wust an unterschiedlichen Neobrokern von den Kosten deutlicher unterscheiden. Auch Trade Republic hat ja anfangs Kosten gehabt für erhaltene US-Dividenden ab 5 Euro, wie Gründer Christian Hecker im Interview mit mir damals erläuterte

Neue Geschäftsmodelle werden kommen

Das ist aber natürlich nicht das Ende der Neobroker an sich. Sie werden andere Wege finden, um Geld zu verdienen. Ob das dann so lukrativ bleibt, muss man abwarten. Trade Republic setzt ja auch verstärkt auf den Handel mit Kryptowährungen und Optionsscheinen. 

Auch die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC plant, den Payment for Order Flow zu verbieten. Für den größten Neobroker Robin Hood wäre das ein großes Problem. Aber sie setzen mittlerweile auch auf unterschiedliche  Einnahmequellen, die immer mehr zu den Gesamteinnahmen beitragen. Hierzu zählen ebenfalls Kryptowährungen, aber auch Optionsscheine, Premium-Accounts oder erhöhte Kosten für Auszüge o.ä.. 

Allein im zweiten Quartal 2021 nahm Robin Hood mit dem Kryptohandel 41 % der Gesamteinnahmen ein. Es gehört kein großes Vorstellungsvermögen dazu, dass es bei einem PFOF-Verbot in der EU genau dazu auch hierzulande kommen wird. 
Fazit

Ich persönlich setze ja nur mit meinem kleinsten Depot auf Trade Republic. Glasklarer Vorteil ist natürlich der kostenlose Sparplan auf Einzelaktien oder ETFs. Dafür und für kleinere Aktientrades unter 1.000 Euro nutze ich dieses Depot. Damit gehöre ich natürlich nicht zu den lukrativen Kunden. Aber ich würde partout nicht mit meinem großen Depot dahin (oder zu einem anderen Neobroker) umziehen, weil es künftig für meine zahlreichen US-Werte bei Dividendenzahlungen ziemlich teuer werden könnte. Dann zahle ich doch etwas mehr für meine durchdachten Trades und bin zufrieden. 

Aber ganz ehrlich: Auf meine allgemeinen Börsenaktivitäten hätte dieses Verbot keinerlei Auswirkungen. Ich würde es aber begrüßen, wenn die Neobroker teurer werden. Dann sind hoffentlich die Zeiten vorbei, in denen die Börsen als großer Spielplatz für junge Leute gesehen werden. 

Vermögensaufbau ist kein kurzfristiges Versuchslabor zum schnellen Reichtum, sondern ein langfristiger Marathon. Das ist jetzt meine persönliche Meinung zu der ich aber felsenfest stehe. Goldgräber-Trading bringt in erster Linie den Schaufelverkäufern etwas, aber nicht denjenigen, die sich davon langfristig ein Vermögen aufbauen wollen. Bisher waren die Neobroker für schnelles Trading das ideale Werkzeug, aber zumindest das sollte sich mit einem Verbot ändern. 


Viele Grüße
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Man muss nicht immer gegeneinander arbeiten und sich gegenseitig die Butter vom Brot nehmen. Es funktioniert auch hervorragend, gemeinsam zu wachsen und sich auszutauschen - selbst wenn das Wachstum sehr unterschiedlich verläuft.

Seit 2017 treffen wir uns einmal im Jahr, um uns auszutauschen. Zwei Jahre lang ging das wegen Corona leider nicht. Um so größer war die Wiedersehensfreude vor zwei Wochen.

Die Finanzszene hat sich über die Jahre komplett geändert. Wir selbst haben uns alle weiterentwickelt. Die vertrauensvolle Basis in dieser kleinen Gruppe ist geblieben. Und dafür bin ich extrem dankbar!

Herzlichen Dank an alle für ein grandioses Wochenende! Fast alle kennst du auch schon von meinen Podcast- oder YouTube-Interviews.

Zielgerade bei den Podcasts

Bis auf die kommende El-Dinero-Folge, die wir morgen aufnehmen, habe ich nun die restlichen Folgen für die vier Podcasts in diesem Jahr aufgenommen. Ganz besonders spannend ist die nächste Episode von "Der Finanzwesir rockt". Da haben wir eine Journalistin eingeladen, mit der wir angeregt über die Börse und Kapitalismus diskutieren. 

Während des Interviews hat es in mir etwas gebrodelt, weil da wirklich Welten aufeinander getroffen sind. Die Folge solltest du nicht verpassen, denn sie ist wirklich hörenswert. Sie erscheint am 29.11.2021. Es lohnt sich nämlich immer auch andere Meinungen anzuhören, um seine eigenen Ansichten mal zu hinterfragen und darüber nachzudenken.

Im Finanzrocker-Podcast habe ich am Mittwoch einen Trend- und Zukunftsforscher zu Gast, mit dem ich u. a. über das Ende des eigenen Autos, die Probleme des Kapitalismus und den Green New Deal spreche. Auch wenn es mal wieder komplett andere Themen abdeckt als nur Finanzen, ist die Folge ein echter Augenöffner mit interessanten Einsichten.

Bei "Mehr Mut zum Glück" gibt es im Dezember die Erlebnisse von zwei sehr spannenden Weltreisen und einer Afrika-Rundreise zu hören. Meine Gesprächspartnerin hat diese nämlich allein auf dem Fahrrad bewältigt. Mehr Mut geht nun wirklich nicht. Ob sie dadurch auch ihr Glück gefunden hat, erzählt sie im Gespräch.

Jetzt wünsche ich dir aber erstmal alles Gute für die Adventszeit. Bis bald.   

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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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