Subject: Über kontaktloses Bezahlen, überteuerte Konzerttickets und einen USA-Roadtrip!

Über kontaktloses Bezahlen, überteuerte Konzerttickets 
und einen USA-Roadtrip!
Hallo Friend,

beim Newsletter gab es nun eine etwas längere Pause, die über die normale Sommerpause hinausging. Aber keine Sorge: Das lag nicht an fehlender Lust auf das Medium, sondern an meinem längeren Urlaub. Deshalb handelt es sich bei diesem Finanzrocker-Newsletter auch um einen etwas anderen als sonst.

Von Ende August bis zum 20. September war ich auf einem ausgedehnten Roadtrip durch den Nordwesten der USA. Dort konnte ich wieder eine ganze Menge mitnehmen, was ich zur Zeit für die kommende Podcast-Folge in Worte zu fassen versuche.

Verpasst habe ich in Deutschland derweil nicht viel. Die Börse ging trotz kleinerer Rücksetzer weiter nach oben. Das Wetter im Spätsommer war nochmal sehr gut. Und die Sommerferien waren 2024 in vielen Bundesländern sehr spät. Interessanterweise hat man das in diesem Jahr bei den Podcast-Downloads stark gemerkt, denn die gingen deshalb ein ganzes Stück im Juli und August zurück.

Immer wieder Donald

In den USA gab es hingegen jeden Tag irgendetwas Neues zu hören oder lesen. Vor allem Donald Trump und sein Vize J.D. Vance sorgten jeden Tag für neue Märchen in den Medien. Dann gab es auch noch die TV-Debatte mit Kamala Harris und Trump als ich drüben war und diese Geschichte mit den Haustieren zieht da immer noch ihre Kreise.

Ich hatte es mir während des Roadtrips angewöhnt, jeden Abend den Stand-up von Jimmy Kimmel anzuschauen. Es ist wirklich unglaublich, was da täglich bei Trump und Vance abgeht. Jimmy Kimmel fasst es aber immer sehr unterhaltsam zusammen und zeigt genüsslich auf, wie oft jeden Tag gelogen oder die Tatsachen verdreht werden. Die Amerikaner bekommen also auch mit, was da abgeht - zumindest wenn sie kein Fox News schauen. Aber um Politik soll es heute gar nicht gehen.
Badlands National Park in South Dakota

Die Tour

Der US-Roadtrip begann in Seattle und ging von da aus 5.360 Kilometer durch fünf Bundesstaaten. Beim letzten Trip schafften wir 10.000 Kilometer in zehn Wochen, dieses Mal mehr als die Hälfte in drei Wochen. Ohne Google Maps funktioniert gerade in den Städten gar nichts. Ich frage mich da immer wieder, wie wir das früher ohne Smartphone gemacht haben.

Das östlichste Ziel waren die Badlands in South Dakota. Der Badlands-Nationalpark ist übrigens eine bizarre Mondlandschaft mitten in der Prärie von South Dakota, die durch Erosion entstanden ist. Ehrlich gesagt hatte ich vorher noch nie davon gehört, aber es war absolut beeindruckend.

Durch den Yellowstone National Park ging es dann wieder zurück nach Seattle. Auf der Tour gab es nicht nur viel zu sehen und zu erleben, sondern auch wieder zu lernen. Und zwar auch im Hinblick auf die eigenen Finanzen. 

Die Apps im Einzelhandel

Mitte September wurden von der Fed die Zinsen relativ stark gesenkt. An den Börsen führte das zeitverzögert zu einem kleinen Kursfeuerwerk. Bei Trade Republic und anderen Banken kam es in der Folge zu reduzierten Zinssätzen. 3,5 % beträgt jetzt beispielsweise der Zinssatz beim Berliner Neobroker. 

Warum ich das erwähne, ist ganz einfach: Die virtuelle Kreditkarte von Trade Republic war eine der Kreditkarten auf meiner Reise, mit der ich regelmäßig meine Einkäufe bezahlt habe. Diese Karte ist mit dem Zinskonto und meiner Apple Watch verbunden. Während andere Karten wie N26 nicht immer reibungslos funktionierten (unsere beiden N26-Karten wurden 5x blockiert wegen Auslandsnutzung), hatte ich mit der virtuellen Trade Republic nie Probleme. Auch der Wechselkurs war sehr gut.

Im Unterschied zu Deutschland kann man in den USA (fast) überall bargeldlos bezahlen. Aber leider nicht immer mit Apple Pay, so dass mindestens eine physische Karte vorhanden sein sollte (besser zwei). Ausgerechnet bei der größten Supermarktkette der Welt, Walmart, geht es nur mit physischer Karte oder der Walmart App. 

Deswegen kann man dort nicht mit Apple Pay bezahlen, um die Kunden im eigenen Ökosystem zu halten. Kleinere Unternehmen könnten sich so einen Schritt nicht erlauben, denn 52 % der Amerikaner haben iPhones und ein Großteil davon nutzt dann auch zwangsläufig ApplePay. 

Der Kassierer bei Walmart hat mir dann auch ganz unverblümt erzählt, dass Walmart die Kunden in die App bekommen will und das Bezahlen via NFC deswegen unterbindet. Nur über doie Wlmart-App geht es mit dem Smartphone. Es ist zwar nachvollziehbar für Walmart, aber für mich als Kunde ist es schon etwas nervig.

Dieser Schritt zeigt aber auch den Weg für den Einzelhandel in den kommenden Jahren: An den Apps werden wir künftig nicht mehr dran vorbeikommen. Jede Kette will einen Teil vom Kuchen abhaben. Mit Rabatten wird dann exzessiv versucht, den Kunden an die App zu binden und ihn auch darüber bezahlen zu lassen. In Deutschland nutze ich bisher nur die App von Lidl, wo alles auch möglich ist. In den USA lohnen sich die Apps aber noch deutlich mehr - siehe Walmart oder auch Starbucks.

Brauchen wir künftig noch Bargeld?

Wir sind auf der Reise mit insgesamt 300 Dollar Bargeld ausgekommen. Aber eigentlich hätten auch 50 Dollar gereicht. Es gibt auch in den USA immer mehr Läden oder Bereiche, wo gar nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden kann. Bestes Beispiel: Wir waren beim Metallica-Konzert im Lumen Field, dem riesigen American Football-Stadion der Seattle Seahawks. 

Dort gibt es zwar sehr viele mobile Verkäufer, aber das gesamte Stadion ist cashless. Darauf wurde in der Informations-E-Mail zum Konzert schon hingewiesen. Jeder kleine Laden hat mittlerweile ein kleines System (oft tatsächlich ein drehbares iPad mit NFC-Gerät), wo man mit Karte oder Apple Pay bezahlen kann - und natürlich völlig überzogenes Trinkgeld geben kann. Selbst die mobilen Verkäufer waren sehr gut ausgestattet. 

In Deutschland ist das momentan noch schwer vorstellbar. Selbst in den Fussball-Stadien oder Arenen gibt es irgendwelche eigenen Cashless-Systeme, die extrem mühsam für Besucher sind, die nur sporadisch dahin gehen. In vielen Restaurants in Lübeck wird Kartenzahlung mit einem Zettel an der Tür von vornherein ausgeschlossen (kein Witz!). Ich vermute, dass es an den vergleichsweise hohen Gebühren liegt. Das haben sie in den USA deutlich besser im Griff, sonst würde es sich für die kleinen Verkäufer überhaupt nicht lohnen.
Metallica im Lumen Field in Seattle

Die Abzocke mit den Konzerttickets

In den USA gibt es keine gedruckten Konzerttickets mehr, sondern ausschließlich NFC-Tickets auf dem Smartphone. Dahinter steckt purer Kapitalismus. Als Ticketkäufer zahle ich zunächst erhebliche Gebühren auf den eigentlichen Ticketpreis (bei Metallica waren es 33 Dollar an Gebühren). Dann folgt ein weiterer Verkauf von Fanartikeln und Parkplätzen.

Wenn man nicht zum Konzert gehen kann oder will, können die Tickets durch NFC jederzeit online weiterverkauft werden, wobei erneut Gebühren anfallen. Aus meiner Sicht ist das pure Abzocke, die mich in den Vereinigten Staaten fast zur Weißglut getrieben hat. Solche Unternehmen wie Ticketmaster, Viagogo und Stubhub zocken die Konzertbesucher mehrfach ab. Dazu werde ich in der nächsten Podcastfolge ausführlicher berichten.

Nur so viel: Beim Wiederverkauf zahlt der Käufer nochmals bis zu 60 Dollar an Gebühren an die Plattformen, zusätzlich zum ohnehin schon vierfachen Ticketpreis bei ausverkauften Konzerten.

Diese Erfahrung musste ich machen, als wir zu einem weiteren Konzert gehen wollten. Aber 400 Dollar für 2 Tickets, die ursprünglich zusammen nur 80 Dollar gekostet haben, war mir dann doch zu viel. Es handelte sich dabei um Plätze in den hintersten Reihen. Die Plattform-Gebühren lagen bei den 3 Plattformen für zwei Tickets zwischen 100 und 120 Dollar. Aus meiner Sicht ist das pure Abzocke, ohne dass die Künstler etwas davon haben. Wir können nur hoffen, dass diese Methoden nicht so schnell nach Deutschland kommen. Selbst Eventim ist im Vergleich viel günstiger.

Dann gab es vor kurzem den Run auf die Tickets für die Oasis-Reunion im kommenden Jahr. Da konnte man sehr gut dieses Verhalten vom sogenannten Dynamic Pricing sehen, wo die Preise durch die hohe Nachfrage im vier- und sogar fünfstelligen Bereich gelandet sind. Das führte bei Künstlern wie Taylor Swift dazu, dass viele amerikanische Fans nach Europa zu den Konzerten geflogen sind, weil dieses "Gig Tripping" inkl. Hotel, Flug und Ticket sogar billiger war als in den USA ein Konzert zu besuchen. Das ist doch wirklich völlig bescheuert und solche Firmen wie Live Nation (zu denen Ticketmaster gehört) machen den ganzen Markt kaputt! Das ist zwar keine neue Erkenntnis, aber die Auswüchse werden immer schlimmer.
Lower Falls im Yellowstone National Park

Fazit  

  
Auch wenn man sich in den USA schnell zurechtfindet, sind solche Auswüchse wie bei den Konzerttickets oder auch mit der Inflation dort deutlich ausgeprägter. Die Konzerne übertreiben es dort regelmäßig mit den Preiserhöhungen, was man in den Supermärkten ganz schnell merkt. Bei den Aktien führt das zwar zu positiven Verläufen, aber für die Verbraucher ist das eine Katastrophe.

Während ich hierzulande bei Lidl oder Aldi ca. 30-50 Euro für einen größeren Einkauf zahle, sind es in den USA 60-100 Dollar. Bestes Beispiel: M&M's von Mars im 220g-Beutel kosten im Oktober bei Lidl im Sonderpreis 1,99 Euro (normal 3,49 €), während dieselbe Marke im 255g-Beutel bei Walmart bis zu 6 $ kostet. Und diese Beispiele gibt es für ganz viele Marken. Allein das normale Wasser ohne Kohlensäure kostet bei Walmart teilweise das Doppelte oder Dreifache wie bei uns.

Da schaut man dann doch beim Einkaufen genauer hin. Das haben wir bei Albertson's festgestellt, einer deutlich kleineren Kette als Walmart. Dort gibt es dann sehr viele Angebote wie zwei oder drei Produkte zum Preis von einem zu kaufen. Das macht beim Einkauf extrem viel aus. In der Regel haben wir dann bis zu 10 Dollar pro Einkauf gespart. 

Ganz schlimm fand ich mal wieder Target, die deutlich teurer sind als die anderen Ketten. Da war auch nicht so viel los. So verwundert mich auch der schlechte Verlauf der Aktie nicht wirklich.

Natürlich kann einem ein dreiwöchiger Roadtrip keinen genauen Überblick in das Leben in den USA geben, aber ich habe schon gute Einblicke bekommen, die ich versuche zu sortieren und für mich einzuordnen. Mehr dazu gibt es dann Mitte Oktober in der neuen Podcast-Episode.

Ich wünsche dir einen guten Start in die kurze Woche!  
Viele Grüße aus Lübeck
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Dann habe ich am Dienstag die neue Finanzrocker-Folge mit Christian Sachs veröffentlicht. Christian lebt seit sieben Jahren in der finanziellen Freiheit und erzählt mehr darüber, warum er Anpassungen an seinem Portfolio vorgenommen hat. Die Folge kommt mal wieder richtig gut an.    

Morgen gibt es noch die neue Folge von “Mehr Mut zum Glück”, die außerplanmäßig an einem Montag erscheint. Diese Verschiebung hat natürlich auch etwas mit dem Urlaub zu tun, denn die letzte Woche war schon wieder sehr arbeitsintensiv. Daher muss die Folge etwas später erscheinen. Das Interview mit einer total spannenden und etwas anderen Modedesignerin kann ich aber nur empfehlen, weil der Lebenslauf einfach komplett so anders ist.

Für den Rest des Jahres habe ich schon fast alle Interviewpartner beisammen. Es ist eine interessante Zusammenstellung geworden.

Wir lesen uns wieder im Oktober. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute!
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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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