Subject: Warum Betrugsvorfälle im Internet immer wieder funktionieren

Warum Betrugsvorfälle im Internet immer wieder funktionieren 
Hallo Friend,

es war vor Jahren in einer Mittagspause mit Kollegen. Damals fragte mich ein Kollege, ob ich denn die beiden Versicherungsvertreter-Filme auf Netflix schon gesehen habe. Darin geht es um die Betrügereien der fast schon sektenähnlichen MEG AG rund um den Versicherungsvertreter Mehmet Göker. Bis zu der Frage meines Kollegen hatte ich davon noch nicht gehört, aber es klang alles so unglaubwürdig, dass ich mir ein eigenes Bild machen musste. Regisseur Klaus Stern hat für den ersten Film sogar den renommierten Helmut-Schmidt-Journalistenpreis erhalten.

Leider wusste ich beim Anschauen nicht, ob ich lachen, weinen oder schreien sollte. Im Kern geht es um ein betrügerisches Schneeballsystem mit Versicherungen. Das Schlimme an der Sache ist, dass Mehmet Göker sofort in die Türkei flüchtete, nachdem das ganze Desaster 2009 während der Insolvenz der MEG AG aufflog, und dort genau so weitermachte wie bisher. 

Die Geschichte wird im zweiten Teil erzählt. Die Filme wurden zum kleinen Hit, so dass im Nachgang auch die Memoiren von Mehmet Göker* veröffentlicht und zum Bestseller wurden. Das wiederum führte dann dazu, dass Leute wie Dirk Kreuter den Mann auch noch weiter pushten und mit Videoreihen abfeierten. Mir ist das unbegreiflich, dass man solche Menschen als Vorbild heraufstufen kann, nur weil er gut verkaufen und blenden konnte. 

Heute sitzt Mehmet Göker schwerkrank in der Türkei und kann nicht nach Deutschland einreisen, weil er dort sofort verhaftet werden würde. Geändert hat er sich scheinbar immer noch nicht.

Die Berufsblender sind überall

Auch die von Göker angewandte Betrugsmasche mit dem Schneeballsystem hat sich bis heute nicht geändert. Werbung bei Google, Facebook/Instagram oder YouTube macht es sogar sehr einfach möglich. Geprüft wird in dem Bereich nicht viel, wenn ich mir da so einige Spots anschaue.

Weiterhin wird mit dicken Autos, hoher Rendite und hohlen Floskeln gearbeitet. Leider ist diese Masche auch 2020 extrem erfolgreich. Bei YouTube und Facebook sehe ich solche Werbespots fast täglich. Sobald Finanzen im Spiel sind, bekomme ich die Armada der Berufsblender angezeigt. Das funktioniert ziemlich gut mit Begriffen wie finanzieller Freiheit, Amazon FBA, Kryptowährungen, Trading oder auch Vermögen sichern. Ok, die lassen sich noch einigermaßen leicht erkennen. 

Wie ist es aber mit den Blendern, die Angst vor dem Zusammenbruch schüren, falsche Sicherheit vorgaukeln und mit fetter Rendite abseits gängiger Anlagen werben, um sich vor drohenden Risiken abzusichern? Damit meine ich jetzt nicht die üblichen Crashpropheten wie Marc Friedrich, Max Otte oder andere. Die sind wirklich harmlos dagegen. Nein, damit meine ich die Goldschürfer nach Göker-Art mit aufgeblasenem Schneeballeffekt. Ein neues Beispiel hat letzte Woche für Schlagzeilen gesorgt.

Auf der Jagd nach Anlegergeldern

Angefangen hat es mit Pim Gold. Der Goldmetallhändler aus Hessen hat ebenfalls ein umfangreiches Schneeballsystem aufgesetzt. Anleger sollten ihr Geld im Altgoldhandel anlegen, um sie dann in einem "Gold-Recyclingkreislauf" in Form eines Bonuszins zu beteiligen. Scheinbar hat es sehr gut funktioniert, denn die knapp 10.000 Anleger pumpten angeblich fast 150 Millionen Euro in Form von 3,38 Tonnen Gold in diese obskure Anlageform. 

Es folgte 2019 die Insolvenz und es kam raus, dass nur Vermögenswerte in Höhe von 17 Millionen Euro vorhanden waren. Es wurden dann zwar noch verborgene Goldschätze gefunden, aber der Großteil der Anlegergelder war verschwunden. Dumm gelaufen und man könnte meinen, dass so etwas jetzt nicht nochmal vorkommt.

Aber nein, die Gier siegt über alles. 3 ehemalige Mitarbeiter von Pim Gold gründeten 2017 Bonus.Gold und versprachen 22 % Rendite in zwei Jahren. Natürlich auch wieder in Form von Bonusgold und täglicher Verfügbarkeit. Dabei bediente man sich wirklich allen Schlagworten, die bei Interessenten für falsche Sicherheit sorgen sollten.

Was einmal klappt, funktioniert auch nochmal

Jetzt kam raus, dass hier auch wieder einiges beim Unternehmen nicht stimmt. Es ist keiner mehr erreichbar, der Geschäftsführer wurde ständig gewechselt und der jetzige sitzt in England. Hier geht es um insgesamt 45 Millionen, die Anleger der Bonus.Gold anvertraut haben und jetzt nicht mehr abrufen können. Die vorhandenen Goldreserven decken laut Anwälten nur knapp 50 % der Forderungen ab. Und ob die Anleger im Falle einer Insolvenz noch etwas von dem Geld sehen, ist zweifelhaft, weil die AGBs nicht im Sinne der Anleger formuliert wurden

Übrigens: Die Webseite von Bonus.Gold ist immer noch online, so dass noch weitere Anleger darauf reinfallen können. Deswegen ist es auch so wichtig, dass  auf diese Betrügereien aufmerksam gemacht wird.

Bei Anlagen immer genau schauen, was dahinter steckt

Was ich mit diesem Newsletter bezwecken möchte: Sei unbedingt wachsam bei der Geldanlage und lass dich nicht von deiner Gier oder komischen Versprechungen der Anbieter leiten. Das Internet bietet mittlerweile so viele Betrügereien und nicht jede lässt sich für Anfänger leicht erkennen. 

Vor allem bei Spam-E-Mails solltest du extrem vorsichtig sein. Da wird dann mit lukrativen Gold- oder Kryptoinvestments geworben, die total sicher sind. Gerade von dieser Krypto-Masche habe ich mal einen Fall mitbekommen und da ist man schnell viel Geld los, wenn man darauf reinfällt, weil hohe Rendite versprochen wird.

Und das gilt übrigens auch für Crowdinvestments und P2P-Kredite. Da kreucht und fleucht mittlerweile so viel Halbgares rum, dass du unbedingt aufpassen solltest. Und nicht zuletzt die Pleiten von Envestio, Monethera, Kuetzal oder Grupeer seit Ende 2019 sollten aufhorchen lassen. 

Bei allen vier Plattformen gibt es Scam-Vorwürfe und teilweise hängen die Plattformen dann auch noch zusammen. Gerade bei Grupeer gibt es immer noch ständig irgendwelche Neuigkeiten, aber ob die Anleger ihr Geld ausgezahlt bekommen, steht in den Sternen. Die tatsächlichen Hintergründe, was genau abgelaufen ist, kennt aber kaum einer. 

Immer noch gibt es ständig neue Plattformen, die hohe Renditen versprechen, aber auf den ersten Blick schon sehr merkwürdig sind. Halte dich bei einer Anlage unbedingt an etablierte Anbieter und informiere dich umfassend VOR der Investition.

Die Größe sagt nichts über den Erfolg aus

Eine Garantie bieten aber auch etablierte Plattformen nicht. Bei der Immobilien-Crowdinvesting-Plattform Exporo häufen sich die Probleme und bei P2P-Platzhirsch Mintos fällt ein Darlehensanbahner nach dem anderen aus oder fliegt von der Plattform. Aus nur 9,82 Euro Ausfall in vier Jahren kamen in den letzten Monaten zusätzlich 210 Euro im Rückgewinnungsprozess in meinem Portfolio hinzu. 

Das sind alles Gelder von Darlehensanbahnern, die nicht mehr auf der Plattform sind. Ich bin mal gespannt, ob Mintos die Gelder zurückholen kann. Im August habe ich den Großteil meines Geldes von Mintos abgezogen und werde dort nicht weiter investieren. Mintos stand aber seit Anfang des Jahres schon auf der Kippe und hat sich für mich jetzt in der Krise völlig disqualifiziert.

Alle anderen Plattformen laufen aber weiter und da investiere ich auch in neue Projekte. Doch auch bei Estateguru, Bondora und Crowdestor häufen sich die Verzögerungen durch Corona. Auch hier kann es zu weiteren Ausfällen kommen.

Deswegen auch an dieser Stelle nochmal mein dringender Rat: Den Hochrisikoanteil mit P2P-Krediten, Crowdinvestments oder Kryptowährungen solltest Du möglichst klein halten. Und von oft beworbenen Internet-Betrügereien mit vermeintlich hohen Renditen wie Altgoldrecycling, Tropenholz- oder Palmölinvestments und millionenschweren Aktien-Betrügereien solltest Du unbedingt die Finger lassen.

Gier ist wirklich immer der schlechteste Ratgeber. Am Ende muss das persönliche Rendite-Risiko-Profil passen, damit Du gut schlafen kannst - und nicht von turmhohen Schneebällen und hohen Verlusten träumst.
Viele Grüße aus Lübeck
Neues YouTube-Format: HGI meets Finanzrocker
In der vierten Folge von HGI meets Finanzrocker sprechen Stefan Waldhauser und ich über die Korrektur der Tech-Aktien, die Überbewertungen und Aktiensplits von Tesla sowie Apple und warum Microsoft für Stefan kein Kauf ist.

Unsere Aktie des Monats ist der IT-Infrastrukturanbieter Nutanix, die in den letzten Monaten extrem Achterbahn gefahren ist. Warum ist Stefan von dem Wert überzeugt und wieso ist der Wert vor kurzem wieder um 30 % gestiegen.

Und unsere Kennzahl des Monats ist dieses Mal der Verschuldungsgrad und die Bilanzqualität. Volles Programm also nach einer längeren Pause. Viel Spaß beim Schauen!
ETP-Awards 2020
Seit 10 Jahren werden einmal im Jahr die ETP-Awards vom Extra-Magazin und der Börse Stuttgart verliehen. Dabei geht es darum, welcher ETF-Anbieter die besten ETFs anbietet, welche neuen ETFs besonders überzeugen können und auch welche digitale Vermögensverwaltung am besten ist.

Teilnehmer an der Umfrage können auch Preise wie Apple Watches oder Abos vom Extra-Magazin gewinnen. Die Abstimmung ist schnell gemacht und ich habe mitgemacht. Schau doch mal rein.
Neue Artikel in den letzten Wochen
“Als Studentin habe ich 500.000 € gewonnen – und das damit gemacht.” – Hörerinterview mit Milana Kaiser

In dieser Folge habe ich meine Hörerin Milana Kaiser zu Gast. Sie hat vor einigen Jahren bei „Wer wird Millionär“ eine halbe Million Euro gewonnen. Im Interview erzählt sie welche Herausforderungen danach auf sie zukamen, wie sie mit dem vielen Geld umgegangen ist und ob sich ihr Verhältnis zu Geld in der Zwischenzeit geändert hat.
“Mit dem Motorrad auf der Suche nach einem guten Leben” – Interview mit Buchautor Stefan Fay

Stefan Fay kündigte seinen Job, um sich mit seinem Motorrad auf die Suche nach einem guten Leben machen wollte. Sein Arbeitsleben erfüllte ihn einfach nicht. Im Interview erzählt er von den Schwierigkeiten seiner Entscheidung, einmalige Erfahrungen auf seiner zweijährigen Reise bis nach Sydney und ob er mittlerweile das gute Leben gefunden hat.
„Beim Trading muss man immer eine Distanz zu den Zahlen bewahren!“ – Interview mit Michael Flender von Goldesel Trading

Nach über fünf Jahren Finanzrocker-Podcast habe ich mit Michael Flender zum ersten Mal einen Trader zu Gast. Er verdient seit fast 14 Jahren sein Geld hauptberuflich mit dem Trading von Aktien. Im Gespräch spricht er über schlaflose Nächte während des Corona-Crashs, warum viele Trading-Anfänger viel Geld verlieren und wie viel man im Monat verdienen kann.
Monatsrückblick
Mein komplett neu designter Blog steht nun fast und auch "Mehr Mut zum Glück" bekommt im Oktober eine eigene Webseite. Es wurde endlich Zeit, dass hier etwas gemacht wird. Alles weitere dazu gibt es im nächsten Newsletter.

Morgen gibt es einen Instagram-Livestream mit mir auf dem Kanal von Goldesel Investing. Ab 19 Uhr wird mich Michael Flender interviewen, den ich in der vorletzten Podcastfolge zu Gast hatte. Im Gespräch geht es um Selbstständigkeit, meine Anlagen und natürlich Finanzrocker. Du kannst dort live auch Fragen stellen. 

In der kommenden Woche gibt es mal keinen neuen Artikel und keine neue Podcastfolge. Ich führe zwar ein neues Interview für "Mehr Mut zum Glück" und mache auch eine neue Aufnahme mit Stefan Waldhauser für "HGI meets Finanzrocker", aber das war es dann erstmal.

Die nächsten Finanzrocker-Folgen sind schon im Kasten und es werden etwas exotische Themen werden, die es in der Form noch nie dort gab. Auch für "Der Finanzwesir rockt" haben wir mittlerweile die halbe Staffel aufgenommen. Die Folgen werden dieses Mal aber etwas komplexer, dafür aber auch mit interessanten Einblicken.

Der nächste Newsletter kommt Mitte Oktober. Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute.   
Disclaimer: Vom Versender dieses Newsletters gehandelte Aktien, ETFs, P2P-Kredite, Anleihen und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.

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Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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