Subject: Warum Market Timing Mist ist!

Warum Market Timing Mist ist!
Hallo Friend,

am Dienstag ist es wieder so weit: Die Wahlen in den USA stehen auf dem Programm. Was bei den letzten Wahlen für die Börsen nicht sonderlich relevant war, ändert sich 2016 mit der unberechenbaren Blackbox Trump. Die einen ziehen nun ihr Geld aus dem Markt, während die anderen fleißig umschichten, um bei fallenden Kursen in den Markt zu stürmen. Das typische Market Timing also.

Was ist denn das?

Unter Market Timing versteht man eine Anlagestrategie, die versucht durch die Bestimmung günstiger Zeitpunkte für Ein- und Ausstieg bei einem Wertpapier einen Ertrag zu erzielen. Das bedeutet übersetzt: Du steigst ein, wenn die Märkte oder die jeweiligen Aktien fallen und steigst aus, wenn die Märkte oder jeweiligen Aktien auf einem Höchststand sind. Nur wer weiß wirklich, wann die Märkte tatsächlich auf dem höchsten oder tiefsten Stand sind?

Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere: Vor dem Brexit war die Situation ähnlich. Die meisten fuchtelten mit den Armen und behaupteten inbrünstig, dass die Welt bei einem Brexit zusammenbricht. Andere wiederum waren der Meinung, es komme überhaupt nicht zum Brexit. So blöd können die Briten doch nicht sein! Wie wir wissen, kam es anders. Und was passierte nach dem tatsächlichen Austritt der Briten an den Börsen? Nicht viel!

Orakeln hilft nichts

Ich weiß nicht, was am Dienstag passieren wird. Fakt ist aber, dass sich aufziehende Turbulenzen auch irgendwann wieder legen werden. Wenn sie denn überhaupt kommen. Trotzdem gibt es einige überbewertete Aktien, bei denen während einer Korrektur häufig die aufgestaute Luft herausgelassen wurde. 

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 303,84 gehört auf jeden Fall Netflix dazu. Nach der Levermann-Strategie sind alle Werte über 16 hoch. Schweren Herzens werde ich mich jetzt noch von der Aktie mit Gewinn trennen, bevor wieder ordentlich Luft herausgelassen wird. Schließlich ist das auch kein Buy-and-Hold-Wert, sondern ein reines Zocker-Papier.

In Deutschland gehört Adidas zu den überbewerteten Aktien. Vergangene Woche ist hier eine Befürchtung eingetreten, die ich schon vor einigen Wochen hatte: Adidas präsentierte aktuelle Zahlen. Das erste Mal unter dem neuen Chef Kasper Rorsted. Es wird wieder einiges umgestellt. Viele Aktionäre haben das zum Anlass genommen, um Gewinne mitzunehmen. Die Aktie sackte deshalb am Donnerstag um 10 Euro pro Anteil oder 5,6 % ab. Ich hatte vorher schon einen Stop-Loss-Kurs festgelegt, damit ich nicht anfange zu orakeln, wann der beste Moment zum Ausstieg da ist. 

Dumm gelaufen

Manchmal gehen die Gäule aber trotzdem mit mir durch und auch ich falle auf das Market Timing rein. Der Kurs des dänischen Insulinherstellers Novo Nordisk ist in den vergangenen Monaten ordentlich eingestürzt. Ich entschied mich vor zwei Wochen dafür, eine kleine Position dieses Dividendenwerts aufzubauen, um breiter zu diversifizieren. Kurz darauf wurden wieder schlechte Zahlen präsentiert und der Kurs sackte noch einmal um 15 Prozent ab. Klassischer Fall von dumm gelaufen. Du siehst: Market Timing ist nicht vorhersehbar. Wer der Meinung ist, er könne das alles genau abschätzen, sollte als Wahrsager auftreten.

Als passiver Investor kannst Du froh sein, denn mit solchen Problemen musst Du Dich gar nicht auseinander setzen. Du investiert stur weiter, egal was für Meldungen von Unternehmen über den Ticker kommen. Market timing hin oder her! Und sollte "America tatsächlich great again" werden, kann Dir das aus Anlegersicht reichlich egal sein, dass sich die Amis selbst ins Abseits schießen. Als rational denkender Mensch wäre das natürlich eine Vollkatastrophe. 

Ungewaschenes Amerika

Einen Vorgeschmack hat Jan Böhmermann mit seiner grenzdebilen Reportage "Grab US by the Pussy - Amerika ungewaschen" geliefert. Man kann von ihm halten was man will, aber er bohrt so unangenehm in den Wunden, dass man laut aufschreien möchte. Und so etwas wirkt viel nachhaltiger als strunzlangweilige Talkshows mit nervenden Gästen. Ich habe lange überlegt, ob mir die Sendung jetzt gefallen hat oder nicht. Am Ende kam ich zu einem Ergebnis: Wenn ich so lange darüber nachdenke, muss sie irgendwie relevant gewesen sein. Normalerweise habe ich das meiste Fernseh-Geseier nach wenigen Minuten vergessen. Und das ist viel wert!

Es wird eine spannende Woche.


Rock on
 
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Parallel zu diesem Newsletter habe ich noch die kommende Folge von "Der Finanzwesir rockt" geschnitten. Der Podcast feierte letzte Woche den ersten Geburtstag. Dieses Jahr gibt es noch drei Folgen mit komplett unterschiedlichen Themen. Mittlerweile hat mein zweiter Podcast genau so viel Hörer wie der erste, was sich wirklich sehen lassen kann.

Genießt Eure Woche!


Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
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