Hallo Friend,
in den letzten Jahren gab es Millionen neuer Anleger:Innen an der Börse in Deutschland. Seit dem Start des Ukraine-Krieges und der danach stetig steigenden Inflation lässt das Interesse an Finanzthemen und der Börse aber spürbar nach.
Ich sehe das natürlich direkt an der Nachfrage nach den Finanzthemen, die nicht nur bei mir, sondern bei vielen anderen auch ordentlich eingebrochen ist. Zum einen liegt es natürlich an den schwachen Kursen an den weltweiten Börsen in diesem Jahr.
Bei vielen Menschen fehlt es in der schwierigen Situation auf der anderen Seite einfach am Geld zum Sparen. Da treten verständlicherweise auch die Finanzthemen in den Hintergrund. Komischerweise kommen genau jetzt die Ratten aus ihren Löchern und versuchen den Leuten dämlichen Schwachsinn zu verkaufen.
Warum das so ist, lässt sich ziemlich leicht erklären: Viele Menschen sind ordentlich verunsichert angesichts des weltweiten Kursverfalls nahezu aller Assets. Was liegt da näher, als vermeintliche "Experten" vor die Kamera zu holen und brandheiße Tipps zu geben, die schnelle Gewinne versprechen.
Oder auch ganz tolle Mäusefallen auf den Google-Suchseiten aufzubauen und mit Speck (aka hoher Rendite) viele Mäuse zu ködern. Die nervigste Masche für mich persönlich ist der Identitätsklau in den sozialen Medien, mit dem wir Finfluencer gerade massiv zu kämpfen haben.
Über diese Probleme möchte ich in diesem Newsletter schreiben. Beginnen möchte ich jedoch mit einem ehemaligen Aushängeschild von RTL.
Hans Meiser ist zurück!
Ich hatte gehofft, dass Hans Meiser endlich in Rente gegangen ist, weil ich seine Visage nicht mehr bei YouTube oder Google sehen musste. Aber gestern war er wieder da als ich bei YouTube Videos geschaut habe.
Mit ganz heißen Tipps wie die Zuschauer in der momentanen Börsenkorrektur trotzdem brandheiße Aktien finden können. Beworben wird ein überteuerter Abzocker-Börsenbrief. Das hat die letzten Jahre mit dem ehemaligen Anchorman schon sehr gut funktioniert. Für etwas anderes wurde der Mann nach seinen kruden Verschwörungs-Werbespots ja nicht mehr gebucht. Aber er ist leider nicht der Einzige.
Es kommt mir so vor als haben Börsenbriefschreiber gerade wieder Hochkonjunktur. Bei YouTube bekomme ich zur Zeit wieder so viel Mist angezeigt, das ich gar nicht schnell genug wegklicken kann. Eine dieser Figuren ist schlimmer und unseriöser als der oder die vorherige. Richtig gelesen, es kommen neuerdings auch immer mehr Frauen vor, die einen mit "Hey Du..." ansprechen und dann von den ultimativen Wasserstoff-Aktien faseln.
Oder es gibt einen vermeintlichen Researcher und Trader, der mit einem großen Artikel in der FAZ wirbt. Das soll natürlich das vermeintliche Fachwissen legitimieren, um den Börsenbrief an den Mann oder die Frau zu bringen. Angesprochen werden soll mit diesen Maschen eine etwas ältere Zielgruppe, die auch schon länger an der Börse sind.
Das typische Börsenbrief-Publikum also, das nach Hunderten oder gar Tausenden bezahlten Euro immer noch denkt, in diesen Pamphleten den einen Goldnugget zu finden, der sie schließlich doch noch reich macht. Genau diese Klientel fällt auch auf solche völlig bescheuerten und schlecht gemachten Werbeclips rein.
Die Masche mit dem Tages- und Festgeld
Eine andere Abzocker-Masche funktioniert hauptsächlich über Werbung bei Google oder gute Suchmaschinenoptimierung. Hier wurde in den vergangenen drei Jahren vermehrt für vermeintlich lukrative Tages- und Festgeldplattformen geworben mit bis zu 6 % Zinsen.
Häufig sehen diese Webseiten ähnlich aus wie die tatsächlichen Plattformen wie Weltsparen oder Zinspilot bzw. sie heißen auch noch ähnlich. Wenn diese nachgemachten Plattformen dann bei Google ziemlich weit oben landen oder Werbung schalten, klicken unbedarfte Anleger drauf. Meistens wird das dann auch nicht hinterfragt.
Die Stiftung Warentest hat schon 2020 einen augenöffnenden Artikel dazu geschrieben. Erschreckend finde ich vor allem, dass auch nachhaltige Anleger damit angesprochen werden. Dann gibt es einen angeblichen Ökozins von bis zu 7,5 %, der voll auf der Ökoschiene fährt.
Leider hat sich seit 2020 nicht wirklich viel geändert und es fallen immer wieder Menschen darauf rein, weil sie viel zu leichtgläubig sind. Deswegen muss man auch immer wieder auf solche Machenschaften verweisen.
Die Sache mit den Influencern
Die junge Zielgruppe wird damit überwiegend nicht erreicht. Dafür braucht es jüngere Leute oder Influencer:innen, die viel glaubwürdiger sind als ein Hans Meiser, den die meisten Millenials eh nicht mehr kennen werden. Besser ist es auf dem Gebiet mit der Abzocke auch nicht. Es braucht nur einige Hypethemen wie Cannabis, finanzielle Freiheit oder natürlich die obligatorischen Kryptowährungen.
Erst vorletzte Woche wurde Kim Kardashian zu einer 1,26 Millionen Dollar Strafe von der US-Börsenaufsicht verurteilt, weil sie bei ihren 330 Millionen Followern Werbung für den Shitcoin “EthereumMax” gemacht hat. Das Problem: Sie hat das Ganze nicht als Werbung deklariert, denn sie verdiente damit 250.000 Dollar. Ihre Follower verloren sehr viel Geld damit. Die gute Kim zuckt bei der Strafe und einem Vermögen von angeblich 1,8 Milliarden Dollar nur mit den Schultern.
Es gab noch einige andere Influencer, die für irgendwelche obskuren Kryptos Werbung machten, abkassierten und hinterher ebenfalls mit den Schultern zuckten als der Shitcoin nix mehr wert war.
Wenn ich so etwas lese, überkommt mich immer wieder ein heftiger Brechreiz. Skrupel haben diese Leute tatsächlich nicht. Das ist das eine. Leider finde ich es viel schlimmer, dass die Follower tatsächlich auf solche Celebrities hören und ihr Geld in so einen Schwachsinn investieren.
Gerade in Gelddingen sollte so eine Leichtgläubigkeit überhaupt nicht vorhanden sein. Wie bei Hans Meiser auch wird hier aber wieder die Gier getriggert - alles andere wird vergessen. Nur dass Hans Meiser bei der jungen Zielgruppe deutlich hipper ist und besser aussieht.
Solche Dinge gibt es aber auch in der Finanzwelt, wo dann Cannabis-Scam wie Juicy Fields oder vermeintlich ganz einfaches und lukratives Copytrading empfohlen wird, wo ebenfalls sehr leicht betrogen werden kann. Zu Juicy Fields gab es vor kurzem eine ausführliche Folge beim P2P-Café mit Lars Wrobbel und Thomas Butz. Erschreckend, dass viele davor gewarnt haben und dann ein Shitstorm auf die Warner einprasselte, der erst mit der Pleite endete. |