Subject: Was taugen eigentlich noch aktive Aktienstrategien?

Was taugen eigentlich noch aktive Aktienstrategien?
Hallo Friend,

an aktiven Anlagestrategien scheiden sich die Geister. Während passive Anleger mit Hilfe von empirischen Daten beweisen möchten, dass der ganze Aufwand langfristig für die Katz’ ist, sind viele aktive Anleger ganz versessen darauf, neue ausgeklügelte Strategien anzuwenden, um mehr Rendite zu erhalten. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.

Auf den ersten Blick wird ein Großteil der Aktienstrategien damit beworben, dass der Anleger schnell viel Geld verdienen kann, weil die Taktik unschlagbar sei. Davon halte ich gar nichts. Solche Sprüche sind nichts weiter als hohle Phrasen von Leuten, die den gierigen Anlegern überteuerte Kurse oder Produkte verkaufen wollen.

Millionen für den Staat

Warum spielen in Deutschland Millionen Menschen Lotto? Warum entwickeln sie häufig sogar ganze Tippsysteme? Weil sie darauf hoffen, mit einem Lottogewinn schnell reich zu werden. Und wie viele Leute gewinnen jährlich nennenswerte Summen? Vielleicht 100. In erster Linie gewinnt der Staat, weil er viele Steuern einnimmt.

Das ist bei den Aktienstrategien anders, denn hier verdient nicht der Staat, sondern Buchautoren, Kursanbieter, Anlegermagazine oder vermeintliche Aktien-Gurus, die durch Zufall mal einen Volltreffer gelandet haben. Dennoch gibt es Strategien, die durchaus zu einem langfristigen Erfolg an der Börse führen können. Die gilt es jedoch herauszufiltern und auf Herz und Nieren zu prüfen. 

Nicht dass man am Ende bei einer Wirecard-Aktie zugegriffen hat, weil sie vermeintlich so günstig war und bei irgendeiner Strategie ins Schema gepasst hätte. In meinen Augen war das seit den ersten Gerüchten von der Financial Times eher ein Zockerpapier mit sehr volatilen Kursen. Die habe ich mir nicht mal mehr in mein Zockerdepot geholt.

Mehr Kosten als Rendite?

Vor allem Börsenneulinge sind mit den vielen unterschiedlichen Strategien überfordert. Einige sind auch so komplex, dass die Umsetzung viel Zeit in Anspruch nimmt. Andere sind so einfach wie überflüssig – und kosten häufig auch mehr Geld als sie am Ende an Rendite erwirtschaften.

Als ich 2014 anfing mich verstärkt mit Einzelaktien zu beschäftigen, las ich das Buch "Der entspannte Weg zum Reichtum" von Susan Levermann*. Für mich persönlich hat das Buch auch heute noch eine wichtige Bedeutung. Damals kaufte ich nach dem Levermann-Prinzip einige Aktien, die eine hohe Punktzahl hatten. Für die Testphase war das Ganze auch erfolgreich.

2015 - vor genau 5 Jahren - war ich dann in meinem allersten Podcastinterview bei Kolja im "Aktien mit Kopf"-Podcast zu Gast, um mit ihm über die Levermann-Strategie zu sprechen. Hier hört man wirklich, dass ich noch null Erfahrung mit Podcasts hatte, aber irgendwann ist man immer Anfänger. ;-) In der Folgezeit wurde die Levermann-Strategie stetig bekannter und gerade bei Wikifolio gab es immer mehr Levermann-Wikifolios mit sehr unterschiedlichen Erfolgen. 

Die Levermann-Strategie

Kein Wunder, denn eins der erfolgreichsten Wikifolios überhaupt legt strikt nach der Levermann-Strategie an. Mit über 275 % Kursgewinn in 8 Jahren ist das Levermann-Portfolio vom Trader Leise extrem erfolgreich. Deswegen wurden auch über 10 Millionen Euro Anlegergelder in dieses Vehikel investiert.

Das heißt aber nicht, dass die Levermann-Strategie automatisch erfolgreich ist. Das zeigen mittlerweile etliche gescheiterte Wikifolio-Experimente. Meine Bloggerkollegin Petra Wolff hat vor vier Jahren das Levermann-Experiment mit 12.000 Euro aufgezogen und regelmäßig darüber berichtet. Nach vier Jahren bleibt nur eine sehr schlechte Performance von 5,8 %. Ein herkömmliches Benchmark-Depot mit 2 ETFs hat im gleichen Zeitraum +33 % gemacht. Ist jetzt die Levermann-Strategie so schlecht oder hat Petra was falsch gemacht?

Weder das eine noch das andere, würde ich sagen, denn der Corona-Crash hatte einen deutlich größeren Einfluss auf die kleinen Levermann-Werte als auf die Dickschiffe mit sehr hoher Marktkapitalisierung. Vor dem Crash lagen die Levermann-Werte von Petra nämlich noch vor dem ETF-Depot. Auch das Wikifolio von Leise hat in der Krise richtig geblutet und einen Drawdown von -42,8 % gehabt. Trotzdem hat das Wikifolio in den letzten 4 Jahren eine um 95 % höhere Performance als Petras Selbstversuch gemacht. Und da sind die Wikifolio-Gebühren schon abgezogen.

Ich selbst habe mich schon 2016 von meinen Levermann-Werten verabschiedet, weil sich mein Fokus hin zu langfristigen Werten gewandelt hat. Mir wurde es einfach zu viel mit Blog, zwei Podcasts und meinem Job, so dass ich keine Lust hatte, mich jede Woche mit meinen Einzelaktien zu beschäftigen.

Die High Growth Investing-Strategie

Ein anderes Beispiel für eine interessante Aktienstrategie ist die High-Growth-Investing-Strategie von meinem Podcast-Gast Stefan Waldhauser. Mit seinem Wikifolio "High-Tech Stock Picking" hat er in vier Jahren eine Performance von 160 % erreicht. Auch hier sind die Gebühren schon einkalkuliert. Diese Strategie ist aber schwer zu kopieren, weil Stefan aus dem IT-Bereich kommt und ein enormes Wissen in dem Bereich hat. Die im Wikifolio enthaltenen Werte sind oft auch noch besonders volatil.

Bei mir persönlich hakt das schon daran, dass ich einige der im Wikifolio enthaltenen Unternehmen gar nicht richtig einschätzen kann. Auch die besonderen Kennzahlen wie beispielsweise die "Rule of 40" könnte ich mir nicht ohne großen Mehraufwand errechnen. Hierbei wird die Effizienz des Wachstums eines Unternehmens errechnet. Das ist insofern wichtig, weil viele junge IT-Unternehmen einen hohen Verschuldungsgrad haben, das Geschäftsmodell aber durchaus attraktiv und gewinnträchtig sein kann. Das gilt es zu identifizieren, ist aber auch keine Garantie, dass der Kurs langfristig steigt.

Bei mir im Podcast hatte Stefan schon den Aktien.Guide vorgestellt, der seine High-Growth-Investing-Strategie nach den spezifischen Kennzahlen abbildet und ca. 6.000 Unternehmen wöchentlich nach den Kennzahlen überwacht. Das gleiche macht der Aktien.Guide übrigens auch mit Levermann-Werten. Das ist insofern eine Erleichterung, weil man jeden Freitag eine aktuelle Auswertung erhält und schauen kann, wie sich die Topscorer entwickeln und ob eine Handlung nötig ist.

Das heißt aber nicht, dass man mit dem Kauf der Topscorer automatisch so erfolgreich wird wie Stefan mit seinem Wikifolio. Aber man kann sich daran orientieren und so langfristig auch eine deutliche Überperformance schaffen - so wie es die beiden Wikifolios zeigen. Garantien gibt es jedoch keine, weshalb solche Strategien immer nur eine Beimischung zum eigentlichen Portfolio sein sollten und nicht das Vermögen tragen sollten. 

Mit meinem kleinen Zockerdepot bei Trade Republic*, in dem sich unter anderem Werte aus der High Growth Investing-Strategie befinden, habe ich trotz Krise in diesem Jahr ein Plus von 13,55 % erreichen können. Damit befriedige ich meinen persönlichen Zocker- und Spieltrieb ohne das große Ganze zu gefährden und zahle nur 1 Euro für den Kauf oder Verkauf von Werten. Und die Kennzahlen aus dem Aktien.Guide helfen mir da persönlich sehr, um die Werte besser einschätzen zu können.

Was taugen denn nun Aktienstrategien?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er mal eine Aktienstrategie im kleinen Rahmen testen möchte, um zu schauen, ob sie für einen persönlich als Beimischung funktioniert. Du darfst dich nur nicht von schnellen kurzfristigen Gewinnen locken lassen. Hier ist meistens ein Haken dahinter. Von vornherein ablehnen würde ich Aktienstrategien für den langfristigen Vermögensaufbau jedoch nicht. 

Aber ich muss mir die Fallstricke und Stolperfallen vorher bewusst machen. Selbst eine Dividendenstrategie ist während der Corona-Krise unter die Räder gekommen - dank zahlreicher Dividendenkürzungen oder -streichungen. Vor der Corona-Krise war so etwas in der Form noch undenkbar. An den Aktienmärkten ist aber alles möglich und ohne Risiko ist eine Anlage in Einzelaktien nicht möglich.

Wer jedoch keine Lust hat, sich mit Unternehmen und deren Kennzahlen zu beschäftigen, sollte passiv in Exchange Traded Funds (ETFs) investieren. Für diejenigen sind Aktienstrategien tatsächlich nicht sinnvoll. Aber auch mit ihnen lässt sich ein Vermögen aufbauen. Und zwar entspannt und ohne viel Arbeit. Genau darum geht es am Ende. 
Viele Grüße
Mein neuer Podcast ist endlich live
Über ein Jahr habe ich die Podcastidee vor mir hergeschoben. Dank der Corona-Krise habe ich sie dann im April angefangen umzusetzen, im Mai gleich drei Interviews geführt und vergangenen Donnerstag ist mein neuer Podcast "Mehr Mut zum Glück" nun endlich online gegangen.

Hier möchte ich Menschen ihre Geschichten erzählen lassen, die nicht den normalen Karriereweg gegangen sind, sondern in der Vergangenheit etwas andere Pfade eingeschlagen haben. Von ihnen kann man sich Anreize holen, wie man sich persönlich weiterentwickeln und vielleicht auch neue Sichtweisen erleben kann.

Vor allem im ersten Interview mit der Apnoetaucherin Anna von Boetticher gibt es besonders viele Anreize und Beispiele zu hören. Anna von Boetticher ist die erfolgreichste deutsche Apnoetaucherin und unterstützt mittlerweile Kampfschwimmer und Minentaucher der Bundeswehr, ist Buchautorin und hält Vorträge in der Wirtschaft. Und das mit einem Studium der Theaterwissenschaften, Komparatistik und Spanisch, einer zu kleinen Lunge und einer Autoimmunerkrankung.

Lass dich von Anna inspirieren, nicht gleich die eigenen Träume aufzugeben, wenn etwas nicht passt. Ein Blick nach links und rechts über den Tellerrand und etwas mehr Mut zum Glück kann manchmal extrem hilfreich sein.

Hör doch mal rein, ob Dir der Podcast gefällt. Wem meine zahlreichen Mixtapes gefallen haben, der wird den neuen Podcast lieben. 
Neue Artikel in den letzten 4 Wochen
“Mein ambitioniertes Ziel: Mit 40 will ich Millionär sein” – Hörerinterview mit Sebastian

In diesem Hörerinterview habe ich Sebastian zu Gast. Er ist mit 28 Jahren Abteilungsleiter bei einem DAX-30-Unternehmen, hat schon 12 Immobilien gekauft und setzt sich für sein Leben ambitionierte Ziele. Eins der Ziele lautet: Mit 40 möchte er Millionär sein. Dabei ist er aber völlig auf dem Boden geblieben und gibt bereitwillig Auskunft über sein Vermögen, die Immobilienkäufe und einiges mehr. Eine sehr inspirierende Folge aus der ich auch noch einiges mitnehmen konnte.
Mit 19 ins Silicon Valley, mit 22 Unternehmensgründerin, mit 25 Bestseller-Autorin – Interview mit Aya Jaff

In dieser Folge spreche ich mit Autorin, Programmiererin, Unternehmensgründerin und “Silicon-Valley-Ikone” Aya Jaff. Mit gerade einmal 25 Jahren hat Aya schon viel erreicht und wurde vom Forbes-Magazin in die Liste 30 under 30 gewählt. Im Interview sprechen wir über ihren Weg zum Programmieren, ihre Learnings aus dem Silicon Valley und ihr neues Buch “Moneymakers”, in dem es um interessante Personen und die Börse geht.
“Uns bleibt nur ein Bruchteil dessen, was die Rentenauskunft verspricht” – Interview mit Wolf-Dieter Tölle

In dieser Podcast-Folge spreche ich mit Rechtsanwalt, Notar und Steuerberater Wolf-Dieter Tölle. Der Experte in Sachen Rente hat kürzlich sein zweites Buch “Früher mit mehr (Geld) in Rente” herausgebracht. Im Interview erzählt er uns, wie viel von unserer Rente nach Steuern überhaupt noch übrig bleibt, wie viel Geld man monatlich beiseite legen sollte und warum es so wichtig ist, privat fürs Alter vorzusorgen.
“Die Chancen im Leben kommen auf unterschiedlichen Wegen” – Interview mit Anna von Boetticher

Im Premieren-Interview von “Mehr Mut zum Glück” habe ich die Apnoetaucherin Anna von Boetticher zu Gast. Sie hat im letzten Jahr das Buch “In die Tiefe: Wie ich meine Grenzen suchte und Chancen fand” veröffentlicht, das mich beim Lesen nachhaltig beeindruckt hat. Darin geht es in erster Linie um persönliche Entwicklung, die Anna wie kaum eine Zweite vermitteln kann. Wir sprechen im Podcast über ihren etwas anderen Lebenslauf, genutzte Chancen und positive Denkmuster, die einem nachhaltig weiterhelfen.
Wochenrückblick
Die letzten Wochen waren extrem aufregend für mich. Ich habe nicht nur meinen neuen Podcast vorbereitet, sondern auch noch ein weiteres Projekt vorgeplant, das irgendwann im Sommer online gehen soll. Schließlich habe ich ja in Kürze  endlich deutlich mehr Zeit dafür.

In zwei Wochen muss ich nämlich nicht mehr ins Büro fahren, sondern kann mich zu 100 % um meine Selbstständigkeit kümmern. Da werde ich mich vor allem auch meinem großen Bücher- und Zeitschriftenstapel widmen, der immer größer wird. In letzter Zeit ist das Lesen definitiv zu kurz gekommen, weil viele neue Podcast-Interviews anstanden.

Finanzrocker-Podcast

In erster Linie habe ich den Finanzrocker-Podcast vorbereitet. Am Mittwoch gibt es meine "5 Jahre Finanzrocker"-Folge, die ja ursprünglich in Folge 150 erscheinen sollte und wo ich meine 5 Learnings vorstelle. Die Folge wird etwas anders sein, aber es wird zur Feier des Tages einige bekannte Stimmen zu hören geben. 

Im Juli habe ich dann drei absolute Knaller-Folgen, die sehr lange im Gedächtnis bleiben werden. Danach ist meine obligatorische Sommerpause, bevor es Ende August wieder einen sehr abwechslungsreichen Staffelauftakt geben wird.

Der Finanzwesir rockt

Morgen startet die zweite Staffel von "Der Finanzwesir rockt" 2020 mit dem ersten Duell in diesem Jahr. Für diesen Schlagabtausch haben wir uns ganz besondere Gäste eingeladen, die eigentlich jeder kennen sollte. Wir diskutieren mit Professor Dr. Dr. Martin Weber (dem Gründer vom ARERO) und Dr. Gerd Kommer über Sinn und Unsinn von Faktor-ETFs. Alle Hörerinnen und Hörer, die sich gewünscht haben, dass wir mal etwas mehr in die Tiefe gehen, kommen hier voll auf ihre Kosten. Vor allem Professor Weber gibt dem guten Gerd die eine oder andere amüsante Breitseite mit.

Bis auf die letzte Folge dieser Staffel haben wir schon alles aufgenommen. So früh waren wir noch nie, aber dank Corona konnten wir viele Termine vereinbaren. Ein Highlight wird die Hörerfragen-Folge Ende Juli werden.

Du siehst: In den kommenden Wochen und Monaten gibt es ein volles und buntes Programm. Die nächste Folge von "Mehr Mut zum Glück" gibt es am 2. Juli zu hören. Leider fast zeitgleich mit einer meiner besten Finanzrocker-Folgen ever am 1.7., aber das ist nicht zu ändern.

Jetzt wünsche ich Dir erstmal alles Gute und ich melde mich im Juli mit dem Newsletter zurück.  
Disclaimer: Vom Versender dieses Newsletters gehandelte Aktien, ETFs, P2P-Kredite, Anleihen und Fonds sind immer mit Risiken behaftet. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen übernommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen (alle Gedanken, Prognosen, Kommentare, Hinweise, Ratschläge etc.) dienen allein der Bildung und der privaten Unterhaltung.

*Affiliate-Link: Dir entstehen durch einen Klick weder Nachteile noch irgendwelche Kosten. Wenn Du Dich für ein Produkt entscheiden solltest, zahlst Du denselben Preis wie sonst auch. Aber Du unterstützt damit meine Arbeit und ich erhalte eine kleine Provision, wenn Du Dich nach einem Klick für das Produkt/Angebot entscheiden solltest. Vielen Dank im Voraus. Ich weiß das sehr zu schätzen.
Daniel Korth, Dornbreite 7n, 23556, Lübeck, Deutschland
Sie können den Newsletter jederzeit abbestellen oder Ihre Kontaktdaten ändern.