Liebe(r) Friend,
wie komme ich bloß darauf, Dir zu unterstellen, dass Du Dich selbst belügst?
Nun - irgendein Betreff muss ich mir für die Post ja ausdenken und diese Aussage fand ich sehr treffend, für das was ich sehr, sehr oft erlebe.
Ich habe den Blogartikel "Ich will jetzt nicht mehr traurig sein!" hervor geholt, weil ich ihn als sehr wichtig empfinde. Ich erzähle darin, wie ich selbst zurück zur Freude gefunden habe, die mir zwischendurch, auf meinem Lebensweg, abhanden gekommen war. Und wenn ich heute (wie damals beim Schreiben des Artikels) ehrlich zu mir bin, dann habe ich sie selbst viele Jahre nicht zugelassen.
Klingt verrückt? Ist jedoch leider nicht ungewöhnlich, weil ich es auf ähnliche Art und Weise ständig in meiner Coaching-Praxis erlebe:
Sehr viele meiner Kunden, melden sich bei mir, weil sie ihrem Leidensdruck nicht mehr standhalten können. Sie wissen nicht weiter, haben schon Vieles ausprobiert und doch finden sie die Lösung nicht. Sie wünschen sich zum Beispiel mehr Gelassenheit im Leben. Sie möchten endlich wieder entspannter sein, nicht kontinuierlich "etwas" hinterherlaufen. Sie möchten Freude und Leichtigkeit im Leben haben und wissen nicht, wie sie sie finden können.
Während sie mir von ihrem Leben erzählen, spüre ich ihren Leidensdruck und gleichzeitig strahlen sie Stärke aus. Während ich zuhöre, kommt manchmal kurz ein Gedanke in mir auf: "Wieso ist er/sie überhaupt hier? Läuft doch alles prima!"
Ich höre Relativierungen, Zahlen, Daten, Fakten und regelrechte Analysen ihres Problems. Und dann meldet sich meine Intuition und ich spüre den Impuls: Ich frage, "und wie fühlst Du Dich jetzt gerade?" Und diese Frage verwirrt. Sie halten inne, schauen mich fragend an und dann höre ich zum Beispiel, "schlecht". Was sie jedoch alle gemeinsam haben ist, dass sie das "schlechte Gefühl" nicht benennen können. Sie spüren einfach nicht mehr, ob sie wütend, traurig, verzweifelt, ängstlich oder verletzt sind.
Und umgekehrt:
Wenn ich am Ende eines Coachings frage: "Wie geht es Dir jetzt?" Dann höre ich oft "gut". Das ist ja schon mal erfreulich ;-) Doch ich lasse nicht locker und will es genau wissen. "Was ist denn dieses gute Gefühl?" Und ich schaue wieder in fragende Augen...
Mein Fazit:
Wie willst Du Freude und Leichtigkeit spüren, wenn Du verlernt hast Deine Emotionen, Deine Gefühle, zuzulassen?
Und wenn ich schreibe "Hör auf, Dich selbst zu belügen!", dann meine ich, dass Du nicht stark sein musst, wenn Du Dich in Wahrheit schwach fühlst. Ich meine damit, dass Du Schwäche zulassen darfst, Dich dem "blöden" Gefühl hingeben darfst.
Sehr viele Menschen auf dieser Erde haben im Laufe des Erwachsenwerden verlernt, ihre wahren Gefühle zuzulassen. Aus unterschiedlichen Gründen.
In meinem persönlichen Fall war es das Sensibelchen, dass im Laufe der Zeit mit der Gefühlsvielfalt in Krisen-Situationen nicht zurecht kam und sie daher "abgeschaltet" hat. Herunter geschluckt und weg gedrückt. "Will ich nicht haben!". Das Sensibelchen, das in der Schule von den Mitschülern ausgelacht und gehänselt wurde, immer dann, wenn aus Verzweiflung die Tränchen flossen (weil ich in Mathe schon wieder eine 5 geschrieben habe). Also wurde auch hier die Verzweiflung, Hilflosigkeit und Traurigkeit herunter geschluckt. Und irgendwann habe ich auch die Freude nicht mehr gespürt.
Wodurch hast Du verlernt, Deine Gefühle zuzulassen?
Im Blogartikel findest Du "Das Märchen von der traurigen Traurigkeit":
Ich will jetzt nicht mehr traurig sein!