Die Natur sind ja nicht nur unsere »Wohlfühloasen«. Die Natur, das sind auch die Schmetterlinge und Lurche, die »Unkräuter« und die unbeachteten »wilden Ecken«. Und ja, auch der gepflegte Rasen ist Natur, aber natürlich bei weitem nicht so lebendig wie eine Wiese, in der es summt und brummt und zirpt.
Die Natur lieben heißt, ihr Liebe und Zuwendung angedeihen zu lassen, und an dieser Stelle kann jeder tätig werden. Das beweist Mary Reynolds mit ihrem Buch »Wir sind die Arche«: Es geht im ganz Kleinen auf Balkon und Fensterbrett, im Größeren im Garten (wenn Ihr zu den Glücklichen gehört, die einen Garten haben) und Großen im unmittelbaren Umfeld; neben dem Spiel- oder Sportplatz, im Park, auf den vielen totgepflegten Grünflächen. (Hier ist tätige Liebe vielleicht eher ein Unterlassen: den Randstreifen nicht mähen, das Laub nicht überall entfernen und wilde Ecken in Ruhe lassen.)
Eine Leserin schrieb:
Ich staune immer wieder was sich selbst aussät und welche Freundschaften unter den Pflanzen entstehen. Sie stützen sich gegenseitig, machen Platz für Neues und bieten einer Vielzahl von Tieren Lebensraum und Nahrung.
Sogar ein Mauswiesel hat uns im Frühjahr besucht und uns von den Wühlmäusen befreit. Nach getaner Arbeit war es von heute auf morgen verschwunden. Wenn es nichts mehr zu fressen gibt, ziehen sie weiter. Herberge hatte es in einem alten Bau unter der Gartenhütte gefunden.
In diesem Jahr wurde in einer »wilden Ecke« im Garten ein Feldhase geboren, und unser kleiner Garten war seine Kinderstube. Er schaute manchmal durch unsere Tür herein. In unserem Garten darf auch Unkraut wachsen, wenn es sich an die Regel hält: Jeder hat ein Recht auf einen Platz.
Feriengäste bleiben oft an unserem Garten stehen und staunen, dass alles so gut gedeiht und so schön blüht. Warum wohl? – Ist doch ganz einfach, wenn man der Natur freie Hand lässt.
Ein bisschen Wildnis, wo alles sich nach eigenem Willen entfalten darf, schenkt so viel zurück: das Glück an den einfachen Dingen. Dieses Buch möchte Mut zu »ungepflegten« Gärten oder Grünflächen machen; sich dafür einzusetzen ist tätige Liebe für die Natur, für all unsere Mitlebewesen, mit denen wir auf Gedeih und Verderb unauflöslich verbunden sind.
Lieben als Tätigkeit, was kann es Erfüllenderes geben?
Dass Ihr dergleichen Erfüllung erlebt, wünscht
von Herzen Euer
Andreas Lentz