Kommunikation an sich ist nicht nur ein komplexes Gebilde, sondern hängt vom sozialen und kulturellen Kontext, von den Rahmenbedingungen und Milieus, von der Ist-Situation der jeweiligen Gesprächspartner, von deren individuellen Erfahrungen und Vorlieben ab. Und noch mehr: Kommunikation findet zwischen Männern oder Frauen unterschiedlich statt. Denn Männer und Frauen agieren in verschiedenen Kommunikationssystemen. Wenn ich in den nun folgenden Ausführungen von „Frauen“ und „Männern“ spreche, dann bediene ich mich dieser Typologisierung, um bestimmtes Kommunikationsverhalten zu verdeutlichen und greifbar zu machen. Selbstverständlich gibt es auch viele Frauen und Männer, die nicht in dieses Schema passen und über diese Gendergrenzen hinweg kommunizieren.
Kampf macht Spaß, Wettkampf ist gut – das sind Relikte von archaischem Denken, die mitunter dominantes, aggressives oder einschüchterndes Verhalten nach sich ziehen. Männer tragen ihr Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen gern offen zur Schau – mit ausladenden Gesten, mit einer Körpersprache, die viel Raum beansprucht. Frauen machen sich eher schmal, sitzen an der Stuhlkante, knicken die Hüfte ein, sind in einem Meeting eher zurückhaltend. Männer kommunizieren in einer Rang- oder Hackordnung, jeder hat seine feste Position in der Hierarchie. Wer wann wie lange und wie oft sprechen darf, entscheidet sich in der Regel in den ersten Minuten, wenn Männer aufeinandertreffen: Verbal wird geklärt, wer über wem steht – für Frauen ist das oft irritierend und auch überflüssig. Sie wissen in aller Regel, wer sie sind und was sie können – und brauchen sich nicht zu produzieren und zu profilieren.