Stress – ich tanze mir Dir!
Die meisten von uns kennen das ewige Klagelied über leidigen Stress – zu viel Arbeit, zu viel Ärger, zu Überforderung, zu wenig Zeit für die Familie und sich selbst usw. – die Aufzählung ließe sich mühelos seitenlang fortsetzen. Stress setzt sich auch in unserem Sprachgebrauch fort: Wir sind „gestresst“, finden etwas „stressig“, meinen, jemand bereite uns Stress. Stress, der große Feind von Gelassenheit, Zufriedenheit, Gesundheit, Freude an der Arbeit und Glück. Wirklich? Tatsächlich müssen Stress und ein gesundes Leben voller Zufriedenheit kein Widerspruch sein. Im Gegenteil. Es wird Zeit, Stressreaktionen als Meisterleistung unseres Körpers wertzuschätzen – und sie mit einer bewussten positiven Haltung zu begrüßen statt sie zu verdammen.
Die Bewertung von Stressoren ist entscheidend für unsere Stressreaktion
Jüngere Forschungen geben Lazarus nicht nur Recht, sondern weisen sogar nach: Eine veränderte Einstellung zu Stress kann uns gesünder machen. Denn eine veränderte Einstellung verändert auch die Reaktion des Körpers auf Stress. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2012, die knapp 30.000 Erwachsene über einen Zeitraum von acht Jahren zu ihrem Stressempfinden und ihrer Haltung gegenüber Stress befragte, hat festgestellt, dass die Art und Weise, wie wir Stress betrachten und mit ihm umgehen, eine enorme Wirkung auf unsere körperliche Stressreaktion hat. So stellten die Wissenschaftler fest, dass Menschen, die viel Stress hatten und diesen als gesundheitsschädlich betrachteten, tatsächlich ein um 43 % höheres Sterberisiko hatten. Hingegen hatten Menschen mit viel Stress, die diesen nicht als schädlich ansahen, das niedrigste Sterberisiko der gesamten Studie, niedriger sogar als das jener Menschen, die vergleichsweise wenig Stress hatten.
Wie wir denken und handeln, beeinflusst unser Erleben von Stress.
Harvard-Professor und Glücksforscher Shawn Achor, Autor des Buches „The Happiness Advantage“, rät dazu, Probleme als Herausforderung und nicht als Bedrohung zu sehen. In einem Experiment mit stressgeplagten Bänkern wies er nach, dass es ihrer Stressbewältigung half, sie für ihren eigenen Umgang mit Problemen zu sensibilisieren. Achor zeigte, dass sich eine veränderte Haltung lernen lässt.
Wenn Stress zu viel und chronisch wird, versetzt er unseren Körper in einen ständigen "Kampf-oder-Flucht"-Modus und erschöpft uns körperlich und emotional.
Stress schwächt dann das Immunsystem, erhöht das Risiko von Herzerkrankungen und kann Verdauungsprobleme verursachen. Psychisch trägt es zu Angstzuständen, Depressionen und Schlafproblemen bei. Stressbewältigung durch gesunde Gewohnheiten ist der Schlüssel zur Erhaltung der Gesundheit.
Probleme wie mangelnde Konzentration, Muskelverspannungen, Nebennierenschwäche und erhöhte Herzfrequenz unterstreichen die Bedeutung einer nachhaltigen Work-Life-Balance und Stressbewältigungsstrategien.
Um Stress effektiv zu bewältigen, können regelmäßige Bewegung, am besten in der Natur, und ausreichend Schlaf die Widerstandsfähigkeit des Körpers stärken. Darüber hinaus können Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditation den Stresspegel deutlich senken.
Was können Sie noch tun?
✅ Priorisieren Sie die Selbstfürsorge
✅ Grenzen setzen – lernen, "Nein" zu sagen
✅ Wenden Sie sich bei Bedarf an Unterstützung. Sich Unterstützung zu holen, ist ein wichtiger Schritt. Wir sind nicht dazu bestimmt, die Dinge alleine durchzustehen.
Der Weg zur Stressbewältigung besteht also u.a. darin, auf unsere inneren und äußeren Ressourcen zu besinnen und zu vertrauen, die Kontrolle zu bewahren, Sinn zu erkennen, die eigene Denkweise zu überprüfen und eigene stressverschärfende Gedanken und Überzeugungen zu erkennen und zu verändern. Wenn wir Stress mental souverän begegnen, kann er uns physisch weniger schaden. Und dann fordern wir ihn vielleicht mit einem gewissen Vergnügen zum Tanz mit uns auf statt unter seiner Last in die Knie zu gehen.
Ich wünsche Ihnen dabei gutes Gelingen!