#19 FOMO: Die Last mit dem Leben der
Anderen (2)
Fokus statt Facebook & Co.
Ein
bewusster, reduzierter Konsum sozialer Netzwerke hilft dabei, den Fokus aufs
Wesentliche zu wahren und Ablenkung zu minimieren. Es ist eine Form der
Entschleunigung, die uns mehr zu uns selbst bringt – und Kapazitäten freisetzt
für das, was wir im Hier und Jetzt erledigen müssen. Der Golfprofi Martin
Kaymer hat bei einer Pressekonferenz anlässlich der BMW International Open
beschrieben, warum Social-Media-Diät für seine Performance wichtig ist: „Da
wird einem ein Leben anderer Menschen nahe gebracht, das nicht wirklich der
Realität entspricht – und man vergleicht sich teilweise damit, ob man möchte
oder nicht. Das geschieht zum Teil unterbewusst, aber hat eine Auswirkung auf
das eigene Leben. Man liest auch Meinungen von anderen Menschen über sich, die
eigentlich keine Ahnung von deinem Leben haben. Das hat nicht wirklich viel
Positives, deshalb versuche ich das zu reduzieren und an den Turniertagen ganz
sein zu lassen.“ (Quelle:
https://www.golftime.de/magazin/kaymers-neuer-ansatz/). Kaymer hat damit gute
Erfahrungen gemacht: Sein Schlaf sei tiefer, der Kopf freier. Und das lässt ihn
sein vorhandenes Potenzial besser ausschöpfen. Auch abseits des Golfplatzes
sind viele Menschen heute in ihrem Job beeinträchtigt von der permanenten
Vernetzung. Es fällt ihnen schwerer, fokussiert zu sein und zu bleiben. Sie tun
also Ihrer eigenen Performance einen großen Gefallen, wenn Sie sich mehr um
Fokus und wert-voll verbrachte Lebenszeit als um Facebook, Twitter & Co.
bemühen!
Die Quelle der Zufriedenheit liegt jenseits der sozialen Netzwerke
Studien
haben gezeigt, dass Menschen, die mit ihrem Leben und der Erfüllung ihrer
Bedürfnisse unzufrieden sind, häufiger von FOMO betroffen sind. Denn FOMO
bedroht einige unserer Grundmotive. Es zählt zu den menschlichen Grundbedürfnissen,
Teil einer Gemeinschaft zu sein und von dieser soziale Anerkennung zu bekommen.
Dazu zählt auch das Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle. Je besser und
aktiver wir vernetzt sind, desto mehr glauben wir, diese Motive bedienen zu
können. Dort, wo Unzufriedenheit herrscht, scheint die Hoffnung umso größer,
Befriedigung durchs Netz zu erlangen. Dabei ließe sich schon viel mehr
Zufriedenheit aus dem Bewusstsein für glückliche Momente generieren. Wer in der
Lage ist, schöne Momente mit anderen oder auch mit sich allein zu genießen,
ohne sofort das Handy zu zücken, hat bereits eine wesentliche, täglich
sprudelnde Quelle der Zufriedenheit für sich erschlossen. Gleichzeitig ist es
ein Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung und weniger Abhängigkeit. Klar, dass
es bereits eine Gegenbewegung zu FOMO gibt. Das passende Akronym lautet JOMO
(joy of missing out) und meint die Freude, die wir verspüren, wenn wir bewusst
etwas verpassen, um uns selbst damit etwas Gutes zu tun, z.B. länger am See mit
Freunden verweilen statt zum nächsten Event zu eilen oder einen langen
Spaziergang in der Natur nach Feierabend zu machen statt mit Kollegen zum
After-Work-Club zu gehen.
Obacht: Unser Geist ist genauso unstet und geschwätzig wie die sozialen
Netzwerke
Unser
Gehirn ist empfänglich für jegliche Reize. Denn unser Geist ist permanent
aktiv, lässt sich gern ablenken und langweilt sich schnell. Kein Wunder, dass
die schöne neue Social Media-Welt für uns ein schier endloses Mekka der
willkommenen Ablenkung ist. Aus „eben nur mal kurz gucken“ wird ein
unterschätzter Zeitfresser, der viel nimmt und unterm Strich bei genauerer
Betrachtung nur wenig gibt. Ein geschulter Geist ist die Basis für ein gutes Selbstmanagement.
Wohl dem also, der einen klaren Kopf bewahrt. Und diese Klarheit beginnt
bereits bei den eigenen Zielen. Werden Sie sich über Ihre Ziele klar und
darüber, was Sie zur Zielerreichung benötigen. Dokumentieren Sie das
schriftlich. Je genauer Ihre Definition ist, desto maßgeschneiderter können Sie
Ihre Strategie dazu formulieren. Und das bewahrt Sie davor, zu viel Zeit mit
Social Media zu verschwenden – es sei denn, dies dient Ihren Zielen.
© Ihre Antje Heimsoeth
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