Scheitern ist für die meisten Menschen
unangenehm. Sie empfinden es als bitter oder peinlich. Besonders unangenehm
sind den meisten jene Fehler, die ihnen beruflich unterlaufen. Schließlich sind
hier Publikum und Konsequenzen in der Regel größer als im privaten Umfeld.
Während der Strahl des Rampenlichts unsere Erfolge durchaus treffen darf, wollen
wir unsere Misserfolge möglichst schnell im Dunkel des Erdbodens versenken. Jan
U. Hagen, Professor an der European School of Management and Technology (ESMT)
in Berlin, sagt zu unserer Haltung Fehlern gegenüber: „Es gibt keine Kultur, die gern Fehler zugibt. Fehler zu machen, ist nun
mal einfach unangenehm. Die Besonderheit der Deutschen ist vielleicht ihr
Perfektionsstreben. Wir wollen es richtig und gründlich machen. Statt die
Lernchancen zu sehen, wird der „Schuldige" oft abgekanzelt oder bestraft.
Bei den Amerikanern ist das Scheitern weniger stigmatisiert. Da heißt es
nicht: Du kannst das nicht, sondern probiere es noch mal. Beim ersten Mal muss
es nicht gleich perfekt sein.“ (Quelle: wirtschaft+weiterbildung 01_2019, S.
36). Die Lernchancen beim Scheitern sind nicht zu unterschätzen. Amazon-Chef
Jeff Bezos weiß das genau: „Innovation und Scheitern sind wie untrennbare
Zwillinge.“ (Quelle: sueddeutsche.de, Die Billionen-Saga, 5.9.18). Denn Fehler
sind Wegweiser, wo Verbesserungs- oder Veränderungsbedarf besteht. Sie zeigen
uns, wo noch Mangel herrscht oder Strategien nicht greifen. Sie sind nichts
anderes als Helfer – wenn wir es zulassen.