Liebe Sportlerinnen, liebe Sportler, liebe Trainerinnen, liebe Trainer!
Handlungsziele bzw. Prozessziele
Prozessziele beschreiben, wie das Ergebnis erreicht werden soll, welche Handlungen kurz- oder mittelfristig konkret erfolgen müssen, beschreiben den Weg zum Ziel und die Qualität der Handlung. Handlungsziele sind leistungs- und verhaltensorientiert. Sie sind von Fremdverhalten unabhängig.
Nenne 3-5 Kriterien, an denen du deine Zielerreichung erkennen kannst. Diese formulierst du selbst.
Beispielsweise:
„Blick über den Ski. Atmen. Dranbleiben.“
„Voller Energie, mutig, kraftvoll, usw.“
„Optimale Körperspannung, Arme locker, Blick voraus. Atmen.“
Im nächsten Schritt werden dann die Kriterien weitergehend hinterfragt:
„Wie siehst du aus, wenn du energievoll bist? Wie hört sich das an? Wie fühlt sich das an? Wo spürst du die Energie am stärksten?“
Beispiele für Prozessziele
- Sport mit Spaß und Freude.
- „Im nächsten Turnier führe ich nur positive Selbstgespräche, komme was wolle!“
- "Ich steigere meine Ausdauer."
- Rhythmischen Schwung im Golf im Turnier durchhalten.
- Beim nächsten Wettkampf „cool bleiben“
- regelmäßig rechtzeitig ins Bett gehen, um 8 Stunden Schlaf abzubekommen
Zu vage ist die Formulierung „Mein Ziel ist es, mein Bestes zu geben.“
Thomas Braun dazu: „Und sie müssen auch genau wissen, was sie tun müssen, um dieses Ziel zu erreichen. Da reicht es eben nicht zu sagen, „ich will Olympiasieger werden“, sondern da muss der Athlet wissen: Was muss er im konditionellen Bereich machen, was muss er im skitechnischen Bereich machen, was muss er im Umfeld, im Management machen und was muss er möglicherweise auch im psychologischen Bereich machen oder im mentalen Bereich? Und dann gilt es, ihm auch den Weg aufzeigen, wie er dahin kommt.“
Der ehemalige deutsche Skispringer und Olympiasieger Sven Hannawald verrät: „Mein Ziel war nicht Weltmeister oder Olympiasieger, sondern mein Ziel war immer der perfekte Sprung – das hat mich länger motiviert“ (Tigers Career Day, Uni Tübingen, Juli 2014). Der Extremsportler Norman Bücher, der mehr als 100 Marathon- und Ultramarathonläufe absolviert hat, sagt zu seiner Zielsetzung: „Für mich als Extremsportler sind nicht Bestzeiten, irgendwelche Platzierungen oder Rekorde entscheidend. Ich habe, außer einem 5-Kilometer-Volkslauf als Jugendlicher, noch keinen einzigen Wettkampf gewonnen. Das stört mich nicht, solange ich meine persönlich gesteckten Ziele erreichen kann. Nicht die Wettkämpfe sind für mich entscheidend, nicht auf das Sammeln von Marathonläufen kommt es mir an und nicht irgendwelche Medaillen und Pokale motivieren mich. Für mich stehen die persönlichen Erfahrungen bei meinen Laufabenteuern im Vordergrund. Die sehr intensiven Laufmomente bei meinen Abenteuern, sich an seine persönlichen Grenzen heranzuwagen und diese zu überwinden und zu erfahren, was man alles im Leben mit dem Willen und der Vorstellungskraft erreichen kann. Diese Erfahrungen und Eindrücke sind in meinen Augen viel mehr wert als irgendeine Zeit in Minuten und Sekunden.“ (Bücher, 2011, S. 27).
Warum solltest du den Prozess zu Deiner Priorität machen?
Du willst ein gutes Ergebnis erzielen, das verstehe ich. Jeder Wettkampfspieler möchte abliefern und seinen Namen am Ende des Turniers ganz oben auf der Bestenliste sehen. Aber die Frage, die Du Dir stellen solltest, lautet: Erhöht der Versuch, erfolgreich zu sein (oder Misserfolge zu vermeiden) und bestimmte Ergebnisse zu erzielen und vor und während des Wettkampfes darüber nachzudenken, die Wahrscheinlichkeit, dass Du sie erreichst? Meine Erfahrung aus dem Sport Mental Coaching von Hunderten von Sportlern komme ich zu einem anderen Schluss.
Das Nachdenken über das Endergebnis und darüber, was es für Dein Leben bedeuten wird (gut oder schlecht), löst Emotionen und physiologische Veränderungen aus, die nicht dazu beitragen, dass Du während eines Wettkampfes Dein Bestes geben kannst, mental und körperlich. Der Grund dafür ist, dass Du Dich auf etwas Ungewisses konzentrierst.
Wenn wir uns mehr darauf konzentrieren, bei den Aufgaben, die wir zu diesem Zeitpunkt erledigen, präsent zu sein, konzentrieren wir uns auf Gewissheit. Dadurch werden Geist und Körper ruhiger, sodass wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf das richten können, was für eine gute Leistung in dieser Phase des Wettkampfs erforderlich ist.
Du sorgst für den bestmöglichen inneren Zustand und konzentrierst dich auf das, was Dir die besten Chancen auf die gewünschten Ergebnisse bietet. Zu viele Sportler denken darüber nach, was das Ergebnis für sie bedeuten wird, sodass sie den Fokus auf die Aufgabe, die sie in diesem Moment ausführen müssen, verlieren.
Das ganze Leben ist eine Reise und ein fortwährender Lernprozess, und Sport ist ein wertvoller Teil davon. Manchmal denken wir gar nicht an unsere Erwartungen und sporteln, weil es uns Spaß macht. Wenn wir das tun, entwickeln wir uns weiter, denn wir wollen mehr Freude am Sport erleben, und das wird dann zum Schwerpunkt. Als Ergebnis davon entspannt sich unser Geist, der Körper wird locker und wir lernen automatisch. Da in diesem Fall das grundlegende Ziel darin besteht, dass wir an dem Prozess teilhaben wollen, haben wir das Ziel bereits erreicht.
Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört ...
Die Herausforderung, „am Prozess festzuhalten“, besteht darin, ihn tatsächlich umzusetzen. Sobald der Wettkampf begonnen hat, ist es sehr einfach, sich wieder auf das Ergebnis zu konzentrieren und auf alles zu reagieren, was im Wettkampf passiert.
Bei Disziplin geht es darum, Versprechen an sich selbst zu erfüllen, was auch eine Quelle von Selbstvertrauen und Selbstwert ist. Um sich besser auf den Prozess konzentrieren zu können, musst du deine Achtsamkeit und Konzentration verbessern, um das Abschweifen Deiner Gedanken zu reduzieren.
In meinem Online Kurs Sportmentaltraining gibt es eine Lektion, die Dir dabei helfen soll.
Denke im Rahmen Deiner Wettkampf Nachbesprechung darüber nach, wie diszipliniert Du bei Deinem Prozess vorgegangen sind. Bewerte Deine Prozesse kritisch: Welche Optimierungen kannst du vornehmen, um bessere Ergebnisse zu erzielen?
Um erfolgreich zu sein, solltest du dir eine prozessorientierte Denkweise zu eigen machen.