#23 Selbstliebe und Selbstakzeptanz
„Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.“
Oskar Wilde
Ich war im November wieder auf der Wildbichl Alm in den Bergen. Auf dem
Weg ins Tal lief ich hinter einer jüngeren Frau her. Irgendwann blieb sie
stehen, drehte sich um und meinte, es täte gut, dass ich da wäre. Sie hätte
doch ein bisschen Bedenken alleine in den Bergen unterwegs zu sein. Auf dem Weg
ins Tal haben wir uns dann über dies und das unterhalten, unter anderem über
das Thema Beziehung, Partnerschaft, Liebe, Unabhängigkeit, Selbstakzeptanz und
Selbstliebe.
Selbstliebe ist eine Haltung
Eine gute Partnerschaft hängt in meinen Augen unter anderem davon ab,
wie sehr ich mich selbst lieben kann, wie sehr ich mich selbst annehme,
akzeptiere, mit all meinen Stärken, Schwächen, Beschränkungen, Ecken und
Kanten. Feiere deine Ecken und Kanten. Diamanten sind auch nicht rund. Denn
nur, wenn ich mich selbst liebe, werde ich auch geliebt. Ich erwarte ja
ansonsten, dass der Partner/Partnerin etwas in mir sieht, was ich selbst nicht
in mir sehe, bzw. mir etwas schenkt, was ich mir selbst nicht schenken kann.
Die meisten Menschen haben keine wertschätzende Beziehung zu sich selbst
und ihrem Körper. Nimm dir doch jetzt ein Blatt Papier, einen Stift und
schreibe mindestens zehn Sätze, die mit „Ich schätze an mir …“ beginnen.
Höre das Jammern und Kritisieren deines eigenen Körpers und deiner eigenen
Person auf. Stoppe den inneren Kritiker, der dich immer wieder wissen lässt,
dass du nicht klug genug seist, nicht liebenswürdig genug, nicht perfekt genug,
nicht schön genug … Höre auf, wenn du dich morgens im Spiegel anschaust, dir
selbst Ohrfeigen zu verpassen und dich abzuwerten, sondern kümmere dich gut um
dich selbst.
Spiegelübung
Ich stelle oftmals Klienten, vor allem Frauen, vor meinen großen Spiegel
und bitte meine Klienten sich im Spiegel anzuschauen und sich ein paar
liebevolle Worte zu sagen. Was beobachte ich? Die meisten schauen erst mal auf
den Boden. Ich sage dann gerne humorvoll: „Hey, du bist nicht auf dem Boden,
sondern schau dich im Spiegel an, nimm Blickkontakt auf und sage dir zunächst
„Ich mag dich“, „Ich mag an dir …“. Wir haben dann im Vorfeld schon eine Liste
vorbereitet mit Punkten „Ich mag an mir …“. Ich steigere die Übung, bis die
Menschen sich selbst sagen können „Ich liebe mich“. Mache diese Übung für die
nächsten sechs Wochen. Dein Leben wird sich verändern.
Bedingungslose Liebe
„Ich bin okay, du bist okay.“ (Thomas A. Harris) - trifft das auch auf
dich zu oder gehörst du zu den Menschen, die sich zum Beispiel für ein paar
Kilos zu viel auf den Rippen ständig kritisieren, abwerten und sich innerlich
sagen: „Nur wenn du 10 Kilo weniger hast, dann bist du okay“. Lerne, dich zu
akzeptieren so wie du bist mit all deinen Stärken, Kanten, Ecken und Schwächen.
Weitere Spiegelübung
Stelle dich in einem nächsten Schritt komplett nackt vor den Spiegel und
schau dich an, scanne deinen Körper vom Scheitel bis zu den Zehen, aber eben
ohne dich dabei zu kritisieren und nach Pickeln, Makeln, Fett, Besenreisern, …
zu suchen. Sondern sage dir selber: Ich mag an mir meine blauen Augen, meine
schönen Haare, meine schmalen Finger, …
Nimm dir Zeit für dich selbst
Das ist das, was die Frau, die ich heute in den Bergen getroffen habe,
getan hat. Sie hat heute Morgen ihren Partner wissen lassen, dass sie heute
einen Tag mit sich selbst alleine verbringen wolle - ohne ihn. Das war zwar für
ihn hart - ich fand es sehr mutig von ihr, dass sie es konsequent durchgezogen
hatte.
©
Ihre Antje Heimsoeth |