#7 Mehr Zeit für die Familie ‒ 5 Tipps,
wie Sie mehr Zeit für Ihre Lieben haben
Wer Mutter oder Vater ist, kennt das Dilemma: Der Job
fordert seinen Tribut, die Familie ebenso. Zeit ist für Eltern ein kostbares
Gut. Vieles kommt zu kurz, manches bleibt ganz auf der Strecke. „Ich habe keine
Zeit“ ist für mich dennoch nur eine Ausrede. Denn Zeitmanagement ist nicht nur
am Arbeitsplatz, sondern auch als Elternteil vor allem eine Frage der
Prioritäten: Was ist mir jetzt gerade wichtiger? Entsprechend meiner
persönlichen Werte- und Prioritätenliste werde ich agieren. Wer Zeit gewinnen
will, sollte sich zunächst also über seine Prioritäten klar werden: Wofür
investiere ich gerne Zeit? Wofür fehlt mir die meiste Zeit? Wofür oder womit
vergeude ich viel zu oft Zeit? Wie und mit wessen Hilfe kann ich das ändern?
Es geht auch als Familie nicht immer um die Quantität
gemeinsamer Zeit, sondern in erster Linie um die Qualität. Wenn die gemeinsame
Zeit bewusst wahrgenommen und genossen wird, reicht auch wenig davon, um alle
durch den oft hektischen Alltag zu tragen.
Tipp Nr. 1: Aus
Pflichten gemeinsame Erlebnisse machen
Während wochentags die Familie häufig getrennt voneinander
isst, bieten die Wochenenden Gelegenheit für gemeinsame Mahlzeiten. Diese
zuzubereiten, muss nicht an einem allein hängen bleiben. Es macht viel mehr
Spaß, wenn nicht nur das Essen, sondern auch das Kochen gemeinsam stattfindet.
Gemüse schneiden oder schälen können auch schon die jüngsten
Familienmitglieder. Oder jeder übernimmt das Vorbereiten eines Gangs, je nach
Vorliebe. Das zeitgleiche Werkeln in der Küche bietet nicht nur Raum für eine
gerechte Arbeitsteilung, sondern auch für Gespräche und Lernerfahrungen. In
entspannter Atmosphäre bei leichter Beschäftigung erfahren Sie von den anderen
Familienmitgliedern vielleicht mehr, als wenn Sie nur im Vorbeigehen „Wie war
dein Tag?“ fragen, ohne wirklich Zeit zum Zuhören zu haben. Um Anreize zu
schaffen, darf jeder mal die Rezepte auswählen – und gemeinsam aufgeräumt wird
natürlich auch.
Wo keine Putzfrau für Entlastung sorgt, kann auch das
wöchentliche Putzen zur gemeinsamen Pflichtübung werden. Wo mehrere zeitgleich
für Ordnung sorgen, bleibt mehr Zeit des Tages für die schönen Dinge des Lebens
übrig, wie z.B. einen Ausflug o.Ä.
Tipp Nr. 2: Mit der
Familiencollage Ziele vereinbaren
Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Wer als Familie an einem
Strang ziehen und zusammen glücklich sein will, braucht Zielvorstellungen, die
verbinden. Grundlegende Fragen wie „Wo wollen wir als Familie in X Jahren
stehen?“ stellen die Weichen dafür. Eine gemeinsam geschaffene Bildcollage von
den Zielen, die Sie als Familie haben, hilft, an diesen Zielen dranzubleiben.
Nehmen Sie sich Zeit dafür – jeder kann nach geeigneten Bildern und
Schlagworten suchen, jedes Familienmitglied sollte sich in Ruhe darüber bewusst
werden, welche Visionen und Zielvorstellungen es hat. Die fertige Zielcollage
sollte an einem Ort hängen, wo jeder sie häufig sieht. Unterbewusstsein und
Bewusstsein beschäftigen sich dadurch häufig damit, das hilft bei der
Realisierung.
Alle zwei Wochen können Sie eine Familienkonferenz einberufen,
um zu überprüfen, was Sie als Familie getan haben, um Ihren Zielvorstellungen
näher zu kommen oder was dafür gesorgt hat, dass Sie sich davon entfernen. Wenn
auffällt, dass der Collage noch etwas fehlt, kann es ergänzt werden. Ändern
sich Zielvorstellungen, muss sich auch die Collage ändern.
Tipp Nr. 3: Digitale
Zeitfresser eindämmen
Die meisten Menschen verbringen sehr viel Zeit mit
Medienkonsum und der Nutzung von Social Media. Allein Facebook verzeichnet in
Deutschland monatlich rund 680 Millionen Seitenaufrufe. Wie oft klicken Sie in
die sozialen Netzwerke, wie häufig checken Sie Ihre E-Mails am Tag? Jedes Lesen
einer Nachricht bedeutet eine Unterbrechung dessen, was wir gerade tun. Je
öfter wir auf diese Weise abschweifen, desto länger brauchen wir, um uns wieder
auf unsere Tätigkeit konzentrieren zu können. Zu einem guten Selbstmanagement
gehört, sich für wichtige, die volle Aufmerksamkeit fordernde Aufgaben bewusste
Offline-Zeiten zu nehmen – das gilt für die Arbeit genauso wie für wichtige
Gespräche in der Familie oder mit Freunden. Laut Forsa-Institut will dieses
Jahr jeder Fünfte quer durch alle Altersgruppen weniger online sein. Bei den
14- bis 29-Jährigen sind es sogar 38 Prozent.
Ihr Nachwuchs legt das Smartphone in der Freizeit nicht aus
der Hand? Dann führen Sie handy- und tabletfreie Zeiten ein, in denen Sie sich
stattdessen gemeinsam draußen in der Natur bewegen. Viele Sportarten lassen
sich gemeinsam ausüben und jede Art von Bewegung hilft uns, Stresshormone
abzubauen – das dürfte für alle Familienmitglieder von Nutzen sein. Schwer
durchzusetzen? Dann sorgen Sie für Konsequenzen. Wer sich nicht an die
Offline-Zeiten hält, muss z.B. fürs Abendessen sorgen.
Tipp Nr. 4: Auf die
innere Uhr hören
Unser Bio-Rhythmus entscheidet über die Leistungsfähigkeit.
Für einen effektiven Energiehaushalt hilft es, auf den Biorhythmus zu achten.
Um festzustellen, wann Sie am leistungsfähigsten sind, dokumentieren Sie einige
Tage lang die Uhrzeiten, zu denen Sie sich fit fühlen, wann Sie am häufigsten
mit Müdigkeit zu kämpfen haben und wann Sie geistige, kreative Höhenflüge
erleben.
Nutzen Sie die Zeitfenster körperlicher und geistiger
Fitness zum Arbeiten, die Leistungslöcher hingegen können - sofern dies im
Rahmen Ihrer Arbeitszeiten möglich ist - zur Regeneration oder für Tätigkeiten
dienen, die Sie wenig beanspruchen (Spaziergang in der Natur, Ablage etc.).
Zeit mit der Familie am Nachmittag zu verbringen, kann ein echter
Energiespender sein, weil es Sie auf andere Gedanken bringt. Wenn es Ihre
Arbeitszeiten erlauben, gönnen Sie sich zum Beispiel zweimal die Woche
nachmittags eine längere Pause und gehen Sie dafür mit neuer Kreativität und
Produktivität nochmal am Abend an den Schreibtisch.
Tipp Nr. 5: Abschied
vom Perfektionismus
Wenn Sie stets alles perfekt machen möchten, wird die Zeit
nie reichen, um Ihren eigenen Anspruch zu erfüllen. Müssen Sie abends wirklich
noch das Meeting für morgen vorbereiten? Oder schenken Sie die Zeit lieber
Ihrer Frau und gehen dafür am nächsten Morgen früher ins Büro? Es gilt, gut
abzuwägen, wo es sich lohnt, Zeit auf Optimierung zu verwenden und wo auch nur
75 Prozent genügen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Perfektionisten machen
sich selbst das Leben schwer: Sie können nach Feierabend schlechter abschalten,
nehmen die Arbeit gedanklich mit nach Hause, können erzielte Erfolge schlechter
wahrnehmen und genießen.
Also, einfach mal milde mit sich selbst sein, den Haushalt
einer Putzfrau überlassen als Investition in Lebensqualität und sich aufs Konto
der Lebenszufriedenheit besinnen – das speist sein Haben nämlich nicht aus 100
Prozent perfekt gelösten Aufgaben, sondern aus 100 Prozent glücklichen
Momenten, bereichernden Begegnungen und erfüllenden Tätigkeiten.
©
Ihre Antje Heimsoeth |