Unser inneres „Geschwätz“
Es gibt Menschen, von denen wir zum Thema „innerer Dialog“ viel lernen können: Sportler. Sie zeigen uns immer wieder, wie wichtig es ist, sich nicht von negativen Selbstgesprächen lenken zu lassen – auch und vor allem, wenn man einmal ins Hintertreffen gerät. Ob Fußball, Leichtathletik, Reitsport, Golf oder Tennis, es gibt unzählige Geschichten von Sportlern, wie diese mit ihren negativen Stimmungen und Stimmen im Kopf umgehen.
Der erfolgreiche Kunstturner Fabian Hambüchen schreibt in seinem Buch „Den Absprung wagen. Stürzen, aufstehen, siegen lernen“ von einer Waschmaschine, die während wichtiger Wettkämpfe in seinem Kopf gedröhnt hat. Auch Tennisprofi Andre Agassi war lange Zeit von Selbstzweifeln geplagt, „ein Sklave seiner Nerven“, wie er in seinem Buch „Open: Das Selbstportrait“ schreibt. Auf die Frage in einem Interview in Spiegel Panorama aus dem Jahr 2009 „Wie fühlt sich die Rente mit 39 an?“ antwortet Agassi: „Frei. [...] Ich konnte nie ertragen, dass ich nicht perfekt sein konnte, ich hielt nicht aus, wie sehr Niederlagen wehtaten. Es gab da keine Balance: Kein Sieg fühlte sich so gut an, wie eine Niederlage schmerzte. Alles fühlte sich eher so an, als sei ich erschaffen worden, um nie zufrieden zu sein.“ Erst seine Frau Steffi Graf brachte ihm bei: „'Hör auf zu denken', sagte sie, 'es geht ums Fühlen.' Es ging darum, so gut trainiert zu haben, dass man intuitiv spielen kann, durchaus noch bewusst, aber instinktiv, ohne eben ständig alles in Frage zu stellen. Ich war immer ein Denker, viel zu kompliziert.“
Energieräuber für Geist, Seele und Körper
Der innere Dialog hat einen direkten Einfluss auf unsere Energie. Selbstzweifel und unser inneres „Geschwätz“ rauben uns nicht nur geistige Klarheit, sondern auch unsere seelische und körperliche Energie. Wenn wir unseren Geist ständig mit negativen Botschaften bombardieren, fühlen wir uns erschöpft und entmutigt. Ein allgemeines Gefühl der Überforderung macht sich letztlich physisch und psychisch, also mental, bemerkbar. Vereinfacht gesagt: Negative Gedanken erzeugen einen negativen Chemie-Cocktail, und das macht etwas mit uns. Kopf- und Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit und allgemeine Erschöpfung sind die Folge. Wird der toxische Stress durch die negative Stimme in unserem Kopf gar chronisch, dann hat das mitunter drastische Folgen für unserer Gesundheit.
Umgekehrt stärkt eine positive innere Stimme nicht nur unseren Geist, sondern auch unsere Seele und unseren Körper, indem sie uns Zuversicht, Energie und Tatkraft verleiht. Es ist daher essenziell, dass wir lernen, die negative innere Stimme zu erkennen und zu transformieren, um unsere eigene Lebensqualität zu verbessern und wirksamer führen zu können.
Negative innere Stimmen kosten nicht nur Energie und Aufmerksamkeit, die Sie als Führungskraft für andere Dinge brauchen, sie schaden auch unseren Beziehungen – ob privat oder im beruflichen Umfeld. Tragen wir die Negativität nach Außen, müssen sich also andere Menschen immer und immer wieder unsere Probleme und unsere negative Einstellung anhören, hat das negative Auswirkungen. Das heißt übrigens nicht, dass Sie niemandem Ihre „schlechten“ Gefühle zeigen oder Ihre Bedenken äußern dürfen, es sollten nur die richtigen Menschen sein und das Ganze wohldosiert ablaufen. Wir kommen später noch einmal darauf zurück.
Positive Selbstgespräche
Affirmationen sind ein wunderbares Mittel, um das eigene Denken positiv zu beeinflussen. Ich selbst nutze sie im Mental Coaching und wende sie seit vielen Jahren natürlich auch persönlich an. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Dafür gibt es unzählige Beispiele, vor allem aus dem Sport – wir haben es zuletzt bei den Olympischen Spielen in Paris bei Interviews mit Medaillengewinnern immer wieder gehört.
Positive Selbstgespräche stärken das Selbstbild und die Zukunftsperspektive
In den Ausführungen der Oxford University Press „Self-affirmation activates brain systems associated with self-related processing and reward and is reinforced by future orientation“ (National Library of Medicine) wird beschrieben, wie Selbstbestätigung (eine Form von Affirmationen) das Gehirn beeinflusst und welche neuronalen Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Anhand funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) konnte aufgezeigt werden, dass positive Selbstgespräche (Affirmationen) nicht nur subjektiv wahrgenommen werden, sondern auch objektiv messbare Veränderungen in der Gehirnaktivität hervorrufen. Es werden Gehirnregionen aktiviert, die mit Selbstverarbeitung und Belohnung assoziiert sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass Selbstaffirmation das Potenzial hat, langfristig positive Verhaltensänderungen zu fördern, indem sie das Selbstbild und die Zukunftsperspektive stärkt.