Wir leben in einer Zeit, wo Mitarbeitende sehr viel Wertschätzung und Anerkennung einfordern und gleichzeitig eine Transformation über viele Lebens- und Arbeitsbereiche hinweg stattfindet. Die Digitalisierung, der Einsatz künstlicher Intelligenz und globale Krisen zwingen uns im Arbeitsalltag zu Veränderungen und Anpassungen. Während dieses Wandels erleben wir Ängste (Ausweitung des Ukraine-Krieges, Klimawandel, Sanierungspläne, Inflation, Gewalt, Hass und Hetze im Netz, …), Unsicherheit, mitunter Stress und Widerstände. Das spiegelt sich auch im Miteinander wider.
In der Krise werden die Wege kürzer, Informationen werden vielleicht nicht mehr in der gewohnten Ausführlichkeit mitgeteilt, einzelne Bereiche oder Abteilungen fühlen sich dadurch weniger abgeholt oder gar zurückgesetzt. Auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer, an dem ich Ende Januar 2023 teilgenommen habe, bewerteten die Unternehmen das Geschäftsjahr 2023 erstaunlich schlecht.
Akzeptanz und Anerkennung statt Anklagen und Abwenden
Der Preis für Transformation ist ein vorläufiger Rückgang von Wertschöpfung. Das sorgt für Druck und damit auch für Anspannung bei Mitarbeitenden und Führungskräften. Während eines solchen Changeprozesses ist Verständnis füreinander wichtig: Haben die Mitarbeitenden verstanden, wie sich die Situation für das Unternehmen darstellt? Und hat das Management begriffen, wie es den Mitarbeitenden mit den Veränderungen geht? Es geht um gegenseitige Akzeptanz und Anerkennung dessen, was da ist. Veränderungen bergen die Gefahr von Spaltung innerhalb eines Unternehmens. Hierzulande macht sich zunehmend eine Täter-Opfer-Kultur breit, die Führungskräfte zum Täter und Mitarbeitende zum Opfer macht. Das ist eine fatale Entwicklung. Sie verhindert das Aufeinanderzugehen, die Übernahme von Eigenverantwortung und Selbstreflexion. Respekt und Wertschätzung sind keine Einbahnstraße, sondern verlangen nach Wohlwollen auf beiden Seiten. Es geht darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen und einen vernünftigen Umgang miteinander zu pflegen. Es gilt, Führungskräfte aus der reinen Täterrolle und Mitarbeitende aus der reinen Opferrolle zu entlassen und nicht nur Kritik zu üben, sondern konstruktiv an Verbesserungen und Lösungen mitzuwirken
Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit
In Zeiten disruptiven Wandels und multipler Krisen, wie wir sie gerade erleben, ist es nicht leicht, die Motivation hochzuhalten – weder von außen noch von innen. Umso wichtiger ist deshalb neben einer geeigneten Unternehmensstrategie und deren Umsetzung echter Zusammenhalt in der Belegschaft. Die Bereiche HR und IT oder der administrative Bereich fühlen sich innerhalb eines Unternehmens zum Beispiel oftmals geringgeschätzt, obwohl sie Kompetenz bündeln und Partner sein wollen. Es sollte deshalb allen bewusst sein: Auch die zweite Reihe hat Anteil am Erfolg eines Unternehmens. Es gilt deshalb, der Entfremdung entgegenzuwirken, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, sich und anderen klarzumachen, wofür die Arbeit dient.
Bin ich selbstwirksam? Und was habe ich am Ende meines Arbeitstages bewirkt? Für das eigene Wohlbefinden und die Zufriedenheit braucht es das Gefühl, etwas geschafft zu haben und nützlich zu sein.